Duisburg. Corona erschwert auch in Duisburg die Jobsuche von Menschen mit Behinderung. Agentur für Arbeit meldet mehr schwerbehinderte Arbeitslose.

Das junge Modelabel „esthétique“ ist eine Erfolgsgeschichte der Duisburger WfbM wie es seines gleichen sucht. Selbstbewusst meistern die Beschäftigen der Schneiderei die Herausforderungen, die Kollektionen zu entwerfen, zu schneidern und auf den Markt zu bringen. Am heutigen internationalen Tag für Menschen mit Behinderung werden derartige Beispiele gerne genommen, um zu zeigen, dass die Gesellschaft in den vergangenen Jahren schon sehr viel erreicht hat auf dem Weg zur Inklusion. „Aber es ist noch viel Luft nach oben“, sagt Alexander Schmanke, Geschäftsführer der Duisburger WfbM. Selbst im eigenen Haus. Duisburger Werkstatt für behinderte Menschen - so hießen die Produktionsstätten seit 1993. „Doch das passt nicht mehr in die Zeit“, sagt Schmanke. Ein neuer Name sollte her. Ab sofort arbeiten die rund 1300 Mitarbeiter in der „Duisburger Werkstatt .“

Horst Vöge: „Trotz zahlreicher guter Programme fehlt es an einem Gesamtkonzept“

In der Woche der Menschen mit Behinderung lenken Werkstätten. Sozialverbände und auch die Agentur für Arbeit verstärkt den Blick auf die Situation von Menschen mit Handicap. Der Sozialverband VdK sieht die Bildung, Ausbildung und Beschäftigung in NRW und auch in Duisburg noch weit von einer gleichberechtigten, inklusiven Teilhabe entfernt. „Trotz zahlreicher guter Programme und Initiativen fehlt es weiterhin an einem Gesamtkonzept für diese zukunftsweisenden Bereiche“, sagt der VdK-Landesvorsitzende Horst Vöge. Während die Zahl der Auszubildenden zwischen 2010 und 2016 insgesamt um rund 31 Prozent zugenommen haben, sank die derjenigen mit Behinderung im gleichen Zeitraum um 25 Prozent, so Vöge. Zudem liege der Anteil beim Erwerb eines Abiturs oder Fachabiturs um mehr als 50 Prozent unter dem der Klassenkameraden ohne Beeinträchtigungen.

VdK fordert einen stärkeren Ausbau von Inklusionsbetrieben

„Neben dem Abbau von Barrieren in den Schulen setzen wir uns daher vor allem für eine verpflichtende Vorbereitung der Bildungsfachkräfte auf den inklusiven Unterricht wie auch für eine umfangreichere Einbindung sonderpädagogischen Personals ein“, erklärt Horst Vöge. Er betont außerdem, dass sich die Anzahl und Dauer der Arbeitslosigkeit - entgegen des allgemeinen Trends - erhöht hat. „Während die Erwerbsbeteiligung von Menschen ohne Behinderung 75 Prozent beträgt, sind es bei ihren Kollegen und Kolleginnen mit Beeinträchtigungen gerade mal 51 Prozent.“ Um die Chancen auf eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu verbessern, fordert Horst Vöge zum einen den stärkeren Ausbau von Inklusionsbetrieben und deren nachhaltige Finanzierung.

Die Corona-Pandemie hat die Jobsuche für Menschen mit Behinderung noch einmal erschwert. Aktuell sind in Duisburg 2.134 schwerbehinderte Menschen arbeitslos, sieben mehr als im Oktober und 194 mehr als im November 2019. Gut die Hälfte sind zwischen 25 und 55 Jahre alt. Knapp 42 Prozent sind Fachkräfte oder weisen ein noch höheres Qualifizierungsniveau auf. Menschen mit einem Handicap suchen länger einen neuen Job. Im Schnitt sind Menschen mit Behinderung in Duisburg 686 Tage arbeitslos, bei Menschen ohne Behinderung sind es 544.

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„Die Beschäftigung schwerbehinderter Menschen behalten wir natürlich auch in Zeiten der Corona-Pandemie im Blick“, sagt Marcus Zimmermann, Chef der Duisburger Agentur für Arbeit. Er glaubt, dass die Betriebe in der Zeit nach der Pandemie wieder verstärkt Fachkräfte suchen, „um sich nach dieser unternehmerisch sehr schwierigen Zeit gut aufzustellen“, so Zimmermann. Inklusion biete beiden Seiten große Chancen. Die Agentur für Arbeit fördert die Beschäftigung oder auch zur Schaffung neuer Arbeits- und Ausbildungsplätze für schwerbehinderte Menschen finanziell. „Auch bei der Einrichtung von behinderungsgerechten Arbeits- und Ausbildungsplätzen unterstützen wir die zukünftigen Beschäftigten und auch Unternehmen“, sagt Marcus Zimmermann.

Landesweit haben die Arbeitsagenturen und jobcenter in diesem Jahre bereits 491 Millionen Euro für die berufliche Eingliederung von Menschen mit Behinderung bereitgestellt - zehn Millionen Euro mehr als zum Vorjahreszeitpunkt. An der Finanzierung soll die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt nicht scheitern – auch nicht in Duisburg.