Duisburg. Wegen Missbrauchs steht ein Duisburger (59) vor dem Landgericht. Er soll Sportreisen dazu genutzt haben, sich mit Kindern anzufreunden.

13 Jahre lang soll sich ein 59 Jahre alter Duisburger an Kindern sexuell vergangen haben. Fünf Jungen, die zu Beginn der Taten zwischen fünf und 12 Jahren alt waren, sollen seinen illegalen Neigungen zum Opfer fallen gewesen sein. Zu vier Opfern soll der Angeklagte den Kontakt bei Sportreisen geknüpft haben. Sein Job gab ihm dafür die beste Gelegenheit: Er war Angestellter beim Landessportbund und bei einem auf solche Fahrten spezialisierten Reisebüro.

Die Fahrten soll der Mann, der sich nun vor dem Landgericht am König-Heinrich-Platz verantworten soll, zum Teil selbst organisiert und an ihnen als Betreuer teilgenommen haben. Er soll die Touren mit Kindern und Jugendlichen dazu genutzt haben, den Kontakt zu potenziellen Opfern aufzunehmen. Nach den Urlauben soll er ihn gehalten, sich mit den Kindern und ihren Erziehungsberechtigten angefreundet haben.

Duisburger soll sich ins Vertrauen von Kindern und Eltern eingeschlichen haben

Die 2. Große Strafkammer des Landgerichts Duisburg, die in diesem Fall mit drei Berufsrichtern und zwei Schöffen besetzt ist, muss über den Fall urteilen.
Die 2. Große Strafkammer des Landgerichts Duisburg, die in diesem Fall mit drei Berufsrichtern und zwei Schöffen besetzt ist, muss über den Fall urteilen. © Foto: Bodo Malsch

Nachdem er sich in das Vertrauen der Geschädigten und deren Eltern eingeschlichen hatte, soll er die Kinder in seiner Wohnung, in den Wohnungen von Opfern und bei privaten Auslandsreisen furchtbar missbraucht haben. Die Anklageschrift listet als Tatorte deshalb neben Duisburg und Krefeld auch die Niederlande, Dänemark, Frankreich und Österreich auf.

Den letzten Jungen, der seinen Neigungen zum Opfer gefallen sein soll, kannte er nicht von einer Sportreise: Der kleine Junge soll der Sohn einer Cousine des Angeklagten sein. Und dessen Patenkind.

Der 59-Jährige machte den Ermittlern ihre Aufgabe leicht, als er im August 2020 festgenommen wurde. Umgehend soll er gestanden haben, dass er sehr viele Taten begangen habe. Und er soll die Beamten auf entsprechende Datenbanken in seinem Computer aufmerksam gemacht haben: Dort fanden sich Video-Aufnahmen, mit denen der 59-Jährige fast alle Übergriffe dokumentierte.

Verteidiger kündigte weit gehendes Geständnis an

Zu Beginn des Prozesses wollte der Angeklagte sich noch nicht zu den Vorwürfen äußern. Sein Verteidiger kündigte für den nächsten Verhandlungstag allerdings ein „weit gehendes Geständnis“ an. Grund für den Aufschub der Einlassung: Eine psychiatrische Sachverständige war beim Verfahrensauftakt terminlich verhindert. Und der Gutachterin kommt in dem Prozess eine zentrale Rolle zu.

Von ihrer Expertise wird am Ende des Prozesses – drei weitere Sitzungstage sind bis Ende Juni angesetzt – aller Voraussicht nach abhängen, ob der Angeklagte eine Freiheitsstrafe in einem Gefängnis antreten muss, oder ob er für unbefristete Zeit in eine psychiatrische Anstalt muss. Für den Fall, dass seine Schuldunfähigkeit nicht stark eingeschränkt war, er aber als gemeingefährlicher Wiederholungstäter eingestuft werden muss, droht ihm auch eine über eine Freiheitsstrafe hinausgehende Sicherungsverwahrung.

>> LANDESSPORTBUND KÜNDIGTE DUISBURGER

■ Nach der Verhaftung des 59-Jährigen leitete der Landessportbund unverzüglich ein Kündigungsverfahren ein.

■ Die Kripo durchsuchte im Rahmen der Ermittlungen auch den Arbeitsplatz des Mannes.