Duisburg. Menschen mit Behinderung können sich in den Duisburger Werkstätten gegen Corona impfen lassen. Das Angebot gilt nicht nur für Beschäftigte.

Impfen - „was das Zeug hält“, will Landesgesundheitsminister Laumann: Ab Montag starten die Impfungen in der zweiten Priorisierungsgruppe. Und in die fallen auch Menschen mit Behinderung und Beschäftigte in den Behindertenwerkstätten und Eingliederungshilfen. Wolfram Teschner, Geschäftsführer der CWWN-Werkstätten in Rheinhausen, geht von einer „sehr hohen“ Impfbereitschaft unter den Beschäftigten aus. Er und auch Alexander Schmanke, Geschäftsführer der Duisburger Werkstatt, sind „froh“, dass auch Menschen mit Behinderung nun ein Impfangebot bekommen. Denn die Corona-Pandemie hat auch ihre Arbeit im vergangenen Jahr erheblich beeinflusst.

Derzeit richten die Werkstätten untern anderem in Absprache mit der Stadt Duisburg Impfzentren an ihren Standorten ein. „Wir stellen an vier Standorten die Infrastruktur, die Impfungen werden dann mobile Impfteams durchführen,“ erklärt Alexander Schmanke. In den Zentren sollen aber nicht nur die Menschen mit Handycap, die dort arbeiten, geimpft werden, „sondern auch die Menschen mit Behinderung, die im sozialen Umfeld wohnen, entweder in besonderen Wohnformen oder auch privat bei der Familie“, betonen Schmanke und Teschner. Wie konkret die Anmeldungen und Terminvergaben laufen werden, wird derzeit erarbeitet.

„In den Werkstätten erreichen wir viele Menschen mit Behinderung“

Die Einrichtung der Impfzentren in den Werkstätten erfolgt sehr bewusst. „Die Werkstätten sind Zentren, in denen viele Menschen mit Behinderung zusammen kommen. So erreichen wir viele“, sagt Alexander Schmanke. Rund 1200 Beschäftigte hat die Duisburger Werkstatt, die Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein haben an ihren Standorten im Duisburger Westen und am Niederrhein insgesamt 1250 Beschäftigte, hinzu kommen noch einmal 350 Bewohner in besonderen Wohnformen und 140 Mitarbeiter.

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Für die Werkstätten bedeutet die Einrichtung der Impfzentren zwar ein organisatorischer Zusatzaufwand, „den machen wir aber gerne“, sagt Wolfram Teschner. Er und sein Team empfehlen den Beschäftigten und Bewohnern ihrer Häuser, sich impfen zu lassen, „wenn es der gesundheitliche Zustand zulässt“. Wie wichtig dies ist, mussten die CWWN erst im Februar erleben, als in einer Wohnanlage in Sonsbeck ein Corona-Ausbruch mit 37 Infizierten zu beklagen war. Drei Bewohner sind verstorben. In den CWWN-Werkstätten sind bis Ende Februar insgesamt 46 Fälle gezählt worden, 16 von ihnen am Standort Hochstraße in Rheinhausen.

88 Corona-Fälle in Duisburger Werkstätten seit Beginn der Pandemie

Die Duisburger Werkstatt hatte bis Ende Februar 72 Corona-Fälle melden müssen. Der erste Fall war relativ schnell nach der Wiederöffnung der Werkstätten nach dem ersten Lockdown aufgetreten. Spitzen gab es im November und jetzt im Februar mit je 22 Corona-Infizierungen. „Zu 70 Prozent hatten sich die Beschäftigten außerhalb der Werkstätten infiziert“, sagt Schmanke.

Insgesamt fünf mal mussten Werkstattbereiche geschlossen werden, aktuell hat es die Betriebsstelle Röttgersbach getroffen. Zunächst bis kommenden Mittwoch. Rund 120 Beschäftigte werden Montag einen Corona-Test bekommen. Der Partner einer Mitarbeiterin mit Behinderung ist positiv getestet worden. „Und da diese Mitarbeiterin im dezentralen Bereich tätig ist, werden alle Beschäftigten getestet, die in dieser Woche anwesend waren“, erklärt Alexander Schmanke das Prozedere.

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Er ist wie auch Wolfram Teschner froh, dass es mittlerweile die Schnelltests gibt: „Das führt zu ein bisschen mehr Sicherheit. Zwar hatten wir hatten auch schon ein halbes Dutzend Fälle, in denen sich ein positives Ergebnis bei dem Labortest als negativ herausstellte, aber die Tests sind dennoch wichtig“, sagt Alexander Schmanke.

Mobile Teams bringen Lernmaterial nach Hause

Vieles ist mittlerweile Routine geworden. „Anfangs waren wir nervös, weil wir auch immer kurzfristig reagieren mussten, wenn sich Verordnungen geändert haben“, sagt Alexander Schmanke. Und noch immer sind nicht alle Menschen mit Behinderung aus Sorge in die Werkstätten zurückgekehrt. Bei den CWWN sind es rund 500 Beschäftigte, die wieder die Standorte aufsuchen, 300 können die Arbeiten zu Hause erledigen und 300 haben ein Lernangebot bekommen. „30 unserer Fachkräfte aus den Werkstätten arbeiten zur Unterstützung derzeit in den Wohneinrichtungen, und mobile Teams bringen Lernmaterial zu den Beschäftigten nach Hause. Wir halten viel Kontakt über Whats-App oder skypen“, beschreibt Wolfram Teschner den derzeitigen Arbeitsalltag, der auch in der Duisburger Werkstatt ähnlich aussieht.

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Wirtschaftlich gesehen haben sich die Werkstätten einen größeren Umsatzeinbruch noch abfangen können. Mit rund zehn Prozent Umsatzverlust in 2020 fällt dieser beispielsweise bei der CWWN geringer aus, als noch zu Pandemiebeginn befürchtet. Die meisten Auftraggeber sind den Werkstätten treu geblieben. Das lässt hoffen. Und auch sonst versuchen die Werkstätten ein bisschen Normalität in die Planung zu bekommen. Wolfram Teschner denkt bereits an den Sommer: „Wir planen zum Beispiel Urlaub mit und ohne Koffer. Wenn wir nicht irgendwo übernachten können, soll es Tagesausflüge geben. Die Hoffnung hält uns doch wach.“