Duisburg. Nach dem Corona-Ausbruch in einem Duisburger Sana-Altenheim fordert die Tochter einer Bewohnerin eine „offene und korrekte Informationspolitik“.
Das Sana-Seniorenzentrum Großenbaum kommt, nach dem seit Monaten größten öffentlich bekannten Corona-Ausbruch in einem Duisburger Altenheim, nicht zur Ruhe. Nach schweren Vorwürfen aus Mitarbeiterkreisen über einen angeblich laxen Umgang mit Schutzausrüstung meldet sich nun die Tochter einer Bewohnerin (88) zu Wort. Sie und ihr Bruder seien fassungslos und wütend über die Sana-Darstellung, die positiven Fälle – 31 Bewohner und elf Mitarbeiter – seien ein Zufallsbefund bei einer routinemäßigen Reihentestung am 13. November durch das Gesundheitsamt gewesen.
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„Meine Mutter lebt seit Mai 2017 in dem Seniorenzentrum und liegt bereits seit über zwei Wochen, schwer an Covid-19 erkrankt, im Krankenhaus“, berichtet die Tochter. Und schon am 4. November sei sie vom Pflegeheim informiert worden, dass eine Dame aus dem Wohnbereich ihrer Mutter am Vortag in die Reha gekommen und dort positiv auf Corona getestet worden sei. Das Gesundheitsamt sei informiert, hieß es.
Bewohnerin des Sana-Altenheimes kam bereits am 9. November mit schweren Corona-Symptomen in Duisburger Krankenhaus
„Zudem bat mich das Heim, von Besuchen abzusehen, da der Wohnbereich geschlossen werde“, erzählt die Angehörige. Nachdem ihre Mutter dann am 9. November mit schweren Corona -Symptomen in die Klinik gebracht werden musste, sei sie von der Ärztin noch aus der Notaufnahme angerufen worden und habe Gewissheit über die Covid-19-Erkrankung bekommen.
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Die Medizinerin habe ihr außerdem mitgeteilt, dass das Gesundheitsamt informiert und sie als Kontaktperson anrufen werde. „Mal abgesehen davon, dass es diesen Anruf bis heute nicht gegeben hat“, so die Duisburgerin. „Es ist also klar, dass zum Zeitpunkt der angeblich routinemäßigen Reihentestung, schon mindestens zwei Bewohnerinnen positiv auf Corona getestet waren.“
Stadt Duisburg: Es gab keine routinemäßige, sondern eine anlassbezogene Reihentestung
Wie Stadtsprecherin Susanne Stölting bestätigt, habe es im Sana-Altenheim an jenem 13. November in der Tat eine anlassbezogene Reihentestung gegeben – „also keine routinemäßige, nachdem zuvor positive Tests bekannt geworden waren und es sich nicht um einen Einzelfall handelte“. Insgesamt seien im Vorfeld sogar fünf Personen positiv getestet worden.
Auf Nachfrage der Redaktion rudert Sana-Sprecherin Ute Kozber nun zurück und spricht von einer Formulierung, die zu einer missverständlichen Auslegung geführt habe. „Gemeint war, dass die Meldung einzelner positiver Ergebnisse zu einer routinemäßigen Testung durch das Gesundheitsamt geführt hat.“
Sana-Sprecherin rudert nun zurück
Kozber bestätigt nun die positiv getestete Bewohnerin in der Reha Anfang November. Daraufhin seien bereits die Besuchsmöglichkeiten im Heim entsprechend eingeschränkt worden. Die Sana-Sprecherin bestätigt auch die Darstellung der Tochter, dass ihre Mutter nur wenige Tage später in eine Klinik gekommen sei und dort positiv getestet wurde.
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Wie Kozber ebenfalls erst jetzt mitteilt, seien parallel vier weitere Bewohner im Krankenhaus positiv getestet worden. Und: „Im gleichen Zeitraum informierten uns zwei Mitarbeiterinnen über ihr positives Testergebnis und begaben sich sofort in häusliche Isolation.“
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Das Gesundheitsamt sei von Beginn an über alle Sachverhalte umgehend informiert worden und habe schließlich für alle Bewohner und Mitarbeiter eine „routinemäßige Testung“ am 13. November angekündigt. Kozber bleibt also bei diesem Begriff und spricht bei den Corona-Fällen auch weiter von einem Zufallsbefund. „Weil die Bewohner und Mitarbeiter symptomfrei waren.“
Tochter einer schwer erkrankten Bewohnerin fordert „offene und korrekte Informationspolitik“
Eine Erklärung, die die Tochter der schwer erkrankten Mutter nicht verstehen kann. Dabei gehe es ihr, wie sie betont, gar nicht um Schuldzuweisungen, sondern um eine „offene und korrekte Informationspolitik“. Und weiter: „Um sich hinter die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen zu stellen, braucht die Bevölkerung solche Beispiele wie von meiner Mutter“, so die Angehörige. „Ihr geht es mittlerweile zum Glück ein wenig besser. Aber an alle Verschwörungstheoretiker: Corona existiert, kostet Menschenleben und bedroht uns alle.“
Der Umgang mit den Corona-Fällen im Sana-Altenheim macht aus Sicht der Duisburgerin aber auch deutlich, „dass das Gesundheitssystem schon jetzt am Limit ist und die Landesregierung helfen muss“. Schließlich seien zwischen der ersten Corona-Meldung an das Gesundheitsamt und der Testung des ganzen Hauses ganze neun Tage vergangen.
Auf Nachfrage erklärt Stadtsprecherin Susanne Stölting dazu: „Eine Häufung der Fälle habe sich erst am 11. November abgezeichnet, so dass dann für den 13. November der Massentest anberaumt wurde.“
>> QUARANTÄNE FÜR EINIGE BEWOHNER AUFGEHOBEN
• Die Quarantäne für die Bewohner im Sana-Altenheim ist nach Angaben der Sprecherin Ute Kozber bis auf zwölf Personen, die weiterhin isoliert sind, inzwischen aufgehoben worden (Stand 24. November). Sechs Mitarbeiter befinden sich demnach in häuslicher Isolation.
• Zur Sicherheit für alle Bewohner bleibt laut Kozber die derzeitige Besuchseinschränkung bestehen. „Wir sind optimistisch, dass das Gesundheitsamt zum Ende der Woche die Quarantäne für das gesamte Haus aufheben wird.“
• Im Sana-Heim in Rheinhausen sind derzeit vier Bewohner – davon zwei im Krankenhaus – und vier Mitarbeiter infiziert.