Duisburg. Am Stapeltor 6 entsteht ein soziokulturelles Zentrum. Weil sich die Bauarbeiten verzögern, planen die Akteure jetzt eine Öffnung auf andere Art.
Am Stapeltor 6 in Duisburg wird hinter der mit Platten verschlossenen Eingangstür gearbeitet: Während der Umbau der Räume des ehemaligen Textilkaufhauses Decher zum soziokulturellen Zentrum langsamer läuft als geplant, geht es mit den Arbeiten am Konzept für Finanzen und Betrieb schneller voran. Corona hat den Zeitplan auf den Kopf gestellt.
Eigentlich hatte die Initiative gehofft, die Bauarbeiten in der unteren Etage, die Ende Juli begonnen haben, schon im Oktober abschließen zu können, aber noch ist es eine große Baustelle. Von Bar und Lounge-Bereich, Bühne und Technik ist nichts zu sehen. Und auch im Obergeschoss, wo Räume in flexiblen Größen und ein Büro entstehen, staubt es noch mächtig.
Am Stapeltor in Duisburg werden beim Schallschutz „alle Register gezogen“
„Die große Eröffnungsparty sehe ich in diesem Jahr nicht“, sagt Christian Wagemann, einer der Initiatoren des Zentrums und Vorsitzender des Stapeltor-Trägervereins 47 e.V., benannt nach dem Vorläufer-Projekt an der Münzstraße 47. Die Muskelhypothek, die die Freiwilligen beim Bau einbringen wollten, konnte angesichts der Corona-Beschränkungen noch nicht eingelöst werden. Eigentlich habe man sich vorgestellt, mit 30 Leuten der Baugruppe gemeinsam anzupacken, so Wagemann, jetzt dürfen maximal vier arbeiten.
Etwas Positives hat Corona allerdings auch gebracht. Aus dem Kultur-Förderprogramm „Neustart“ des Bundes können der Treppenlift und die Lüftungsanlage finanziert werden. Und in Sachen Schallschutz „ziehen wir alle Register“, sagt Max Wernicke. Da auch die Zahl der Veranstaltungen begrenzt ist, baut die Initiative auf ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn. „Wir suchen den Kontakt.“
Öffnung beginnt vorerst nicht im Zentrum
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Trotz der Verzögerungen will man bald öffnen. „Wir fangen unter Corona-Bedingungen an, aber nicht hier“, sagt Wagemann. Von der Baustelle soll vorläufig nur Stapeltor-TV online senden, außerdem ist „leicht Umsetzbares“ geplant, „eventuell auch aus dem Fenster raus“, so Wernicke mit Blick auf die neue Fensterfront, die das Obergeschoss sehr licht gemacht hat. Im Sommer könne es vielleicht auch im Hof Veranstaltungen geben.
Ein Ziel sei es, jetzt im Stadtraum sichtbar zu werden. Es gebe bereits Kontakte zum Lehmbruck-Museum, zum Lokal Harmonie, zur Kulturkirche Liebfrauen oder dem Verein KuKst DU (Kunst- und Kulturstudien), der sich unter anderem mit türkischer Literatur beschäftigt. „Wir beteiligen uns bestimmt am Platzhirsch.“ Auch eine Kooperation mit einem Uni-Seminar Non-Profit-Marketing gebe es. Vernetzung und Konzeptarbeit hätten in den vergangenen Monaten im Mittelpunkt gestanden, so Wagemann. Zentrale Frage: „Wie kann dies ein diverser Ort werden?“
Arbeiten am Finanzkonzept laufen
Wegen der Bauverzögerung mitten in der Erprobungsphase habe man das Stapeltor eben noch nicht zu einem Treffpunkt machen und damit nicht testen können, wie der Ort funktioniere oder welche Wünsche es an ein soziokulturelles Zentrum gebe. „Wir wollen ja nicht nur ein eigenes Programm gestalten.“ In den flexiblen Räumen im Obergeschoss, in dem ein Tagescafé entstehen soll, sei vieles möglich: Seminare und Bildungsprojekte, Hausaufgabenhilfe und Seniorentreffs, Yoga-Kurse und Kreativworkshops, Lesungen oder Diskussionsveranstaltungen. Auch das Büro könne „gegen einen kleinen Mietobolus“ gebucht werden etwa als Coworking-Platz.
Die Erprobungsphase läuft bis Ende Juli. „Wir arbeiten gerade am Finanzkonzept.“ Bis Juni müsse die Politik über eine kommunale Förderzusage entscheiden, danach könne der Mietvertrag verlängert werden und müsse die Finanzierung stehen. „Wir lassen uns von anderen Experten aus soziokulturellen Zentren beraten“, so Wagemann – von Stellenplan bis Stromverbrauch. Unterstützung komme auch von der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultureller Zentren, Förderanträge für 2022 würden gerade geschrieben. Dann soll die Eröffnung gefeiert werden – nach Corona mit erlaubten 199 Leuten.
>> KUNST TO GO MIT DEM LEHMBRUCK-MUSEUM
- Unter dem Motto „RuhrKunstUrban – Museum findet Stadt” gibt es ein neues Vermittlungsprojekt der Ruhrkunstmuseen, das die Stiftung Mercator fördert.
- Mit dem Friedrich-Albert-Lange-Berufskolleg und dem soziokulturellen Zentrum Stapeltor beteiligt sich das Lehmbruck-Museum mit dem Projekt „Kunst to go”, bei dem ein App-basierter, digitaler Kunstparcours einsteht, der sich zwischen den Standorten der drei Projektpartner erstreckt.
- Die Schüler lernen (vorerst online) mit der Sammlung des Museums künstlerische Ansätze und Strategien kennen, die sie anregen, den Stadtraum bewusst wahrzunehmen und auf ihn einzuwirken.