Auch in Duisburg verkauft Aldi Süd seit Samstag Corona-Schnelltests. Wie groß die Nachfrage war und wie viele Tests es zum Start in Neudorf gab.
Bei Minusgraden bildet sich schon um halb acht Uhr am Samstagmorgen eine Warteschlange mit rund 25 Kunden vor der Aldi-Filiale in Duisburg-Neudorf. Ist Aldi doch der erste Discounter, der Corona-Schnelltests anbietet. Doch die Hoffnung, mit dem Testergebnis sicherer und unbeschwerter durch den Pandemie-Alltag zu kommen, platzt schnell.
Als eine der ersten hat sich Konstancja Tammone in die Schlange auf dem Parkplatz eingereiht. Sie steht nur wegen der Corona-Schnelltests an. „Ich kaufe die Tests, um arbeiten zu können“, erklärt die 45-jährige Kosmetikerin, die ab Montag wieder ihre Dienste anbieten darf. Da ihre Kunden für eine Behandlung einen negativen Corona-Test vorweisen müssen, gelte das auch für die Mitarbeiter.
„Um genügend Tests zu haben, versucht meine Chefin gerade in einer anderen Filiale einen Test zu bekommen“, so Tammone. Sie hat wohl schon geahnt, dass es knapp wird. Tatsächlich: Um zehn vor acht bekommen die mit Maske und auf Abstand wartenden Kunden die Nachricht des Tages: Ein Aldi-Mitarbeiter verkündet, dass genau 17 Corona-Schnelltest vorrätig seien.
Doch nicht alle Kunden haben es auf die Tests abgesehen. So wie Joachim Höfner, dessen Einkaufswagen in der Pole-Position steht. „Für mich ist das der ganz normale Samstagseinkauf“, sagt der 66-Jährige, der sich angeregt, aber mit Abstand, mit den Kunden auf Position zwei und drei unterhält, die auch nicht wegen der Tests gekommen sind.
Im vorderen Drittel der sichelförmigen Einkaufswagen-Schlange, wartet Timo Buschkamp aus Duissern. „Ich kaufe die Tests bei Aldi, um mich wieder sorgenfrei mit meiner Großmutter treffen zu können“, sagt der 25-Jährige, sonst sei er kein Aldi-Kunde. Damit Buschkamp bald mit seiner Großmutter wieder gemeinsam Eis essen kann, hofft er, dass die Anleitung selbsterklärend ist: „Bisher habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, ob es schwierig ist, sich selbst zu testen.“
Kunden, die an diesem ersten Verkaufstag leer ausgehen, können an der Kasse einen Schnelltest bezahlen und sollen ihn dann nach Hause geliefert bekommen, so der Mitarbeiter, der anschließend an die ersten 17 Kunden kleine weiße Zettel mit Aldi-Stempel verteilt, die ein Testpäckchen garantieren. Da viele Kunden allerdings erst kurz vor Ladenöffnung eintreffen, bleibt sogar ein Zettel übrig.
„Das ist auf jeden Fall eine gerechte Verteilung und verhindert, dass sich alle auf die Tests stürzen“, sagt eine Kundin aus Baerl. „Dass aber nur 17 Tests verkauft werden, finde ich ein bisschen wenig, ich hätte auch gedacht, dass es mehr sind“, so die 65-Jährige. Als sich pünktlich um acht Uhr die Schiebetüren des Discounters öffnen, setzt sich die Einkaufswagen-Kolonne in Bewegung. Fast ausnahmslos steuern die Kunden ihre Wagen auf direktem Weg zum Kassenbereich. Dort heißt es erneut warten. Denn die Schnelltests sind nur an der Kasse und gegen Vorlage der verteilten Zettel zu erhalten.
Bereits wenige Minuten nach acht verlassen viele Kunden mit fast leeren Einkaufswagen den Neudorfer Aldi. Auch Timo Buschkamp, der die grün-weiße Packung in seinem Rucksack verstaut. An der Kasse habe er Kunden getroffen, die leer ausgegangen und entsprechend enttäuscht waren, sagt er. „Bei so einem großen Unternehmen hätte ich schon gedacht, dass es mehr Test gibt.“
Kunden reagieren von ratlos bis verärgert
Ein bisschen ratlos ist eine Frau, die ohne Test gehen muss, aber einen Zettel mit einer Nummer in der Hand hält, den sie an der Kasse bekommen hat. Ob das eine Telefonnummer sei oder sie damit online bestellen könne, wisse sie nicht. „So wie ich es verstanden habe, kann man an der Kasse einen Test bezahlen und bekommt dann eine Nummer, mit der man den Test online bestellen kann“, ruft ihr eine Frau zu. Auch die Worte „unverschämt“ und „das ist ein riesiger PR-Gag“ sind auf dem Parkplatz zu hören.