Noch bis Ende des Jahres dürfen die Archäologen auf dem Gelände des Mercatorquartiers nach Zeugnissen aus Duisburgs mittelalterlicher Vergangenheit graben. Was dann mit den Befunden künftig passiert, steht noch nicht in Gänze fest. Eine gute Zeit also, um „unwiederbringliche Impressionen aus dem Mittelalter in Duisburg zu erhalten und auch noch von Archäologen erklärt zu bekommen, bevor alles wieder überbaut ist“, befanden Petra Lücke und Klaus Trommer und bewarben sich um die Teilnahme an unserer NRZ-Sommeraktion „Kumma - dat gibbet in Duisburg“, Motto: „Anne Schüppe“.
An die durften die beiden aus Alt-Walsum dann zwar ebenso wenig wie die anderen NRZ-Leser, aber auch ohne direkte eigene Grabungserfahrung genoss die Gruppe die Führung mit Dr. Brigitta Kunz von der Stadtarchäologie Duisburg. Sie wartete denn auch mit überraschenden Informationen auf, die selbst alt-eingesessenen Duisburgern nicht unbedingt bekannt sind. Etwa der, dass die Oberstraße, die heute wohl kaum als ansprechend bezeichnet werden kann, einmal die Prachtstraße der Stadt gewesen ist.
Hochgestellte Persönlichkeiten
„An der Oberstraße haben die Ratsherren, der Bürgermeister und andere bedeutende Persönlichkeiten der Stadt gewohnt, reiche Kaufleute etwa“, erklärte Brigitta Kunz, dass die bisherigen Funde deutlich darauf schließen lassen. Auch das Haus, in dem der Kartograph Gerhard Mercator gewohnt hat, stand an der Oberstraße. „Die Kellerstrukturen zeigen, dass entlang der Oberstraße alle 30 bis 40 Meter große prächtige Steinhäuser gestanden haben, auch turmartige Gebäude, ähnlich wie die aus Italien bekannten Geschlechtertürme.“
Anschaulich erklärte Brigitta Kunz bei der Führung, was den Archäologen bei der genaueren Datierung der gefundenen Gebäudereste hilft: „Das verwendete Material ist schon ein guter Hinweis. Ab dem 13. Jahrhundert wurden Ziegel verbaut, davor benutzte man Natursteine.“ Auch der verwendete Mörtel und die Bauweise geben Anhaltspunkte. „Lichtnischen, Gewölbe, ausgefüllte Bögen, ein dreischiffiger Keller, das ist von der Baustruktur schon sehr hochwertig und für einen Keller ein sehr hoher Aufwand“, erläuterte Kunz vor den Resten eines Hauses, das deshalb den Arbeitstitel „Kaufmannshaus 13./14. Jahrhundert“ trage.
Interessiert folgte die Gruppe den Ausführungen der Archäologin. Doch vor allem wollten die meisten Leser wissen, was denn nun mit den ergrabenen Resten geschieht. „Wir werden bis zum Ende des Jahres nicht alles ausgegraben haben, dafür ist das Gelände zu groß. Aber wir werden wissen, was wir haben, und das dokumentieren“, antwortete Brigitta Kunz.
Die Aufgabe sei es, die Strukturen zu erfassen, um die Bauanträge der Investoren, nach denen die Stadt noch suche, abzustimmen. Kunz: „Die Keller könnten in ein neues Gebäude integriert oder mit Platten konserviert werden.“ Ähnlich wie in der Königsgalerie.
Als 2011 die ersten Entwürfe für die Bebauung des Quartiers entstanden, gab es noch keine archäologischen Befunde auf dem Gelände. Die Voruntersuchungen der beauftragten Grabungsfirma aus Köln begannen erst 2012.
„Nun werden die Funde die Planungen für die Neubebauung beeinflussen“, betonte Brigitta Kunz. Darauf NRZ-Leser Klaus Trommer trocken: „Das wäre ja mal schön!“