Duisburg. Ein Start-up liefert in Duisburg jetzt nicht zugestellte Pakete zur Wunsch-Uhrzeit aus. Wem das was bringt, wie es funktioniert, was es kostet.

Der lästige Gang zur Abholstation, um ein nicht zugestelltes Paket abzuholen: Das soll in Duisburg künftig der Vergangenheit angehören. Übernehmen will das Abholen der Liegenbleibsel das Start-up Mr. Postman, geliefert werden soll dann, wenn der Kunde garantiert zu Hause ist, nämlich zur Wunschzeit – sieben Tage die Woche. Was das kostet, und wie das funktionieren soll.

Patrick Giesen aus Mülheim ist Gründer und Geschäftsführer des Start-ups Mr. Postman, das nicht zugestellte Pakete zum Wunschtermin liefert.
Patrick Giesen aus Mülheim ist Gründer und Geschäftsführer des Start-ups Mr. Postman, das nicht zugestellte Pakete zum Wunschtermin liefert. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

28 Pakete bekommt jeder Duisburger im Schnitt pro Jahr, „Duisburg ist im letzten Jahr die Stadt mit den meisten versendeten Paketen pro Einwohner gewesen“, weiß Gründer und Geschäftsführer Patrick Giesen. Zehn Prozent davon würden nicht zugestellt, sieben Prozent direkt an eine Abholstation geliefert, „jedes 6. Paket wird retourniert.“ Für die Bestellkunden bedeutet das in Summe bei jedem dritten Paket Ärger und Frust. Für Mr. Postman ist die Misserfolgsquote der Zustelldienste von Amazon bis UPS das Geschäftsmodell.

Start-up Mr. Postman will das Uber der Paketzustellung werden

Das Prinzip: Mr. Postman will das Uber der Paketlieferung werden. Wie beim amerikanischen Taxidienst kann sich Jedermann als Fahrer registrieren, statt von DHL wird das Päckchen beispielsweise vom Nachbarn zugestellt. Die Postmen sammeln es an der Abholstation ein und bringen es dem Empfänger bis an die Haustür, weil diese Strecke zum Beispiel ohnehin auf ihrem Weg von der Arbeit oder zum Supermarkt liegt.

So funktioniert’s: Der Empfänger scannt seine Paketnummer oder den Code für die Packstation in der App ein, benennt eine Adresse für die Lieferung und sucht sich Wunschdatum und -zeit aus. Sobald das Paket da ist, wird die Lieferung per Scan in der App bestätigt. Bezahlt wird per Paypal oder Überweisung, Neukunden bekommen ein Guthaben von fünf Euro.

Mr. Postman wirbt: Bringen lassen ist billiger und bequemer als selber Abholen

Bequemer und billiger als selber Abholen soll das Bringenlassen für den Empfänger sein: Einen Euro kostet der Service von Mr. Postman, ab dem zweiten Kilometer zusätzlich einen Euro pro Kilometer Entfernung zur Abholstelle, abgerechnet wird die von Google Maps ermittelte Distanz, auf zehn Meter genau. Bei einer Distanz von 1,2 Kilometern kostet die Lieferung also 2,21 Euro – tatsächlich etwas weniger als die knapp 2,50 Euro, die bei einem Kilometerpreis von 50 Cent die Extrafahrt mit dem Auto zum Abholen kosten würde. Für die Abholung von Retouren und frankierten Paketen gilt ein Festpreis von 1,50 Euro.

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Wohin das nicht zugestellte Paket geht und wann, bestimmt der Empfänger: Sieben Tage die Woche wird geliefert, von 6 bis 22 Uhr. Wer will, kann sich seine Lieferung wochentags vor der Arbeit zwischen 6 und 7 Uhr bringen lassen oder auch am Wochenende zwischen 17 und 22 Uhr. Zeitfenster zwischen einer und fünf Stunden sind möglich, gebucht werden muss einen Tag vor Auslieferung. „Das bieten die großen Paketdienstleister nicht“, sagt Gründer Patrick Giesen selbstbewusst. Wobei das junge Start-up den alten Anbietern kein Paket wegschnappen will: „Wir sehen uns nicht als Konkurrenz, sondern als Anschlusslösung für die großen Paketdienstleister.“

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Seit Ende August bietet Mr. Postman seinen Service in Duisburg an, unter anderem läuft die App schon in Mülheim, Düsseldorf und Ratingen, Essen soll bald folgen. Das Geschäft ist noch jung: 300 Downloads zählt die App bisher, 20 Postmen haben sich bislang registriert. Da wird der Gründer auch mal selber zum Paketboten, bis genügend Fahrer an Bord sind.

Mr.-Postman-Lieferservice für Einzelhändler in Duisburg startet im Oktober

Ab Oktober bietet Mr. Postman auch einen Lieferdienst für Einzelhändler an. Das Versprechen: Dann kann das Geschäft vor Ort schneller liefern als Versandriese Amazon. Denn: Die Verfügbarkeit von Büchern oder Schuhen vorausgesetzt, kann der Kunde mittags anrufen und abends die Ware zu Hause auspacken. Für den Laden um die Ecke ein sinnvoller Service, findet auch Wilhelm Bommann vom Einzelhandelsverband Niederrhein: Die Lieferung am selben Tag sei „ein Vorteil“. Von Nord nach Süd durch die ganze Stadt zu liefern, dürfte sich allerdings weniger lohnen: Auch hier gilt der Preis von einem Euro plus einem weiteren Euro für jeden weiteren Kilometer.

Auch Kunden ohne App-Erfahrung sollen ihr Päckchen nicht selber tragen müssen: Eine telefonische Bestellung im Laden tut’s auch, kündigt Gründer Patrick Giesen an. „Das kann auch die Oma ohne Smartphone.“

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  • Mit folgenden Lieferdiensten arbeitet das Start-up Mr. Postman zusammen: Amazon Locker, dpd, DHL, GLS, Hermes, UPS.
  • Pakete, die über die App verschickt werden, dürfen höchstens zwölf Kilogramm wiegen.
  • Unterstützt wird die Geschäftsidee in Duisburg durch Startport, den Start-up-Accelerator des Duisburger Hafens, sowie durch die Universität Duisburg-Essen und die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung.