Duisburg-Obermeiderich. In Duisburg leiden Anwohner unter Lkw-Lärm von der sanierungsbedürftigen Oberhauser Straße. Darum kann es vor 2023 keine Lösung geben.

Die Politik und die Stadt Duisburg sind sich einig: Die teils marode Oberhauser Straße in Obermeiderich muss dringend erneuert werden. Vor allem soll das dort streckenweise verlegte Kopfsteinpflaster verschwinden, über das bereits in sehr frühen Morgenstunden Lastwagen fahren. Über diesen Lasterlärm beschweren sich Anwohner schon lange. Diese sollen endlich wieder ruhig durchschlafen können. Bei der Sanierung wollen die Grünen und Die Linke im Bezirk jetzt aufs Gas drücken und wissen dabei die politische Mehrheit hinter sich. Trotzdem gibt es keine schnelle Lösung. Diese Ohnmacht hat mehrere Gründe.

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Dabei mutete der Antrag der gemeinsamen Fraktion von Grünen und Linken zunächst unkompliziert an, als sie ihn im August, in der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Meiderich/Beeck vor der Kommunalwahl, stellten: Auf der Prioritätenliste der städtischen Straßen, die im Bezirk die Reihenfolge vorgibt, wann Straßen um- oder ausgebaut werden, sollte die Oberhauser Straße von Platz acht nach fünf hochrutschen.

Anwohner befürchten noch mehr Verkehrslärm durch geplanten Supermarkt

„Dort ist ein dauerndes Kommen und Gehen“, leitete Detlef Feldmann (Linke) seine Antragsbegründung ein und machte als Lärmursache vor allem den Lkw-Verkehr zum und vom Recyclingunternehmen DRZ (Duisburger Recycling Zentrum) an der Oberhauser Straße aus. Bei stichprobenartigen Lärmmessungen habe die Fraktion eine Lautstärke bis zu krankmachenden 85 Dezibel festgestellt. Dass dies zu viel ist, fanden auch die übrigen Parteien. Zumal Anwohner bereits im Frühjahr noch mehr Lkw-Verkehr und -lärm befürchteten und daher sogar einen geplanten Supermarkt ablehnten, der die Discounter Penny und Kik ersetzen wird.

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Obwohl sich die Bezirkspolitik einig war, dass die Oberhauser Straße zwischen der Autobahn 3 und der Obermeidericher Straße erneuert werden muss, regte sich Widerstand gegen den Antrag. Denn wie Bezirksbürgermeisterin Daniela Stürmann (SPD) erläuterte, würde ein Listenplatz fünf etwa zulasten der Friedrich-Ebert-Straße und der Neanderstraße in Beeck gehen und deren Sanierungen verzögern.

So verwies der CDU-Fraktionsvorsitzende Christof Eickhoff darauf, dass in Beeck eine höhere Bevölkerung betroffen sei als in Obermeiderich und Klaus-Dieter Peschel (SPD) betonte, dass die vielen Senioren, die an der Neanderstraße wohnten auf die Maßnahme angewiesen seien. „Dass unsere Straßen kaputt sind, wissen wir alle“, ergänzte die SPD-Vize Vanessa van Bösekoem und signalisierte daraufhin die Zustimmung der Sozialdemokraten zu einem CDU-Vorschlag: Die Oberhauser Straße soll demnach als zusätzliche Maßnahme außerhalb der Prioritätenliste erneuert werden – und das schnellstmöglich.

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Vor der Straßensanierung müssen die Wirtschaftsbetriebe den Kanal erneuern

Ob die Oberhauser Straße aber überhaupt früher als aktuell geplant in drei Jahren ausgebessert werden kann, beeinflussen maßgeblich die städtischen Wirtschaftsbetriebe (WBD), die dort den Kanal erneuern wollen. Natürlich soll die Straße nicht saniert werden, bevor sie für die Kanalarbeiten aufgerissen werden müsste. So beauftragte die Bezirksvertretung letztlich einstimmig die Stadtverwaltung, zu prüfen, ob die Wirtschaftsbetriebe den Kanal früher erneuern können, um die Sanierung der Straße vorzuziehen.

In Obermeiderich regt sich Widerstand gegen neuen SupermarktVorgreifen möchte man im Rathaus jetzt, gut zwei Monate später, dem offiziellen Ergebnis indes nicht. Doch nach Informationen dieser Redaktion wird es nicht dazu kommen, dass der derzeitige Zeitplan umgeschmissen wird. Denn solche Maßnahmen haben eine lange Vorlaufzeit. „Die Planung einer Straßenbaumaßnahme gestaltet sich deutlich komplexer als man möglicherweise annimmt. Jede Straße muss als Einzelfall gesehen werden und beinhaltet immer völlig verschiedene Aspekte und Herausforderungen“, erläutert Stadtsprecherin Gabi Priem. „Vom Beginn bis zur Realisierung einer Maßnahme kann aber durchaus ein Zeitraum von 18 bis 24 Monaten vergehen.“

Darum lassen sich die Bauarbeiten nicht beschleunigen

Auch eine Kanalbaumaßnahme, wie sie in Obermeiderich vorgesehen ist – fast 70 Meter müssen erneuert werden – braucht laut WBD-Sprecherin Birthe Dreyhaupt von Planungsbeginn bis Abschluss auf der Baustelle etwa zwei Jahre. „Die Maßnahme ist auf unserer Prioritätenliste bereits weit oben angesiedelt. Mit der Planung wird nächstes Jahr begonnen“, so Dreyhaupt zur Oberhauser Straße. „Demnach ergibt sich ein Projektabschluss in 2023.“

Anwohner mag vielleicht etwas besänftigen, dass zunächst kein zusätzlicher Lieferverkehr durch den künftigen Supermarkt zu erwarten ist. Denn bis er gebaut und eröffnet werden darf, müssen dafür die entsprechenden Bebauungs- und Flächennutzungspläne geändert sein – und auch das sind langwierige Prozesse.

>> BAUMASSNAHMEN DAUERN LANGE

• Bis eine Straßenbaumaßnahme realisiert und abgeschlossen wird, läuft das Prozedere laut der Stadt Duisburg grob wie folgt ab: Grundlagenermittlung und Vorplanung, Entwurfs- und Ausführungsplanung, Mittelbereitstellung, Baubeschlussvorlage, Ausschreibung und Vergabe des Auftrags, Ausführung der Bauarbeiten.

• „Jeder genannte Abschnitt beinhaltet viele einzelne Schritte, welche durch Kriterien wie Art und Umfang der Maßnahme, Beteiligungen, Bau unter Voll- oder Teilsperrung und so weiter auch die zeitlichen Ressourcen unterschiedlich beansprucht“, so Stadtsprecherin Gabi Priem. Daher könne man nicht pauschal sagen, wie lang ein Abschnitt brauche. Grundsätzlich vergehen aber von der Planung bis zur Realisierung einer Maßnahme anderthalb bis zwei Jahre.

• Nicht immer wartet die Politik auf Kanalarbeiten, um Straßen zu sanieren. Bei der maroden Mühlenfelder Straße in Untermeiderich will sie beispielsweise 165.000 Euro für provisorische Reparaturen investieren.