Duisburg. In Duisburg hätte eine nächtliche Ausgangssperre schon früher geholfen. Warum sie in Corona-Hotspots Ansteckungen verhindern wird. Ein Kommentar.

Eine nächtliche Ausgangsbeschränkung hätte bereits vor der Bundes-Notbremse dazu beitragen können, Neuinfektionen im Hotspot Duisburg zu verhindern, besonders in den Hochinzidenz-Bezirken der Stadt. Es spricht jetzt – in Duisburg sind mehr Fälle bekannt als je zuvor – fast nichts mehr dagegen. Die Stadt aber hätte wie andere Kommunen schon früher versuchen sollen, eine Ausgangssperre zu verhängen.

Keine Frage: Auch eine auf die Nacht beschränkte Ausgangssperre ist (selbst in der milden deutschen Variante) für einige ein besonderer Eingriff in die persönliche Freiheit. Für die übergroße Mehrheit aber ist dieser eine geringe Belastung – eine Kleinigkeit im Vergleich zu dem, was seit über einem Jahr Gastronomie, Kulturschaffende und Familien mit Kita- und Schulkindern ertragen.

Was einige nicht verstehen wollen: Die Ausgangssperre soll nicht gesunde Ausflüge an die frische Luft verhindern (– Alleingänge sind noch dazu bis Mitternacht erlaubt), sondern Ansteckungen drinnen! Diese Maßnahme verhindert Aufenthalte in Hochrisikozonen: in Räumen anderer Haushalte, in denen die ansteckendere Virus-Mutante unbemerkt in Aerosolwolken schwebt.

Die Ausgangssperre kann Leichtsinnige von solchen Besuchen abhalten und erhöht das Risiko für Uneinsichtige, auf dem Weg von Tür zu Tür aufzufallen, sich rechtfertigen zu müssen. Eine Voraussetzung: kontinuierliche Kontrollen.

 Philipp Wahl, Redaktionsleiter der WAZ Duisburg, kommentiert die nächtliche Ausgangsbeschränkung für Duisburg durch die Bundes-Notbremse.
 Philipp Wahl, Redaktionsleiter der WAZ Duisburg, kommentiert die nächtliche Ausgangsbeschränkung für Duisburg durch die Bundes-Notbremse.

Die Zahl derer, die sich in Duisburg über die Kontaktbeschränkungen hinwegsetzen, ist nach wie vor nicht zu unterschätzen. Das gilt besonders für Jugendliche. Polizei und Ordnungsamt berichten zudem weiterhin selbst von Feiern in migrantisch geprägten Vierteln mit hohen Fallzahlen – leider noch ein Argument für die Ausgangssperre.

Diese ist des Weiteren trotz der Ausnahmen verständlich für Bürger. Und für Polizei und Ordnungsamt einfacher zu kontrollieren und zu sanktionieren als etwa Kontaktbeschränkungen in Privaträumen oder die umstrittene Maskenpflicht auf Straßenabschnitten. Ein weiterer Faktor: die Symbolkraft dieses kurzzeitigen Ausnahmezustandes.

Vor allem aber: Ausgangssperren bremsen ansteigende Infektionswellen nachweislich – in Kombination mit anderen Lockdown-Maßnahmen. Oft hinkende Vergleiche mit anderen Ländern kann man sich sparen. Fragen Sie nach in Solingen, Flensburg oder Berchtesgaden.