Duisburg. Lieferando startet ab sofort in Duisburg mit einer eigenen Lieferflotte – und lockt Restaurants. Gewerkschaft kritisiert Bedingungen für Fahrer.
Lieferando startet ab sofort mit einer eigenen Flotte in Duisburg. Zunächst sollen 40 Fahrer mit der auffälligen orangefarbenen Kleidung für den Essenslieferdienst auf Radwegen und Straßen unterwegs sein. Im Laufe der nächsten Monate plant das Unternehmen nach eigenen Angaben einen Ausbau auf bis zu 200 Fahrer. Von dem Angebot sollen Restaurants und Imbisse profitieren, die keinen eigenen Lieferservice anbieten.
Neu ist Lieferando, eine Tochtermarke des holländischen Konzerns Takeaway, in Duisburg nicht. Die Plattform für Essenbestellungen gibt es in der Stadt an Rhein und Ruhr schon länger. Laut Angaben des Unternehmens bieten auf dem Online-Marktplatz rund 400 Duisburger Restaurants Speisen an.
Lieferando startet mit eigener Flotte in Duisburg
Jedoch: Bisher hat der umstrittene Branchenriese Essensbestellungen über das Internet und die App nur vermittelt und die eigentliche Lieferung den Restaurants überlassen. Das soll sich nun ändern: „Durch die nun zubuchbare Lieferflotte benötigt der Gastronom weder eigene Fahrzeuge noch Fahrer.“
Mit dem einfachen Einstieg in den Online-Bestellmarkt rechnet Lieferando damit, dass das Angebot für Konsumenten in Duisburg weiter wächst. Zum Start präsentiert das Unternehmen gleich bekannte Namen: So setzen zukünftig etwa Matus Burritos am Ludgeriplatz und die Fischmanufaktur Wilken auf den Lieferservice per Fahrrad.
Plattform hofft auf Beteiligung neuer Restaurants – und verdient an Provisionen
Lieferando hofft auf die Teilnahme weiterer Gastronomen: „Für erstmals auf dem Online-Marktplatz gelistete Restaurants sind sowohl die Vermittlung als auch die Auslieferung von Bestellungen rund vier Wochen lang kostenfrei“, wirbt Lieferando-Sprecher Oliver Klug. Danach fallen Provisionen an.
Das Geschäftsmodell ist simpel: Das Unternehmen stellt die Plattform, das Bestellsystem und die Lieferlogistik. Dafür verdient Lieferando bei jeder Bestellung mit – sofern der Kunde die Speisen nicht selbst abholt. Bringt das Restaurant die Speisen zum Konsumenten, fallen 13 Prozent Provision für die Nutzung der Plattform an. Treten zukünftig in Duisburg die neuen Lieferando-Boten für die Auslieferung in die Pedale, liegt die Beteiligung bei 30 Prozent.
Restaurants im Lockdown: Ausweg Lieferdienst?
Gastronomen sei es möglich, so Klug, den Vertrag mit Lieferando monatlich zu beenden. Der Service sei deshalb auch für Restaurantbetreiber interessant, die sonst in Gasträumen bewirten, denen aber durch die Corona-Krise und den Teil-Lockdown dieser Umsatz komplett weggebrochen ist.
Etliche Einrichtungen in Duisburg, die sonst Gäste vor Ort bewirten, hatten zu Beginn der Pandemie provisorisch und ohne Lieferando im Hintergrund ihr Essen frei Haus geliefert oder auch zum Abholen angeboten. Einige Gastronomen hatten diesen eigenen Service aufgrund der geringen Umsätze aber nach kurzer Zeit wieder eingestellt. Lieferando schaffe im Internet jedoch eine deutlich höhere Sichtbarkeit, so Klug.
Plattform wächst in der Corona-Krise deutlich
Es verwundert kaum, dass das Unternehmen Lieferando, das nach dem Kauf der Delivery Hero-Marken wie Lieferheld und Foodora zum Monopolisten aufgestiegen ist, im Teil-Lockdown stetig wächst. 2020 wickelte die Firma nach eigenen Angaben rund 112 Millionen Bestellungen ab und verbuchte ein Plus von 43 Prozent zum Vorjahr. Die Nutzung in Duisburg sei vergleichbar gestiegen.
Zu den zukünftigen Fahrern in der Stadt sagt Lieferando, dass „alle regulär angestellt, entsprechend abgesichert und umfassend versichert“ seien. Das Unternehmen rühmt sich auch damit, dass Fahrer Urlaubsentgelt und eine Lohnfortzahlung bei Krankheit erhalten.
Kritik an den Arbeitsbedingungen der Fahrer
In der Vergangenheit hatte es schon häufiger Kritik an den Arbeitsbedingungen der Kuriere gegeben. So stünden die Fahrer unter permanentem Zeitdruck, gleichzeitig erfasse die App der Mitarbeiter sekundengenau, wie viel Zeit für eine Auslieferung benötigt wurde.
Auch interessant
Gegenwind gibt es auch von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten: Sie kritisiert, dass Fahrer ihre Fahrräder selbst mitbringen und bei Defekten auf eigene Kosten ersetzen müssen. Dafür zahlt das Unternehmen eine Verschleißpauschale von zehn Cent pro Kilometer. Außerdem werde Equipment wie Helme und wetterfeste Jacken von Lieferando kostenlos gestellt.