Duisburg. Seit Beginn der Grippesaison Ende September ist dem Gesundheitsamt nur ein Influenza-Fall gemeldet worden. Ein Nebeneffekt der Corona-Maßnahmen.
Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet in der Grippe-Saison 2020/21 bisher deutlich weniger Influenza-Fälle als in den Vergleichszeiträumen der Vorjahre. Demnach sind seit Anfang Oktober bundesweit erst 266 im Labor bestätigte Fälle erfasst worden. In Duisburg ist dem Gesundheitsamt nach Angaben der Stadt seit 28. September, dem Beginn der 40. Kalenderwoche, bis Ende 2020 nur ein einziger Influenza-Fall gemeldet worden.
Zwar rechnen Ärzte mit stärkeren Grippewellen erst Ende Januar, Anfang Februar oder noch später. Doch es wäre erstaunlich, wenn die Zahl der Vorjahre noch bis zum Ende der Grippesaison Mitte Mai (20. Kalenderwoche) erreicht würden.
Zum Vergleich: In der Saison 2019/2020 hatte es in Duisburg laut Stadtsprecher Sebastian Hiedels 651 Influenza-Fälle gegeben, 2018/19 demnach 744 und 2017/18 seien 618 Fälle gemeldet worden.
Bisher nur ein Influenza-Fall in der aktuellen Grippesaison in Duisburg
Dass in der aktuellen Grippe-Saison bislang lediglich eine Influenza-Meldung vorliegt, führt die Stadt einerseits auf die geltenden Corona-Schutzmaßnahmen und die Einhaltung der AHAL-Regeln durch große Teile der Bevölkerung zurück: Abstand halten, Hygiene, Alltagsmasken und regelmäßiges Lüften.
[Corona in Duisburg in Grafiken]
Eine weitere mögliche Erklärung sieht die Stadt darin, dass Ärzte bei Erkältungssymptomen derzeit eher eine Corona-Infektion durch einen Test ausschließen wollen, als auf eine Influenza-Erkrankung hin zu untersuchen.
Axel Heidböhmer, Mediziner aus Rumeln und Vorsitzender des Vorstands des Medizinischen Netz Duisburg, einem Zusammenschluss von rund 50 Hausärzten in Duisburg, kann dies bestätigen.
"Ich selbst habe aber auch schon vor Corona kaum auf Influenza getestet, weil es ja keine Konsequenzen für die Behandlung hat", so Heidböhmer. "Es mag sein, dass die Menschen in diesen Zeiten weniger in die Praxis kommen, aber ich kann mich nicht erinnern, wann wir zuletzt wissentlich einen echten Grippe-Fall behandelt haben."
Arzt registriert grundsätzlich weniger Erkältungskrankheiten
Der Rückgang der Zahlen sei schon auffällig und auch nicht mit Grippeschutz-Impfungen allein zu erklären. "Wir haben nur ein bisschen mehr geimpft als in den Vorjahren", berichtet Heidböhmer. "Die Corona-Schutzmaßnahmen sorgen dafür, dass wir grundsätzlich weniger Erkältungskrankheiten haben. Diese Rückmeldung bekomme ich auch von den Kollegen."
Helmut Gudat, Vorsitzender der Duisburger Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), hat diese Erfahrungen zumindest in seiner Meidericher Praxis nicht gemacht. "Für mich ist das ein ganz normaler Winter", so Gudat. "Die Grippeinfektionen und Erkältungskrankheiten bei meinen Patienten sind auf gleichbleibendem Niveau."
Medikamente gegen Erkältung: Apotheker melden deutlich weniger Verkäufe
Gleichwohl melden die Duisburger Apotheker nach Angaben ihres Sprechers Christoph Herrmann seit Beginn der Grippe- und Erkältungssaison einen Einbruch bei den Verkaufszahlen sogenannter apothekenpflichtiger Erkältungsmedikamente. "Da reden wir von über 50 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren", so Herrmann. "Lockdown, Abstand halten, Masken tragen - das macht sich schon bemerkbar."
Fakt ist: Schon seit Beginn der Pandemie sind die vom Labor erfassten und damit meldepflichtigen Influenza-Fälle teilweise drastisch zurückgegangen.
So gab es nach Angaben der Stadt beispielsweise in der elften Kalenderwoche vom 9. bis 15. März 2020 38 gemeldete Fälle. 2019 waren es im selben Zeitraum noch 75. Und in der 15. Kalenderwoche (6. bis 12. April 2020) wurde keine einzige Influenza-Infektionen gemeldet, im Vorjahr waren es immerhin sieben.
Grippe versus Corona: Fälle und Tote im Vergleich
Was die Todesfälle mit Blick auf ein komplettes Kalenderjahr vom 1. Januar bis 31. Dezember betrifft, sind dem Duisburger Gesundheitsamt 2020 bei insgesamt 561 Fällen fünf Personen gemeldet worden, die an oder mit Influenza gestorben sind. 2019 (754 Fälle) und 2018 (204 Fälle) waren es jeweils sechs Grippe-Tote, 2017 bei 176 Fällen zwei Tote.
Zum Vergleich: Seit Ende Februar 2020 sind in Duisburg bislang 16.500 Corona-Tests positiv ausgefallen und mehr als 417 Todesfälle in Verbindung mit Covid-19 registriert worden.
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