Duisburg. Für das Grobblechwerk von Thyssenkrupp in Duisburg-Hüttenheim gibt es keinen Käufer. Das Werk mit 800 Beschäftigen steht vor der Schließung.

Für das Grobblechwerk von Thyssenkrupp Steel (TKS) in Duisburg-Hüttenheim findet sich kein Käufer. Damit steht der Standort mit 800 Beschäftigten nach 60 Jahren vor der Schließung im September 2021.

Die Befürchtungen von Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall bestätigte TKS-Vorstandssprecher Bernhard Osburg, der sich am Dienstagmittag am Werkstor mit seinen Vorstandskollegen Dr. Arnd Köfler und Markus Grolms (Arbeitsdirektor) dem Gespräch mit 300 Beschäftigten stellte.

Käufer abgesprungen: Grobblechwerk in Duisburg vor dem Aus

Bernhard Osburg, Vorstandssprecher von Thyssenkrupp Steel, stellte sich am Dienstag dem Gespräch mit der Belegschaft des Grobblechwerks.
Bernhard Osburg, Vorstandssprecher von Thyssenkrupp Steel, stellte sich am Dienstag dem Gespräch mit der Belegschaft des Grobblechwerks. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

In der Belegschaft hatte die bittere Nachricht da bereits die Runde gemacht. Der Vorstand hatte am Montagabend die IG Metall unterrichtet, die seit dem vergangenen Februar in die Suche nach einem Interessenten eingebunden war. „Es ist frustrierend, wir hatten damit gerechnet, einen neuen Eigentümer zu finden, der auf Grobblech fokussiert ist“, sagte Osburg. Im Konzern sei eine Perspektive für den Standort nicht dazustellen. „Wir wollen uns in ausgewählten Produkten nach vorn entwickeln.“

Die Erholung im Stahl sei beim Grobblech nicht sichtbar, so der TKS-Vorstand. Weil auch die Wettbewerber mit den Corona-Folgen kämpften, seien „die Chancen auf eine Fortführung deutlich geringer geworden“. Der Vorstand plane mit dem Schließungstermin September 2021 – so wurde es im März im Tarifvertrag „Zukunftspakt Stahl“ vereinbart. Die Arbeitsplatzgarantie bis März 2026 gilt auch für die Hüttenheimer Belegschaft. „Es wird eine Lösung für jeden von euch geben“, versprach Markus Grolms. Angebote soll es zum Wechsel in die TKS-Werke im Stadtnorden geben.

Käufer abgesprungen: Grobblechwerk in Duisburg vor dem Aus

„Es ist ein schwarzer Tag für Duisburg und die Stahlindustrie“, sagt Dieter Lieske. Die Hoffnung auf eine Rettung in letzter Minute gehe gegen Null, so der 1. Bevollmächtigte der IG Metall in Duisburg. Die „Galgenfrist“ für das Werk, die im Februar begann, sollte zunächst bereits im Juni enden, wurde dann aber bis Jahresende verlängert, um den Prozess „mit der nötigen Sorgfalt und der gebotenen Transparenz“ voranzutreiben, wie Bernhard Osburg bei einem Werksbesuch im Februar formulierte.

Aus für Grobblechwerk in Duisburg: Trost für Beschäftige

Harte Kritik an den Fehlern früherer Manager und Vorstände übte Mehmet Göktas, Betriebsratsvorsitzender des Werks, das nun vor der Schließung im September 2021 steht.
Harte Kritik an den Fehlern früherer Manager und Vorstände übte Mehmet Göktas, Betriebsratsvorsitzender des Werks, das nun vor der Schließung im September 2021 steht. © FUNKE Foto Services | Foto: Stephan Arend

Klar war aber die Ansage: Findet sich kein Investor, soll das Werk bis 2022 schließen. Die Grobblech-Produktion ist Teil der Konzerneinheit „Multi-Tracks“ – Geschäfte mit insgesamt rund 20.000 Arbeitsplätze, die bei Thyssenkrupp auf dem Prüfstand stehen und keine nachhaltige Zukunftsperspektive im Konzern haben.

Vorwurf: TKS ließ Standort ausbluten

„Mit Grobblech lässt sich gutes Geld verdienen“, hatte die IG Metall immer wieder betont . Tatsächlich schreibt der Bereich aber seit Jahren Verluste. Der Konzern habe den Standort ausbluten lassen, lautet der Vorwurf der Gewerkschaft. „Selbst beschlossene Investitionen wurden nicht umgesetzt“, sagt Dieter Lieske, „da stehen noch Original-Aggregate von 1963.“ Den Standort immer wieder zur Disposition zu stellen, sei zudem „ein schlechtes Signal an die Kunden“ gewesen.

Harte Kritik an den Fehlern des vorherigen Managements übte der Betriebsratsvorsitzende Mehmet Göktas: Es habe ständige Führungswechsel, keine Investitionen, keine Strategie gegeben. Eine Restrukturierung vor zwei Jahren unter Beteiligung von Unternehmensberatern „war nur ein Alibi“, schimpfte Göktas, „der Vorstand hat keine Verantwortung übernommen“. Es seien „viele Fehler gemacht worden“, räumt der aktuelle Vorstand Bernhard Osburg ein, „wir unterstreichen das.“

Zuletzt gute Entwicklung konnte Interessenten nicht überzeugen

Der Investitionsbedarf erschwerte neben der auf Sicht weiterhin schwierigen Geschäftslage die Gespräch mit Interessenten. „Dabei war auch die Frage, ob es denen um Beschäftigungssicherung, oder um Marktbereinigung ging“, sagt Lieske. Dass es zuletzt bessere Zahlen nach technischen Verbesserungen gab, hat Interessenten offenbar nicht überzeugen können. Die Abwicklung wird damit unvermeidlich. „Wer soll da jetzt noch wie Kai aus der Kiste kommen“, fragt Dieter Lieske.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

>>> IG METALL: KLARHEIT FÜR DIE KOLLEGEN SCHAFFEN

  • Nach dem Scheitern der Verkaufsbemühungen müsse es nun möglichst schnell Klarheit für die Beschäftigten geben, fordert der 1. Bevollmächtigte der IG Metall, Dieter Lieske.
  • „Ich erwarte von Thyssenkrupp Steel Signale. Mitarbeiter, die an andere Standorte wechseln wollen, sollten das machen können“, so Lieske an die Adresse von TKS-Arbeitsdirektor Markus Grolms .
  • Am Mittwoch wollen Betriebsrat und Vorstand die Belegschaft in einer außerordentlichen Betriebsversammlung weiter informieren.