Duisburg. Die Sieger des Kabarettpreises „Das Schwarze Schaf“ 2021: Florian Hacke, Beier & Hang, Peter Fischer. Was sie der Jury um Mirja Boes boten.
Drei Preisträger und fünf Sieger – das ist die höhere Mathematik des Kabarettpreises „Das Schwarze Schaf“. Von über 80 Bewerbern hatten es fünf in die Finalrunde geschafft und durften sich deshalb als Sieger fühlen. Am Ende setzte sich Florian Hacke durch. Er freute sich über den Titel „Das Schwarze Schaf 2021“ und eine Siegprämie von 6000 Euro.
Zweiter wurde das Duo Beier & Hang. Auf den dritten Platz kam Peter Fischer. Ausgetragen wurde das Finale als reine Online-Veranstaltung in der Mercatorhalle. Über 400 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten die Show live an heimatlichen Endgeräten.
Es waren fünf sehr unterschiedliche künstlerische Handschriften, die die vierköpfige Jury um Schauspielerin und Komikerin Mirja Boes und das Publikum erleben durften. Politik, menschliche Schwächen und vor allem Umwelt und die Absurditäten des modernen Online-Lebens waren zentrale Themen des Abends.
Florian Hacke über Conni: „Da ist keiner schwul, arm oder Moslem“
Kabarettist Kai Magnus Sting- „Gehe ein wie eine Primel“ Florian Hacke aus Kiel rückte das Thema Kindheit in den Mittelpunkt seines Beitrags. Er setzte sich mit Literatur für Kinder auseinander. Der Schauspieler, Poetry Slammer, Kabarettist und Vater tauchte ein in die Welt der Kinderserie und -bücher um Conni. Er entdeckte da neben klassischen Rollenklischees vor allem eine nervende heile Welt fernab jeder Realität. Sein Fazit: „Da ist keiner schwul, arm oder Moslem.“
Hacke verband starke Texte mit konzentriertem Einsatz von Mimik und Gestik. Der routinierte Theaterschauspieler glänzt durch ein wunderbares Gefühl für Timing und Tempowechsel.
Nachdenklichkeit und Pointen, Pausen und Beschleunigung – all das fügt sich zu einem perfekten Vortrag zusammen. Und er lädt sein Publikum zum Mitdenken ein, etwa wenn er am Beispiel von Pippi Langstrumpf das Thema Rassismus diskutiert.
Beerdigung unter Corona-Bedingungen – mit dem allerletzten Like
Von einer starken Bühnenpräsenz lebt auch das Duo Beier & Hang. Die Münchner sehen sich selbst als „schwiegermuttertaugliche Punks“.
Sie huldigen dem schwarzen Humor, wenn sie eine Beerdigung unter Corona-Bedingungen karikieren: „Statt mit einer Schaufel Erde zu kondolieren, gibt es den allerletzten Like-Button.“ Stärkste Nummer war ein mehrminütiger Dialog zweier Computer-Nerds, die mit ihren Start-up-Ideen prahlen. Eine Firma für „Fischmöbel“ soll da den Erfolg bringen. Ein rasanter, im deutsch-englischen Online-Sprech geschriebener Text und eine perfekte Präsentation – was will man mehr.
Auch interessant
Als netter junger Mann von nebenan gab sich der dritte Preisträger Peter Fischer. Ein Troubadour, der Herzen bewegen könne, beschrieb die Jury den Pianisten und Kabarettisten. In einer langen Aufzugfahrt ließ er einen jungen Umweltschützer auf einen Verfechter der traditionellen Lebens- und Wirtschaftsweise treffen. Das über mehrere Etappen geführte Gespräch ist ein Kampf als Auseinandersetzung zweier Typen, die sich nichts zu sagen haben.
Zu hohe Mieten in München: FC Bayern muss auf Schalke spielen
Auch wenn sie keinen Preis erringen konnten, ließen die Goldfarb-Zwillinge aufhorchen. Die beiden jungen Frauen aus Berlin arbeiteten mit einer erstaunlichen Breite an künstlerischen Mitteln.
Sie jonglieren mit Worten, bis sich ein endgültiger Sinn oder Unsinn ergibt. Im nächsten Moment kombinieren sie eine ausgefeilte Bewegungschoreographie mit einem rasanten Text. Oder sie lassen in einer klassischen Spielszene Sarah Wagenknecht und die Ex-AfD-Politikern Frauke Petry irritierende Gemeinsamkeiten entdecken.
Bei Martin Valenske & Henning Ruwe nimmt ein „Fleischfresser“ kein Blatt vor den Mund und die Perspektiven für die Zukunft sind nicht rosig. Wegen zu hoher Mieten muss Bayern München nach Schalke umziehen und der Anstieg des Meeresspiegels wurde vor Hannover gestoppt, heißt es in ihren fiktiven Nachrichten aus dem Jahr 2037.
>> HOMMAGE AN HANNS DIETER HÜSCH
■ Initiiert hat den mit heute insgesamt 12.000 Euro dotierten Preis der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch (1925–2005). Der große Humanist und Poet bezeichnete sich selbst als das „schwarze Schaf vom Niederrhein“.
■ Sein Geist war am Samstagabend in den Moderationen und vor allem in den künstlerischen Beiträgen von Matthias Brodowy spürbar. Brodowy, 1999 erster Gewinner des Schwarzen Schafs, widmete Hüsch in „Altes Kind“ eine ergreifende und stilsichere Hommage.
■ Die gesamte Show ist als Youtube-Video online. Titel: „Finale Das Schwarze Schaf“.
■ Der im Zwei-Jahres-Rhythmus ausgetragene Wettbewerb war 2020 wegen der Corona-Pandemie ausgefallen.