Duisburg. Arbeitsagentur und Jobcenter blicken auf ein durch die Corona-Pandemie gebeuteltes Jahr zurück. Kurzarbeit als wichtiges Instrument.

Höhere Arbeitslosenzahlen, weniger offene Stellen, zahlreiche Anträge auf Kurzarbeit: Die Corona-Pandemie hat auch den Duisburger Arbeitsmarkt stark getroffen. „Die Pandemie hat uns kalt erwischt, ist aber auf einen robusten Arbeitsmarkt getroffen“, sagt Marcus Zimmermann, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Duisburg bei der Jahresbilanz für 2020. Zwar ist Zimmermann zurückhaltend mit positiven Botschaften in diesen Zeiten. „Die individuelle Betroffenheit kann natürlich je nach Branche und Unternehmen sehr unterschiedlich sein“, sagt er. „Die große Katastrophe ist jedoch ausgeblieben.“

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Gleichwohl ist die Zahl der Arbeitslosen in Duisburg sichtbar gestiegen. 31.324 galten 2020 als arbeitslos, ein Anstieg von 12,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Dank Kurzarbeit konnte Schlimmeres verhindert werden“, erklärt Zimmermann. Viele Betriebe in Duisburg hätten das Mittel der Kurzarbeit in Anspruch genommen, „sonstige staatliche Hilfen haben ihren Beitrag geleistet, dass die Auswirkungen nicht schlimmer geworden sind“, so Zimmermann.

Zahl der Kurzarbeitermeldungen in Duisburg schlagartig gestiegen

Auf einen Schlag sei die Zahl der Kurzarbeitermeldungen ab März nach oben geschossen, erst im Mai habe sich die Situation langsam eingependelt. „Die Agentur für Arbeit hat im Jahr 2020 in Duisburg insgesamt 101.819.062,52 Euro an Kurzarbeitergeld ausgezahlt, das ist eine sehr beeindruckende Größenordnung“, sagt Zimmermann. Es sei besser, Beschäftigung zu finanzieren, anstatt Arbeitslosigkeit. „Ohne dieses Instrumentarium stünden wir deutlich schlechter da.“

Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen sei überproportional gestiegen, wie Jobcenter-Geschäftsführer Frank Böttcher berichtet. „Einmal mehr sind die ohnehin Benachteiligten unverhältnismäßig stark betroffen“, sagt er. 2020 verbuchte das Jobcenter einen Anstieg von 22,6 Prozent. „Ein bedrückender Befund“, wie Böttcher erklärt. „Wir wissen alle, dass Duisburg ohnehin nicht auf Rosen gebettet ist, was den Arbeitsmarkt betrifft.“ Etwas gegen das Phänomen Langzeitarbeitslosigkeit zu unternehmen, sieht er als seine Kernaufgabe.

Corona machte es den Solo-Selbstständigen und Kleinunternehmen schwer

Immerhin: „Das Geld, das uns zur Verfügung steht, konnte verausgabt werden, obwohl wir im Frühjahr einen harten Lockdown hatte“, sagt er. Hauptgründe für Langzeitarbeitslosigkeit seien nach wie vor gesundheitliche Einschränkungen und fehlende berufliche Qualifikationen. Das Jobcenter hat es sich zur Aufgabe gemacht, die berufliche Weiterbildung weiter zu fördern.

Eine besondere Herausforderung für das Jobcenter seit Beginn der Pandemie: Die vielen Solo-Selbstständigen und Kleinunternehmen, die durch die Pandemie in Not geraten sind. „Wir haben reagiert, indem wir bereits im Frühjahr ein zweites Team im Jobcenter eingerichtet haben, das sich nur um diese Gruppen kümmert“, sagt Böttcher. Neulich, so erzählt er, habe er persönlich mit einem Schausteller gesprochen, der ihm seine Situation geschildert hat. „Da ging es nicht mehr um die Frage, wo er in Zukunft arbeiten kann“, erklärt er. „Es ging darum, Obdachlosigkeit zu verhindern.“

Schausteller aus Duisburg konnte nicht mehr seine Miete zahlen

Sein Haus habe der Schausteller bereits verloren, wohnte dort noch zur Miete, die er nicht mehr zahlen konnte. „Dann geht es um die Frage, was die Grundsicherung tun kann“, sagt Böttcher. Zunächst müsse in solchen Fällen die finanzielle Bedrohung abgewendet werden, erst danach könne man die Frage stellen, wie es arbeitstechnisch weitergeht.

Über einen Punkt freuen sich die beiden Geschäftsführer gleichermaßen: „Trotz Schließung von Agentur und Jobcenter ist es uns gelungen, mit den Kunden in Kontakt zu bleiben“, erklärt Zimmermann. Die Corona-Schutzmaßnahmen ließen ein persönliches Gespräch vor Ort nicht zu, es mussten Alternativen geschaffen werden. In kürzester Zeit entwickelten die Mitarbeiter Möglichkeiten zur Telefon-, Video- und Mailberatung, etablierten Apps, stellten ihren Arbeitsablauf auf Homeoffice um. „Eine Leistung, die keinesfalls trivial ist“, betont Zimmermann. Auch Bildungsträger haben sich schnell der Situation angepasst. „Da haben viele Träger Plattformen entwickelt, über die das möglich ist“, sagt Böttcher.

Und: „Wir machen die Erfahrung, dass diese Form des Lernens, wenn man sich darauf einlässt, bei den Kunden gut ankommt.“ Auch in Zukunft sollen die Beratungsangebote durchgeführt und erweitert werden, unabhängig vom Verlauf der Pandemie. Aber: „Die persönliche Beratung ist durch nichts zu ersetzen, sobald es möglich ist, werden wir dort verstärkt unsere Kräfte wieder einsetzen“, verspricht Zimmermann.