Duisburg. . In der Corona-Krise geht die Zahl der Wohnungseinbrüche zurück. Täter satteln auf Geschäfte um. Hohe Dunkelziffer bei Schockanrufen bei Senioren.
Die Corona-Krise stellt auch die Ermittlungsbehörden vor neue Herausforderungen. Das belegen Zahlen, die die Staatsanwaltschaft Duisburg jetzt zusammengetragen hat. Völlig neu hinzugekommen ist etwa der Betrug mit Corona-Soforthilfen. Im Zusammenhang damit hat die Behörde, die auch für Oberhausen, Mülheim, Dinslaken und weitere Teile des Kreises Wesel (*) zuständig ist, bis Ende des Jahres 474 Verfahren eingeleitet. Eine exakte Schadenssumme kann die Staatsanwaltschaft nicht nennen, die Betrüger dürften aber rund fünf Millionen Euro an beantragten Hilfen illegal erhalten haben.
Frau beantragt Corona-Soforthilfe für nicht existierenden Verein
Dazu zählen Fälle wie der einer Frau aus Duisburg, die Unterstützung in Höhe von 15.000 Euro für einen angeblich gewerblich arbeitenden Verein in Anspruch nehmen wollte, obwohl der gar nicht existierte. Die Staatsanwaltschaft habe die Frau inzwischen vor dem Duisburger Amtsgericht wegen des Verdachts des Subventionsbetruges angeklagt, sagt Sprecherin Marie-Theres Fahlbusch.
Es sind längst noch nicht alle begonnenen Verfahren schon in diesem Stadium angekommen. Aber immerhin rund 200.000 Euro an unrechtmäßig ausgezahlten Subventionen ließen sich bereits wieder einziehen. Rund zwei Millionen Euro hat die Staatsanwaltschaft bislang als sogenannte Vermögensarreste vorläufig sicher stellen lassen. Ob auch dieses Geld zurück in die Staatskasse fließt, wird sich erst im weiteren Verlauf der juristischen Aufarbeitung entscheiden. 279 der 474 Verfahren sind noch offen.
Auch interessant
Auffallend sind die Zahlen, die die Staatsanwaltschaft bei Einbruchsdelikten erfasst hat: Nach einem Rekordstand 2019 hat sich die Zahl der Verfahren nach Einbrüchen in Wohnungen 2020 mehr als halbiert. Allerdings haben die Täter offenbar umgesattelt: Die Zahl der Verfahren nach Geschäftseinbrüchen, die 2017 erstmals sprunghaft angestiegen ist, hat nun einen bisherigen Höchstwert erreicht. 2020 liefen deswegen 134 Verfahren, bei den Einbrüchen in Privatwohnungen waren es 75. "Vermutlich durch Corona bedingt ist die Anzahl der Wohnungseinbruchsdiebstähle stark gesunken", sagt Fahlbusch. Häufiger seien die übrigens in zentraler gelegenen Stadtteilen, mehr Beute machten die Täter aber eher in Außenbezirken, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Bandendiebstahl und Einbrüche in insgesamt 44 Fällen
Die Anzahl der Verfahren gibt allerdings weder einen Aufschluss über die absolute Zahl der Verdächtigen noch über die Zahl der begangenen Delikte, weil die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen je nach Sachlage bündelt. So hat sie in einem Verfahren im August des vergangenen Jahres gegen zehn Personen Anklage bei dem Landgericht Duisburg erhoben. Den Angeklagten werden schwerer Bandendiebstahl in unterschiedlicher Konstellation und Einbrüche in insgesamt 44 Fällen vorgeworfen. Ihnen drohen bei einer Verurteilung lange Haftstrafen. Teil der Anklage ist auch, dass die Staatsanwaltschaft von ihnen 203.001,72 Euro als Wertersatz für die Opfer der jeweiligen Taten einziehen lassen will.
Auch interessant
Für Straftaten gegen Ältere gibt es bei der Duisburger Staatsanwaltschaft seit Ende 2019 ein eigenes Sonderdezernat. "Wir sind damit effizienter und schneller", sagt Fahlbusch. Die Ermittler kümmern sich nicht nur um um Schockanrufer, Enkeltrickbetrüger und falsche Polizisten, sondern auch um Zetteldiebe und angebliche "Wasserwerker". Sie dürften davon profitiert haben, dass die Menschen in der Corona-Krise mehr Zeit zu Hause verbrachten. Verlässliche Vergleichszahlen, wie die Entwicklung der Straftaten in diesem Sektor ist, kann die Staatsanwaltschaft aber erst Ende dieses Jahres nennen.
Schockanrufer, Enkeltrickbetrüger, Zetteldiebe und falsche Polizisten
294 Verfahren leitete die Staatsanwaltschaft in diesem Bereich 2020 ein. "Wir gehen bei diesen Straftaten von einer hohen Dunkelziffer aus", sagt Fahlbusch, "da die Geschädigten oft, wohl auch aus Schamgefühl, die Taten nicht zur Anzeige bringen." Ein Großteil der Verfahren läuft zudem gegen unbekannte Täter, deren Identität für die Behörden schwer zu ermitteln ist.
Auch interessant
Und doch gibt es Fälle, die gehen so gut aus wie dieser: Im Mai des vergangenen Jahres fiel eine 76-Jährige in Mülheim nicht auf falsche Polizisten herein, sondern drehte mit ihrem Enkel den Spieß um: Dank ihrer Mithilfe konnten echte Polizisten die Betrüger bei der Übergabe vermeintlicher Wertgegenstände festnehmen. Es war schon das dritte Mal, dass die Mülheimerin als "Miss Marple" den Beamten half. Zwei der drei Täter wurden durch das Amtsgericht Mülheim inzwischen rechtskräftig zu Freiheitsstrafen von jeweils mehr als einem Jahr mit Bewährung verurteilt. Der Dritte soll für zwei Jahre in Haft. Dieses Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig.
(*) Zu den Städten im Zuständigkeitsbereich der Duisburger Staatsanwaltschaft im Kreis Wesel zählen Wesel, Dinslaken, Hamminkeln, Hünxe, Schermbeck und Voerde.