Duisburg-Rheinhausen. Das Caritas-Geschäft mit ausgefallener Weihnachtsdeko muss wegen des Lockdowns schließen. Workshops und Handwerkermarkt fanden auch nicht statt.
Zeit und Muße sollte der Besucher des „W8zig“-Geschäftes an der Geitlingstraße in Bergheim unbedingt mitbringen. Leider nur noch heute, am 15. Dezember, taucht er mit Betreten des Ladens in eine bunte Weihnachtswelt aus Engeln, Tannenbäumen, Nikoläusen, Blumen, Herzen, Teelichterbehältern aus Glas, Metall und Holz ein. Das Besondere: Jedes Stück ist ein Unikat, ist hundertprozentige Handarbeit. Seit 2011 gibt es die Glas- und Metallwerkstatt sowie das dazugehörige Geschäft der Caritas- Wohn- und Werkstätten Niederrhein eGmbH (CWWN) an der Geitlingstraße in Rheinhausen.
Hier wird Inklusion gelebt, zumeist Menschen mit einem psychischen Handicap wie Borderline-Persönlichkeitsstörung oder autistische Störung arbeiten in der dem Geschäft angrenzenden Glas- (24 Mitarbeiter) und Metallwerkstatt (zwölf Mitarbeiter). Sie haben schon im Sommer begonnen, die hübschen Weihnachtsdekorationen zu fertigen.
Viele entdecken hier ihr Geschick
„Bei uns geht es um die Förderung der Stärken, es geht nicht um Schwächen. Jeder kann mitarbeiten“, sagt Projektleiterin Dörthe Kosterski. Die Beschäftigten sind Menschen, die aufgrund ihrer Erkrankung den Anforderungen des ersten Arbeitsmarktes nicht mehr standhalten können. Gleichwohl versuchen die Caritas-Werkstätten über eine Vermittlungsstelle, die Betroffenen über Praktika wieder in jenen Arbeitsmarkt zu vermitteln.
So mancher von ihnen entdeckt sein künstlerisches und handwerkliches Geschick bei der Arbeit mit Glas und Metall. Karin Ossenberg gestaltet im Moment Glasherzen, zeigt einmal, wie die einzelnen Schritte vom Rohling bis zum bei 800 Grad gebrannten farbigen Produkt ablaufen. Auch privat ist die Frau künstlerisch interessiert, malt in ihrer Freizeit gerne und gehört einer Malgruppe an. Spaß bereitet ihr zudem, wenn Gäste zu einem der vier Mal im Jahr stattfindenden Workshops kommen. Hier lernen Interessierte die Arbeit mit Glas und Metall, gestalten selber schöne Sachen.
Nur in diesem Jahr hat Corona auch dieses Angebot kaputt gemacht, wie auch der beliebte Kunsthandwerkermarkt an einem Wochenende im November aus dem Kalender gestrichen werden musste. „Bis zu 20 Künstler präsentieren ihre Arbeiten wie zum Beispiel Schmuck und Holzskulpturen. Dann ist bei uns die Bude voll. Dieses Wochenende macht 50 Prozent unseres Umsatzes aus“, schildert Dörthe Kosterski die Situation.
Auch die Präsentation der Produkte auf dem Lichtermarkt im Landschaftspark Nord war immer eine feste Größe im Veranstaltungskalender und fiel in diesem Jahr ins Wasser. Einnahmebußen hat also auch der „W8zig“-Laden zu verbuchen, schraubte mit dem Wissen um die momentane schwierige Situation die Weihnachtsproduktion nicht ganz so hoch. Ein weiteres Problem beschreibt die Projektleiterin: „Wir haben keine Laufkundschaft. Man muss wissen, dass es uns hier gibt.“
Bunte Bonbons und Arbeiten aus Holz
Doch wer es weiß, der hat die Qual der Wahl. Vielfältig ist das Angebot. Holzarbeiten liefert zum Beispiel die Werkstatt in Rheinberg. Selbst die Kerzen und die bunten wohlschmeckende Bonbons werden in eigenen Werkstätten gefertigt. Aber auch Sonderwünsche werden gerne erfüllt, wie jener einer Kundin, die den Kölner Dom als Fensterbild wünschte. Fest zum Angebot gehören Auftragsarbeiten für Wiederverkäufer wie Gartencenter oder Blumengeschäfte.
Mit dem morgigen Mittwoch werden all die schönen farbenfrohen Dekorationen ins Weihnachtslager gebracht. Sollte der harte Lockdown am 10. Januar wieder aufgehoben sein, macht der „W8zig“-Laden zunächst die Inventur und stellt das Angebot auf die Themen Winter mit zum Beispiel Schneemännern und Frühlingsboten wie etwa Tulpen um.
Wer noch ausgefallene Weihnachtsdekorationen sucht, wird im Internet fündig: www.entia.de
>>> Zertifikate wurden übergeben <<<
Die Caritas Werkstätten Niederrhein haben jüngst die Zertifikate an 21 Absolventen der beruflichen Bildung übergeben. Die große Feier musste coronabedingt ausfallen. Jeder Beschäftigte erhält einen Arbeitsplatz in den Werkstätten.
In Rheinhausen erhielten Ebru Yesilova, Rachel Steenbakkers, Fabian Schober, Tom Schmitz, Marco Schendel, Andressa Pascher, Anna Ohn, Ahmet Ögüt, Fabian Koffler, Felix Koch, Philipp Knipscheer, Cenk-Kaan Karaustaoglu, Bican Karail, Maurice Hoffmann, Sarah Hechel, Jill Hänsgen, Agnesa Hajra, Lukas Gabriel Förster, Cem-Safak Durna, Kasem Al Zakoly und Lukas Basin ihre Urkunde.