Duisburg-Meiderich. Die Landwirtschaft ist aus Meiderich vollständig verschwunden. Dabei prägte sie die Region, bevor Bergbau und Stahlindustrie sich durchsetzten.
Der Begriff Meiderich beschreibt nach dem früheren Stadtarchivar Günter von Roden den Raum zwischen Ruhr und Emscher . Der Name bedeutet „feuchte Gegend“. Das war sie, bis die Ruhr um 1580 in einem alten Bett des Rheins ihren heutigen Lauf fand. Für die liebliche Auenlandschaft war eine weitläufige Besiedlung typisch. An der Grenze zu Oberhausen stand Kiefernwald.
Zahlreiche Klöster besaßen dort Land. Es gab acht Bauerschaften. Lakum war der Ausgangspunkt der Besiedlung. Der ostfränkische König Arnulf schenkte seinen dortigen Hof um 900 dem Kloster Corvey bei Höxter, so dass die Mönche Wein vom Rhein auf den Landweg an die Weser umladen konnten.
Von 15 großen Höfen ist nur noch der Ingenhammshof erhalten
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Rund um die Kirche Auf dem Damm war der Welschenhof das einzige Gehöft. Dort wurde bei Streitigkeiten Gericht gehalten. Vohwinkel weiter westlich besaß die besten Böden. Die letzten Höfe dort hielten sich bis um 1900.
Von 15 großen Höfen in Lösort ist nur der Ingenhammshof erhalten. In Dümpten lag Haus Hagen, Sitz der Herren zu Meiderich, 1734 eine Wasserburg. 1865 kaufte sie Franz Haniel. 1939 wurde das Gut für Flak-Stellungen abgebrochen.
Von 1332 an bürgerte sich die Unterteilung in Ober-, Mittel- und Untermeiderich ein, weil der zehnte Teil ihres Ertrags, den die Bauern an die Kirche abzuführen hatten, zwischen dem Pfarrer in Meiderich (ein Drittel) und dem Kloster Gerresheim bei Düsseldorf (zwei Drittel) aufgeteilt wurde. Seit 1311 gehörte die Kirche dem Kloster. Einen evangelischer Pfarrer gab es ab 1557. Es blieb aber bis 1802 beim Vorschlagsrecht der Äbtissin für die Stelle.
Die Landeshoheit für Meiderich war lange umstritten. Seit 1429 hatten sie die Grafen von Kleve, ab dem 17. Jahrhundert der Kurfürst von Brandenburg.
Meiderich wurde ab 1808 von Ruhrort mitverwaltet
1609 ist eine evangelische Schule nachgewiesen. Bis 1884 entstanden zwölf weitere Volksschulen. Das Max-Planck-Gymnasium geht auf die höhere Bürgerschule von 1890 zurück.
Die Bevölkerung stieg von 750 Einwohnern (1680) über 1326 (1808) auf 3835 (1850). Seit 1808 wurde Meiderich von Ruhrort mitverwaltet.
Schon 1848 verband die Köln-Mindener-Eisenbahn Oberhausen mit Ruhrort. Einen Bahnhof gab es erst 1856. Es folgten Strecken nach Styrum und Sterkrade.
1856 begann die Industrialisierung mit der Zeche Westende . Sie förderte ab 1858. 1927 lief die Förderung auf Meidericher Gebiet aus.
Katholische Bevölkerung nahm im 19. Jahrhundert rasant zu
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1862 stürzte die evangelische Kirche ein, wurde durch einen Neubau ersetzt. 1869 wurde in einer Schule erstmals wieder katholischer Gottesdienst gehalten. Die katholische Bevölkerung nahm rasant zu. Die Michaelskirche wurde 1885 geweiht. Als Filialgemeinden entstanden 1898 St. Matthias an der Bergstraße, 2014 abgerissen, St. Bernhard an der Albrechtstraße, 1915 noch Herz-Jesu an der Brückelstraße.
Wegen der Zeche bauten 1871 die Rheinischen Stahlwerke in Vohwinkel. Die Belegschaft zählte im Jahr 1875 rund 800 Mann. Arbeiterkolonien wurden gebaut. 1926 ging Rheinstahl in den Vereinigten Stahlwerken auf, bildete mit Phoenix die Hütte Ruhrort-Meiderich . Sie erlitt 1944 schwere Kriegsschäden.
Historische Fotos aus Duisburg Meiderich
1875 wurde Meiderich selbstständig, mit 11.530 Einwohnern. Erster Bürgermeister war Carl von der Mark, sein Nachfolger 1883 Franz Josef Pütz. In dessen Amtszeit fielen der Bau des Ruhrdeichs (bis 1889) und des Emscherdeichs (bis 1893).
Das „Fabrikdorf“ Meiderich wird im Jahr 1894 zur Stadt
Seit 1892 fuhr eine Pferdebahn nach Ruhrort. 1894 wurde das „Fabrikdorf“ mit 20.000 Einwohnern Stadt. 1895 ging das evangelische Kaiser-Wilhelm-Krankenhaus in Betrieb, 1899 das katholische St.-Elisabeth-Hospital an der Von-der-Mark-Straße, heute Altenheim.
Seit 1901 gab es südlich der Emscher die Hochofenanlage von Thyssen. 1926 wurde sie Teil der Vereinigten Stahlwerke, firmierte nach 1945 als Eisenwerke Mülheim-Meiderich. Als dort 1985 Hochofen 5 als letzter stillgelegt wurde, entstand 1994 der Landschaftspark Duisburg-Nord.
Ab 1905 belieferten Kokereien die von Thyssen mit gegründete Gesellschaft für Teerverwertung an der Varziner Straße. 1964 ging sie mit der Rütgerswerke-AG zusammen.
1905 wurden Meiderich (40.832 Einwohner), Ruhrort und Duisburg wegen der Hafenerweiterung vereinigt. Von 1908 bis 1914 entstand der Rhein-Herne-Kanal, 1911 der Stadtpark. 1927/28 wurde die Ratingsee-Siedlung an der Emmericher Straße gebaut und 1951 erweitert. 1929 zählte Meiderich 58.300 Einwohner (heute rund 46.000).
Ab 1942 betrieb das Nazi-Regime an der Emmericher Straße das Arbeitslager Ratingsee als KZ-Außenstelle. Bei einem Luftangriff im April 1943 starben 50 Häftlinge.