Duisburg. Zwischen der Landesregierung und der Stadt Duisburg tobt ein Streit um die Entscheidungshoheit - auf dem Rücken von Familien. Ein Kommentar.

Am Ende geht es um nicht weniger als um Leben und Tod. Deshalb ist es auch alles andere als lustig, welches Machtspiel zwischen der Landesregierung und der Stadt Duisburg tobt, vor allem im Lichte der bundesweit geltenden Regeln.

Kurz zur Erinnerung: Bund und Länder hatten Anfang März beschlossen, dass die Lockdown-Regeln wieder in Kraft treten, sobald die Sieben-Tage-Inzidenz in einer Region an drei aufeinanderfolgenden Tagen auf mehr als 100 steigt. Da es in Duisburg seit sieben Tagen mehr als 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen gibt, will Oberbürgermeister Sören Link also handeln.

Für Schulschließungen gilt: Grenzwerte sind das Maß aller Dinge

Sein Vorstoß, die Schulen zuzumachen, wurde jedoch vom Land torpediert. Der Alternativ-Plan, wenigstens die Kitas wieder in den Notbetrieb zu versetzen, wurde postwendend vom Land ausgebremst: Es könne jetzt nicht jeder Oberbürgermeister „nach Gutdünken“ Maßnahmen verkünden, sagt Familienminister Joachim Stamp. Aber nicht Gutdünken, sondern verabredete Grenzwerte sind hier das Maß der Dinge. Ein bisschen Trotz vielleicht auch.

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An der Uneinigkeit der Duisburger Schulleiter in dieser Frage sieht man, wie komplex das Thema ist, wie unterschiedlich die Rahmenbedingungen in jeder Kommune, jeder Schule sind. Sinnvoll wäre es wohl, wieder zu einer sachlichen, klug abwägenden Entscheidungspolitik nach verlässlichen Absprachen zu kommen, die das Wohl aller im Blick hat und auch Entscheidungen für kleinere Cluster möglich macht.

Denn bei all den Debatten darf man nicht vergessen: Jede große Entscheidung für Kitas und Schulen trifft zigtausende Familien, und die meisten schütteln schon länger nur noch fassungslos mit dem Kopf.