Duisburg. Keine Stehplätze im ÖPNV, Sitzplätze weit voneinander entfernt. Das sagt die Duisburger Verkehrsgesellschaft zu Laumanns Hotspot-Empfehlungen.

Die schwarz-gelbe Landesregierung hat am Mittwoch mögliche Maßnahmen für Corona-Hotspots vorgestellt. Gemeint sind Städte und Kreise mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 200, zu denen auch Duisburg gehört. Eine der von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann genannten Empfehlungen betrifft den ÖPNV. So sollten in Hotspot-Kommunen keine Stehplätze mehr in Bussen und Bahnen angeboten werden, sondern nur noch jeweils weit voneinander entfernte Sitzplätze. Ähnliche Forderungen hatte es in der Vergangenheit bereits aus der Duisburger Bevölkerung gegeben.

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Die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) hält Laumanns Vorschlag auf Nachfrage der Redaktion für nicht umsetzbar – weder technisch noch personell.

DVG-Sprecherin Kathrin Naß nennt als Beispiel einen Gelenkbus mit etwa 120 Steh- und Sitzplätzen. „Bei Einhaltung des Mindestabstandes von 1,5 Metern in Bussen stünden zukünftig nur noch circa zehn Steh- und 18 Sitzplätze zur Verfügung“, so Naß. „Die DVG müsste demnach mehr als das Vierfache an Bussen einsetzen, um alle Fahrgäste von A nach B bringen zu können.“

DVG hält Laumanns Vorschlag zum ÖPNV in Duisburg für nicht umsetzbar

Dafür müssten nach Angaben der Sprecherin die entsprechenden zusätzlichen Busse sowie das Fahrpersonal zur Verfügung stehen – und in jedem Bus Ein- und Ausstiegskontrollen durchgeführt werden. Auch hierfür wäre mehr Personal erforderlich, so Naß. Der Einsatz von mehr Fahrzeugen und Zugangsbeschränkungen lasse sich deshalb nicht realisieren.

Dies gelte ebenso für Straßenbahnen. „Abstand würde auch hier bedeuten, mehr Fahrzeuge, mehr Personal, organisierte Kontrollen“, so die Sprecherin.

DVG: Nur 60 Prozent der üblichen Fahrgäste aktuell unterwegs

Sie betont darüber hinaus, dass die DVG alle zur Verfügung stehenden Fahrzeuge einsetze, „obwohl derzeit weiter nur 60 Prozent der üblichen Fahrgäste unterwegs sind“, so Naß. „Dazu kommt die Staffelung zu Schulzeiten, die vor allem morgens und mittags zur Entlastung im Schülerverkehr sorgen soll.“

Dass im ÖPNV Menschen enger zusammenkommen und Abstände zwangsläufig nicht einhalten können, lasse sich nicht grundsätzlich vermeiden. Gerade deshalb werde auch im Nahverkehr viel für den Infektionsschutz getan, so Naß. Dazu gehörten Reinigungs- und Hygienemaßnahmen, Information, Aufklärung und Sensibilisierung der Fahrgäste sowie Kontaktvermeidung beim Ticketkauf. So sitzen laut Naß seit Anfang September 2020 alle Busfahrer hinter einer Schutzscheibe.

DVG: Der wirksamste Schutz vor Corona im ÖPNV ist die Maskenpflicht

„Das wirksamste Mittel ist aber die Maskenpflicht“, stellt die Sprecherin klar. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes werde täglich auch gemeinsam mit dem Ordnungsamt und über zusätzliche Schwerpunktkontrollen überprüft und sanktioniert.

Naß verweist zudem auf diverse Untersuchungen und Aussagen von Experten wie Virologen und auch des Robert Koch-Instituts (RKI). Demzufolge sei der ÖPNV kein Corona-Risikobereich, die Ansteckungsgefahr im öffentlichen Nahverkehr gering. Als Gründe dafür gelten auch die oft geringe Aufenthaltsdauer und das meist vorherrschende Schweigen vieler Passagiere. Dadurch bleibt die Konzentration von Aerosolen in der Luft in der Regel wohl eher gering. Abschließend sind all die Thesen zur Ansteckungsgefahr in Bussen und Zügen allerdings noch nicht geklärt – auch deshalb nicht, weil viele Infizierte nicht wissen, wo sie sich angesteckt haben.

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Naß betont zudem, dass sich im ÖPNV bisher nur sehr wenige Mitarbeiter mit direktem Kundenkontakt infiziert hätten. Dies gehe aus einer Erhebung unter 94 Nahverkehrsunternehmen aus ganz Deutschland hervor, die der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) veröffentlicht habe. Demnach seien unter den fast 80.000 Beschäftigten seit Beginn der Pandemie bis Ende Oktober nur insgesamt 233 Infektionen bestätigt worden – davon nur neun nachweislich während des Dienstes.