Bochum. Ein Projekt aus Bochum soll zur Wärmewende in der gesamten Region beitragen. Dabei helfen sollen ehemalige Zechen – wie die in Querenburg.

Eine Grubenfahrt der etwas anderen Art: Ohne die typischen weißen Kittel und auch ohne sich überhaupt vom Platz zu bewegen, ging es am Donnerstag (3. September) hinab in eine ehemalige Bochumer Steinkohlezeche. Doch nicht etwa für Menschen, sondern für eine Kamera. Mit einem Seil wurde diese in ein 64 Meter tiefes Loch hinabgelassen, gen Grubengebäude einer ehemaligen Kleinzeche auf dem Gelände der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG in Querenburg. Die Demonstration des Projektes „Heatstore“.

Florian Hahn, Projektleiter von„Heatstore“, zeigt Proben, die sein Team bei der Bohrung des ersten Loches an die Oberfläche gebracht hat: Es handelt sich zum Beispiel um Kohle.
Florian Hahn, Projektleiter von„Heatstore“, zeigt Proben, die sein Team bei der Bohrung des ersten Loches an die Oberfläche gebracht hat: Es handelt sich zum Beispiel um Kohle. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

„Heatstore“ soll zeigen, ob eine saisonale Speicherung von Wärme in der ehemaligen Steinkohlezeche möglich ist. Insgesamt führt das Team um Projektleiter Florian Hahn dafür drei Bohrungen durch. Schätzungsweise 20 Zentimeter Durchmesser hat eines dieser gebohrten Löcher, durch das sich die Kamera den Weg in die Tiefe bahnt – vorbei an Tonstein, Sandstein und Kohle.

Grubenfahrt mit der Kamera: Vorbei an Holz- und Kohlefasern

Nach 19 Metern macht die Kamera eine Pause, deutlich und mit bloßem Auge sind auf dem Live-Video das auf einen benachbarten Bildschirm übertragen wird, Fasern von Holz und Kohle zu erkennen. Die Bilder bieten einen faszinierenden Eindruck, doch dieser ist nicht das eigentliche Ziel. Vielmehr soll das Projekt einen Beitrag zur Wärmewende in der Region leisten. Mit Hilfe von sogenannten Parabolspiegeln soll Sonnenenergie gewonnen und im Grubengebäude zwischengespeichert werden.

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Die Bohrlochmessungen und Pumptests zeigen erste Ergebnisse. „Der positive Verlauf stimmt uns sehr optimistisch, die Bergbaufolgenutzung als Wärmespeicher für weite Teile des Ruhrgebiets umsetzen zu können“, sagte Rolf Bracke, Leiter des Fraunhofer Instituts für Energieinfrastrukturen und Geothermie, anlässlich der „16. NRW Geothermiekonferenz“. Auch Projektleiter Hahn ist zufrieden: „Man weiß vorher nie, was einen erwartet. Wir haben hier mit relativ geringen Möglichkeiten das Maximum rausgeholt. Drei von drei Bohrungen waren erfolgreich, diese Quote ist doch in Ordnung“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Fernwärmenetze sollen nach Abschalten der Kohlekraftwerke genutzt werden

„16. NRW Geothermiekonferenz“ in Bochum

Die Grubenfahrt mit der Kamera hat im Rahmen der „16. NRW Geothermiekonferenz“ im Fraunhofer Institut in Bochum-Querenburg stattgefunden.

In der Webkonferenz ging es um Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der Geothermie, internationale und nationale Projekte sowie Projekte nationaler Energieversorger.

Mit dabei war auch NRW-Wirtschaftsstaatssekretär Christoph Dammermann.

Ziel des Projektes ist, in einem weiteren Forschungsvorhaben die Solarenergie des vorgeheizten Grubenwassers mittels einer Hochtemperatur-Wärmepumpe in das bestehende Fernwärmenetz Bochum-Süd zu übertragen. „Damit möchte das Fraunhofer IEG untersuchen, ob die bestehenden Fernwärmenetze an Rhein und Ruhr auch nach dem Abschalten der Kohlekraftwerke durch die Nutzung der Bergwerke als Wärmespeicher weiterhin betrieben werden können“, so Bracke.

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Nach etwas 21 Metern unter der Erdoberfläche ist Schluss mit der guten Sicht auf Kohle und Holzfasern, die Kamera wird in das Grundwasser hinabgelassen. Nun sieht der Betrachter nur noch die Umrisse des Bohrlochs, das noch weitere 40 Meter in die Tiefe geht, bis es das Grubengebäude erreicht, dass das Projektteam erbohrt hat.

Deutlich tiefere Bergwerke sollen erkundet werden

Noch bis Mai 2021 läuft das national und europäisch geförderte Projekt. Hahn hofft, dass es eine Verlängerung gibt. Langfristig hat das Fraunhofer Institut das Ziel, auch deutlich tiefere Bergwerke erkunden zu können.