Duisburg. Der Verein „Immersatt“ wurde 2005 gegründet, um Duisburger Kinder mit warmem Essen zu versorgen. Zu Corona-Zeiten gibt’s weniger Spenden.

Seit gut 15 Jahren kämpft die Duisburger Hilfsorganisation „Immersatt“ gegen Kinderarmut. Etwa 3,5 Millionen Schulbrote wurden geschmiert, unzählige Mittagessen ausgegeben. Aktuell packen die Mitarbeiter in der Altstadt täglich 60 Care-Pakete mit Lebensmitteln oder Hygieneartikeln, um für den Nachwuchs und die Familien auch während der Corona-Krise da zu sein. Eine große Geburtstagsfeier fällt aus, aber Geschäftsführerin Nicole Elshoff hat einen Wunsch: Dass „Immersatt“ in den nächsten Jahren überflüssig wird, weil alle Kinder gut versorgt sind. Doch sie ahnt – so wird es nicht kommen.

Auch interessant

Angefangen hat alles 2005, um Kinder, die keine warme Mahlzeit zu Hause bekommen, zu unterstützen. Zusätzlich werden jeden Morgen Frühstücksbeutel gepackt und in den Schulen verteilt. Zu viele Kinder würden sonst, ohne etwas zu essen, das Haus verlassen. Mittlerweile ist „Immersatt“ zu einem „multifunktionalen Versorgungsnetzwerk innerhalb der Stadt Duisburg geworden und mit vielen anderen Vereinen und Organisationen vernetzt“, erklärt Nicole Elshoff.

Duisburger Verein kooperiert mit zahlreichen Einrichtungen

Nicole Elshoff, Geschäftsführerin von Immersatt, ist seit 2010 bei dem Verein.
Nicole Elshoff, Geschäftsführerin von Immersatt, ist seit 2010 bei dem Verein. © FUNKE Foto Services | Foto: Alexandra Roth

Gearbeitet wird in sämtlichen Stadtteilen Duisburgs, feste Standorte gibt es in Ruhrort und in der Altstadt. Dort befindet sich auch eine Küche, in der täglich frisch gekocht wird. 90 Jungen und Mädchen werden vor Ort satt, die restlichen Mahlzeiten werden an Einrichtungen und Schulen geliefert.

Außerdem werden Hausaufgabenbetreuung und andere Aktivitäten angeboten, die den Kindern etwa Kulturerlebnisse ermöglichen. Es gibt zum Beispiel Kooperationen mit dem Lehmbruck-Museum, der Deutschen Oper am Rhein oder den Philharmonikern.

Mit 90 Kindern und zahlreichen Schulen ist „Immersatt“ allerdings am Limit. „Wir führen Wartelisten. Vielleicht wechseln mal ein paar Kinder die Schule, aber wir sind immer ausgebucht“, so Nicole Elshoff. Das hänge sowohl mit personellen als auch finanziellen Kapazitäten zusammen. „Wir fangen morgens um 6 Uhr an Brote zu schmieren, damit die ab 8 Uhr an die Schulen gehen. Sonst müssten wir um 4 Uhr starten.“

„Immersatt“ braucht 400.000 Euro, um alle Aufgaben zu stemmen

Um den Betrieb aufrecht zu erhalten, muss der Verein 400.000 Euro pro Jahr aufbringen. Mit Ehrenamtlichen wäre das nicht mehr allein zu stemmen, deshalb bietet der Verein auch Arbeitsgelegenheiten, die vom Jobcenter vermittelt werden. Vor allem vor Weihnachten hat Nicole Elshoff alle Hände voll zu tun, um Spenden zu sammeln, die die Arbeit für die nächsten Monate sichern.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Doch in Corona-Zeiten sind die Firmen vorsichtiger und auch in den Supermärkten kommen aktuell weniger Spenden zusammen. „Die Leute kaufen mehr und die Geschäfte ordern weniger, damit weniger Ware übrig bleibt. Die Tafel hat das gleiche Problem“, schätzt die „Immersatt“-Frontfrau die Lage ein. Sie habe Verständnis, doch um den Fortbestand zu sichern, seien die Spenden wichtig.

„Immersatt“-Koch Peter Kraut bereitet die Mahlzeiten zu. Nur mit Ehrenamtlichen ist der Betrieb längst nicht mehr zu stemmen.
„Immersatt“-Koch Peter Kraut bereitet die Mahlzeiten zu. Nur mit Ehrenamtlichen ist der Betrieb längst nicht mehr zu stemmen. © FUNKE Foto Services | Foto: Alexandra Roth

Zu Beginn der Corona-Krise gab es neben den Familien-Care-Paketen auch eine telefonische Hausaufgabenbetreuung. Den Eltern wurde zusätzlich eine Beratung am Telefon angeboten. Momentan findet die Hausaufgabenhilfe auf Terminvergabe persönlich statt. „Wir bekommen von den Schulen und Einrichtungen, die wir unterstützen, ganz viel zurück, etwa, wenn sie einen Spendenlauf veranstalten“, beschreibt Nicole Elshoff.

Auch interessant

Die Aktionen zum „Immersatt“-Geburtstag mit den Kindern fallen erst einmal aus. Aber auf eine große Feier hätte das Team ohnehin verzichtet. „In Zeiten, in denen weniger Spenden kommen, möchten wir dafür kein Geld ausgeben.“ Sie glaubt, dass der Betrieb nach dem Lockdown wieder normal laufen kann.

>> GEBURTSTAGSWUNSCH: SACH- UND GELDSPENDEN

Manfred Stüdemann, Vorstandsmitglied des Vereins „Immersatt“, weiß, was der Verein nun gut gebrauchen kann: „Wir benötigen Sach- und Geldspenden. Gerne werden Lebensmittel entgegengenommen, aber auch neuwertige Kleidung und Hygieneartikel“, zählt er auf. Er bedankt sich gleichzeitig bei den vielen Unterstützern: „Seit 15 Jahren trägt die Duisburger Stadtgesellschaft unseren kleinen Verein. Wir bauen und hoffen darauf, dass diese großartige Form der Unterstützung auch durch diese Krisenzeit hindurch getragen wird.“

Auf der Homepage www.immersatt.org kann man ebenfalls spenden oder findet die Kontaktdaten und direkte Ansprechpartner.