Am Niederrhein/Duisburg. Der Lockdown trifft die Geschäftsleute am Niederrhein und in Duisburg während der Corona-Pandemie hart. Viele fürchten um ihre Existenz.
Der stationäre Handel ist in diesem Jahr gefordert wie seit Jahren nicht mehr. Laut einer Umfrage des
Handelsverbands Niederrhein
unter seinen Mitgliedern haben 20 Prozent der Geschäftsleute „sehr große Sorgen, dass sie ihr Geschäft aufgeben müssen“, sagt Verbandsgeschäftsführerin
Doris Lewitzky
. Jeder 5. weiß derzeit nicht, ob er noch lange durchhält.
Im Sommer hatten die Händler schon wieder etwas positiver nach vorne geblickt, da befürchtete zwölf Prozent, dass ihnen
Corona
zum Verhängnis wird und sie ihren Laden für immer schließen müssen. Der jetzige Teil-Lockdown, der in die Verlängerung gehen wird, verschärft nun noch einmal die Situation im stationären Handel. „Über 40 Prozent der Geschäftsleute machen derzeit weniger Umsatz als im November vor einem Jahr“, erklärt Doris Lewitzky. Das Weihnachtsgeschäft fehlt definitiv. Besonders betroffen sind der Textilhandel und die Schuhläden.
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Hinter vorgehaltener Hand spricht man in der Branche davon, dass es wirtschaftlich für viele Geschäftsbesitzer besser gewesen wäre, wenn sie auch diesmal ihren Laden hätten schließen müssen und eine ähnliche außerordentliche Wirtschaftshilfe, wie es sie für die Restaurants gibt, erhalten würden.
Handel am Niederrhein: Weihnachtsgeschäft sollte Verluste ausgleichen
Auch wenn der Handel schon seit Jahren keine „Goldenen Zeiten“ mehr erlebt, so war die Lage für viele Händler nie so ernst wie in diesen Tagen. Das
Weihnachtsgeschäft
sollte wenigstens ein bisschen die Verluste aus dem Frühjahr ausgleichen. Hinzu kommt, dass der Onlinehandel durch den Lockdown noch einmal an Fahrt gewinnt. „Gefordert war der stationäre Handel schon vor der Pandemie. Corona hat die Digitalisierung um Handel beschleunigt“, sagt Doris Lewitzky.
Viele Kunden wollen einfach das beste aus zwei Einkaufswelten mitnehmen – den guten Preis im Netz auf der einen Seite, das Gefühl einzukaufen, die Waren auch mal anzufassen, bevor man sie kauft und das Flanieren auf der anderen Seite. Und letzteres mache diesen
Teil-Lockdown
für den stationären Handel so schwierig. Die Umsätzen brechen weg, „weil die Leute kein Erlebnis mehr beim Einkaufen haben. Das ganze drum herum fehlt“, sagt Doris Lewitzky.
Die Aufenthaltsqualität der Städte spiele eine großen Rolle für den Handel. Dies werden in diesen Tagen besonders deutlich. Kein Kinobesuch nach dem Shoppen, keine Pause im Café zwischendurch und auch kein Essengehen vor dem Besuch der Boutique. Hinzukommt, „dass der November eh trostlos und grau ist. Es regnet, ist früh dunkel. Keine Weihnachtsmärkte, da gehen die Leute nur gezielt in die Städte“, glaubt Lewitzky.
Duisburg: Chance für den Handel in den Stadtteilen
Was das für langfristige Auswirkungen auf die Entwicklung von
Innenstädten
wie
Duisburg
hat, sei noch nicht abzusehen. Klar sei aber, dass sich der stationäre Handel in der Zukunft wandeln wird. Jeder Händler müsse für sich schauen, wie er sich auch online aufstellen kann. Aber dies sei nur die eine auf der Hand liegende Notwendigkeit.
Vielmehr gehe es auch um Konzepte für die Innenstädte und auch Stadtteile. Wie weit lassen sich Schwerpunkte setzen? Wie weit können Händler sich auf das Besondere, das Individuelle konzentrieren, „dass der 100. Händler auf Amazon anbietet“, fragt Doris Lewitzky – natürlich in dem Wissen, „dass dieser Prozess nicht von heute auf Morgen geht“. Die Brautmeile in Marxloh sei aber ein Beispiel dafür wie es gehen könnte.
Überhaupt könne die Corona-Krise für den stationären Handel vor Ort in den Stadtteilen eine Chance sein, weil die Menschen sich derzeit nicht weit von ihrem Zuhause wegbewegen und durchaus gewillt seien, den Händler vor der Tür zu unterstützen.
Landesprogramm: Finanzielle Soforthilfe gegen Leerstand
Knapp
300.000 Euro
fließen aus einem insgesamt 70 Millionen Euro umfassenden Sofortprogramm des Landes zur Stärkung der Innenstädte nach Duisburg. Es gebe „massive Leerstände“ in den Innenstädten,
durch Corona sei der Online-Handel „deutlich gestärkt“ worden
. Das lasse „nicht erwarten, dass alles wieder so wird, wie es vorher war“, heißt es aus dem Kommunalministerium.
Rund 195.000 Euro werden für die Stützung der
Duisburger City
und 99.000 Euro für das
Zentrumsmanagement in Hochheide
zur Verfügung gestellt. Mit diesem Geld kann die Stadt beispielsweise leerstehende Ladenlokale anmieten und einer sinnvollen Zwischennutzung zuführen. Auch der Spielraum der Stadt beim (Zwischen-) Erwerb von Gebäuden wird damit vergrößert, um Immobilienspekulationen vorzubeugen.
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„Das Förderprogramm ist für unseren stationären Handel, aber auch für die Bürgerinnen und Bürger, ein echter Lichtblick. Von einer starken Innenstadt profitieren alle in Duisburg. Sie ist das Aushängeschild und auch ein Ort der Begegnung. Corona hat den Einzelhandel in unserer Stadt stark getroffen und die Landesförderung hilft an dieser Stelle. Das Geld wird noch in diesem Jahr ausgezahlt und ermöglicht ein rasches Handeln“, sagt CDU-Ratsfraktionsvorsitzenden
Thomas Mahlberg.
Stadt Duisburg: 14 Geschäfte in der City stehen leer
Nach Angaben der Stadt stehen derzeit in der City gerade mal 14 Geschäfte leer. Die Fördergelder sollen schwerpunktmäßig im Bereich des Sonnenwalls und der Kuhstraße eingesetzt werden, wie aus einer Ratsvorlage hervorgeht.
Kritik am Duisburger Anteil an dem
Förderprogramm
erhebt
Junges Duisburg:
„Leider hat Duisburg bisher für die Innenstadt lediglich 195.189 Euro beantragt“, moniert der Fraktionsvorsitzende Stephan Wedding. Seine Partei schlägt vor, von dem Geld „den Bereich um die Münzstraße zu einem Kreativquartier zu entwickeln“. Es gelte, „den trostlosen Anblick gähnend leerer Ladenlokale und trostloser Schaufenster zu vermeiden“.