Duisburg. Die Duisburger Schnelltestzentren haben am Freitag ihre Arbeit aufgenommen. Die Nachfrage ist groß. 15 Minuten Hoffen und Bangen aufs Ergebnis.

Seit Freitagmorgen können Duisburger einmal wöchentlich einen kostenfreien Schnelltest machen lassen, und wissen nach 15 Minuten, mit hoher Wahrscheinlichkeit, ob sie Corona-negativ oder -positiv sind. Die Online-Terminvereinbarung verlief am Donnerstag problemlos. Am Freitagvormittag, kurz nach Start, gibt es ein paar Verzögerungen am Theater am Marientor (TaM) – die aber alle geduldig in Kauf nahmen, um das ersehnte Stück Papier in den Händen zu halten. Ein Selbstversuch.

Corona-Schnelltest im Selbstversuch: Fabienne Piepiora wollte wissen, ob sie sich in den vergangenen Tagen irgendwo mit Covid-19 angesteckt haben könnte.
Corona-Schnelltest im Selbstversuch: Fabienne Piepiora wollte wissen, ob sie sich in den vergangenen Tagen irgendwo mit Covid-19 angesteckt haben könnte. © RR | Foto: RR

Eine ältere Dame steht orientierungslos vor drei Schildern. Durch den Haupteingang geht’s zum klassischen PCR-Test. Hier müssen alle hin, die unter Verdacht stehen, sich mit Covid-19 angesteckt zu haben. Links herum dürfen alle, die einen Impftermin ergattert haben. Auf der rechten Seite warten diejenigen, die einen Schnelltest machen möchten. Es ist wie an der Supermarktkasse: Ich muss mich in die längste einreihen. Um 10.30 Uhr soll ich am TaM erscheinen. Diese Uhrzeit haben offenbar auch noch ein paar andere gebucht.

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Stadtsprecher warnt: „Kein Freifahrtsschein“

Ein paar Positionen vor mir entdecke ich eine Bekannte. „Und, wie geht’s dir?“ hat auf einmal einen ganz anderen Klang, wenn man vor dem Corona-Zentrum ansteht. Derweil lotst der Mann vor mir in der Schlange eine Seniorin zum Impfzentrum. „Sind Sie vom Fach?“, fragt sie. „Nee, aber meine Mutter ist vorige Woche geimpft worden, deshalb war ich schonmal hier.“ Nun wartet er und liest parallel auf seinem iPad. Ich gehe in Gedanken durch, ob ich eigentlich genügend Klopapier zu Hause hätte, sollte der Schnelltest positiv ausfallen. Einkaufen war ich jedenfalls vorher nicht. Freunde habe ich in den vergangenen Wochen vorwiegend auf Abstand draußen zum Spazieren gehen getroffen. Der Test soll nun das Gefühl von Sicherheit und Freiheit wieder bringen.

Jörn Esser, Sprecher der Stadt Duisburg, warnt allerdings: „Ein negatives Testergebnis ist kein Freifahrtschein, die Corona-Regeln auf die leichte Schulter zu nehmen oder bei vorbeugenden Corona-Maßnahmen leichtsinnig zu werden. Insbesondere vor dem Hintergrund der derzeit ansteigenden Inzidenz und der hohen Ansteckungsgefahr durch Mutationen. Zumal ein negatives Testergebnis nur eine Momentaufnahme ist.“ 9000 Tests könne die Stadt pro Tag an allen 14 Schnellteststationen durchführen. „Der Einsatz der Schnellteststellen in den Bezirken dient insbesondere dazu, das Infektionsgeschehen besser eingrenzen zu können.“

Oberbürgermeister Sören Link lobt denn auch sein Team: „Obwohl wir zur Umsetzung der Schnelltestzentren praktisch keine Vorlaufzeit hatten, ist es uns in einem großen Kraftakt gelungen, die gesamte Logistik schnell an den Start zu bringen. Dafür möchte ich mich bei allen Mitarbeitenden herzlich bedanken.“

Neue Normalität: 15 Minuten Wartezeit bis zum Ergebnis

Nach einer halben Stunde nähere ich mich jedenfalls dem freundlichen Mitarbeiter, der überprüft, dass ich auch wirklich einen Termin ausgemacht habe. Vorher muss ich noch eine Wartenummer ziehen. Die „69“ wird später meiner Probe zugeordnet.

Das Schnelltest-Zentrum an der Rhein-Ruhr-Halle ist als „Walk In“ gestaltet. 9000 Duisburger können sich pro Tag testen lassen.
Das Schnelltest-Zentrum an der Rhein-Ruhr-Halle ist als „Walk In“ gestaltet. 9000 Duisburger können sich pro Tag testen lassen. © FUNKE Foto Services | Foto; STEFAN AREND

Neben dem Eingang „Parkett rechts“ stehen ein paar Stühle. „Bitte Platz nehmen und einmal die Maske abnehmen“, erklärt die Dame in weiß. Dann bereitet sie das Stäbchen vor. Erst stochert sie im Rachen herum, anschließend schiebt sie es durch das rechte Nasenloch - bis kurz vors Hirn. Die Augen tränen – automatische Reaktion des Körpers, weiß sie. Für Erwachsene ist das unangenehm, Kinder fangen an zu weinen. „Würde ich das wohl zu Hause fertig bringen?“, frage ich mich. Hier weiß ich wenigstens, dass alles ordnungsgemäß abläuft. Die Probe kommt in eine Schachtel. Eine Eieruhr wird auf 15 Minuten gestellt. Der Nächste nimmt zum Testen Platz. Für mich heißt es: warten. Alle, die schonmal Ergebnisse von einer ärztlichen Untersuchung herbeigesehnt haben, ahnen, dass eine Viertelstunde ziemlich lang werden kann.

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Geduld ist nicht meine Stärke. Ist das die neue Normalität - einmal pro Woche zum Test? Andree Hack, Krisenstabsleiter der Stadt, sagt: „Wir müssen gemeinsam einen Weg finden, wie wir so schnell, so effektiv und so sicher wie möglich zurück in die Normalität finden. Dazu gehört auf der einen Seite das Impfen,auf der anderen Seite aber auch intensives Testen.“

Bevor meine Gedanken weiter kreisen, kommt zum Glück eine Dame in einem weißen Kittel und überreicht mir einen Zettel: „Das Testergebnis kann als SARS-CoV-2 negativ gewertet werden.“

>> 2526 Tests für den ersten Tag gebucht

Für den ersten Tag der 14 verschiedenen Schnelltest-Standorte zieht die Stadt eine positive Bilanz. Für den Freitag waren 2526 Termine gebucht worden. Bis zum Nachmittag waren 1395 Tests durchgeführt worden. Die Zentren sind in der Regel montags bis sonntags von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Nähere Infos im Netz: www.du-testet.de

„Grundsätzlich war es ein erfolgreicher Start, auch wenn sich die Abläufe noch einspielen müssen“, so Stadtsprecher Esser.

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