Duisburg-Altstadt. Die Stadt hat den Projektraum an der Münzstraße 47 versiegelt. Ohnehin wäre der Mietvertrag jetzt ausgelaufen. Wie es für die Aktiven weitergeht.

Die Diskussion um ein Soziokulturelles Zentrum ist Duisburg wird schon viele Jahre geführt. Das Ladenprojekt 47 an der Münzstraße ist ein Beitrag dazu, der nun vorzeitig sein Ende findet. Das Ordnungsamt hatte am Donnerstagabend den Projektraum, das 47, versiegelt.

Jetzt hat der Verein öffentlich gemacht, dass er den Mietvertrag ohnehin zum Jahresende auslaufen lasse. So ist das Projekt beendet, und die Beteiligten ziehen gleich mehrere Lehren daraus.

Seit Donnerstagabend, 12. Dezember, ist das frühere Ladenlokal durch die Stadt Duisburg versiegelt.
Seit Donnerstagabend, 12. Dezember, ist das frühere Ladenlokal durch die Stadt Duisburg versiegelt. © Tanja Pickartz

„Wir machen weiter“, betont der Vorsitzende Christian Wagemann, „für das Soziokulturelle Zentrum und alle kleinen Kulturprojekte.“ Seine Hoffnung auf eine Abschiedsfeier und ein Weihnachtsessen an der Münzstraße habe er jedoch aufgegeben. Denn das Klärungsgespräch zwischen Verein und der Stadt Duisburg, das es nach der Schließung gab, habe keine Lösung gebracht. „Da dürfen keine Veranstaltungen mehr stattfinden.“ So war das Ordnungsamt während eines Spieleabends wegen Alkoholausschanks ohne Lizenz und baurechtlicher Probleme eingeschritten. Immerhin bietet die Stadt inzwischen an, den Raum für den Auszug und etwaige Renovierungsarbeiten zu entsiegeln – sofern der Verein auf Veranstaltungen verzichtet sowie darauf, Alkohol auszuschenken.

Miete war nicht mehr zu stemmen

Ungeachtet des jähen Endes blickt der Verein auf ein erfolgreiches Jahr in dem Projektraum zurück. So habe es 308 Veranstaltungen von mehr als 47 Gastgebern mit jeweils vier bis 100 Besuchern gegeben – darunter Jam-Sessions, Diskussions-, Film- und Kneipenabende, Ausstellungen oder Yogakurse.

Ernüchtert stellt der Verein 47 aber auch fest, dass die Miete von monatlich mehr als 800 Euro für ein 120 Quadratmeter großes „leerstehendes Ladenlokal in einer ausgestorbenen Altstadt“ zu viel sei, um es mit 50 Aktiven und hunderten Unterstützern unkommerziell aufbringen zu können. Gelernt habe man auch, dass man den Bedarf in Duisburg an Unterstützungsangeboten und kulturellen Freiraum nicht allein auf 120 Quadratmetern und mehr als 4000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit im Jahr decken könne. Im Resümee heißt es: „Eines hat unser Projekt gezeigt: Es braucht endlich ein Soziokulturelles Zentrum in Duisburg – und zwar jetzt.“

Die Hoffnung ruht auf dem Standort Stapeltor

In dieser Forderung unterstützen den Verein nicht nur der Kulturausschuss und die Ratsmehrheit, unlängst haben auch die Linke und die Grünen erneut ihre Solidarität bekundet. Die Hoffnung ruht derzeit auf dem Standort am Stapeltor, im einstigen Textilhaus Decher. „Wenn es dort nicht funktioniert, müssen wir vielleicht wieder über die Alte Feuerwache nachdenken“, sagt Wagemann. Dies dürfte allerdings schwierig werden, schließlich werden die Räume dort längst von der benachbarten Grundschule mitgenutzt.

Auch interessant

Die Notwendigkeit, die Debatte um die Feuerwache neu zu führen, sieht die Künstlerin Luise Hoyer jedoch noch nicht. Aus ihrer Sicht werde das Projekt Stapeltor nicht durch die Schließung des 47 berührt. „Wir gehen alle davon aus, dass ab Januar die Erprobungsphase im Stapeltor mit Fördermitteln beginnt“, so Hoyer weiter. Darauf werde sich dann ein Großteil des Engagements der Befürworter konzentrieren. Es gebe schon viele Ideen, auch „schon ganz intensive Vorbereitungen“ habe es gegeben. So arbeite Luise Hoyer etwa daran, „ein kleines Trickfilmfestival“ nach Duisburg zu holen. „Es wäre ein dicker Hund, wenn das Stapeltor noch baden geht“, findet sie. „Das wäre unvorstellbar.“

Warten auf Bau- und Nutzungsgenehmigung

Bislang gibt es allerdings keinen Grund, ein Fiasko anzunehmen. Der entsprechende Bauantrag ist gestellt und Kulturdezernent Thomas Krützberg (SPD) lobte das inhaltliche Konzept für das Zentrum. Nun wartet er auf die Bau- und Nutzungsgenehmigung.