Duisburg. 200 Jungen und Mädchen werden beim Duisburger Verein Immersatt täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgt. Deshalb kostet jedes Essen 50 Cent.

13 Uhr: In der Duisburger „Immersatt“ Küche dampft der Nudelauflauf. Koch Peter Kraut und sein Team richten den Salat an – obwohl es den für die Kinder eigentlich gar nicht dazu geben müsste. 2005 wurde der Verein Immersatt gegründet, um dem Nachwuchs aus hilfsbedürftigen Familien eine warme Mahlzeit zu servieren. Zusätzlich werden jeden Morgen Frühstücksbeutel gepackt und in den Schulen verteilt. Zu viele Kinder würden sonst ohne etwas zu essen das Haus verlassen. Für Melissa, neun Jahre alt, ist der Nudelauflauf die erste Speise am Tag. „Morgens habe ich keine Zeit zu frühstücken“, erklärt sie. Die andere Wahrheit ist: In vielen Familien sind gemeinsame Mahlzeiten nicht mehr üblich.

Duisburger Verein „Immersatt“ braucht 400.000 Euro Spenden pro Jahr

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„Immersatt“ ist ein wichtiger Akteur im Sozialhilfe-Gefüge von Duisburg geworden. Um den Betrieb aufrecht zu erhalten, muss der Verein 400.000 Euro pro Jahr aufbringen. Mit Ehrenamtlichen wäre das nicht mehr allein zu stemmen, deshalb bietet der Verein auch Arbeitsgelegenheiten, die vom Jobcenter vermittelt werden. Vor allem jetzt vor Weihnachten hat Geschäftsführerin Nicole Elshoff alle Hände voll zu tun, um Spenden zu sammeln, die die Arbeit für die nächsten Monate sichern. „Die Herzen sind offen und zum Glück sind die Deutschen noch immer spendenfreudig“, sagt Nicole Elshoff dankbar. „Immersatt“ wird sowohl von Firmen unterstützt, von anderen Vereinen, aber auch von Privatpersonen. Und weil manchmal von allem zu viel in der Zentrale in der Duisburger Altstadt ankommt, übernimmt der Träger längst die Funktion eines Verteilers.

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So sammeln die „Immersatt“-Kräfte etwa bei verschiedenen Geschäften Lebensmittel. Schweinefleisch wird allerdings nicht verarbeitet. „Das ist ein Zugeständnis, was ich heute vielleicht so nicht mehr machen würde, weil wir dadurch auch gute Sachen wie zum Beispiel Schinken an andere Stellen weitergeben. Aber die Eltern verlassen sich darauf, dass wir hier kein Schweinefleisch verwenden“, erklärt Nicole Elshoff. Auch im Fall der Weihnachtswunschbäume teilt „Immersatt“ die Geschenke mit anderen Anbietern. „Es gibt viele, die sonst nicht bedacht werden würden. Das sagen wir dann unseren Kooperationspartnern, die bei sich einen Baum mit Wünschen aufstellen, dass wir die Gaben weiterleiten.“ So profitieren zum Beispiel die Falken, „Pro Kids“ oder Suchthilfeverbund

Mahlzeit kostet 50 Cent, damit das Essen wertgeschätzt wird

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Aktuell werden an der Klosterstraße 200 Mittagessen zubereitet. Der Bedarf ist stetig gestiegen. „Vielleicht ist unser Angebot jetzt auch bekannter als vorher“, vermutet Nicole Elshoff. 100 werden direkt vor Ort vertilgt, die anderen gehen etwa an eine Schule nach Hochfeld.

Koch Peter Kraut improvisiert jede Woche, was er aus dem Speisenangebot kochen kann. „Ich mache mir einen groben Plan. Aber jetzt kann ich den eigentlich wieder über den Haufen werfen, weil wir einige Packungen Burgerbrötchen bekommen haben“, erklärt er. Reichen die einzelnen Zutaten nicht aus, muss hinzugekauft werden. „Wir kochen saisonal und frisch“, betont er.

Melissa (9), Betreuer Holger Weber und Andy (9) essen gemeinsam bei Immersatt an der Klosterstraße.
Melissa (9), Betreuer Holger Weber und Andy (9) essen gemeinsam bei Immersatt an der Klosterstraße. © FUNKE Foto Services | Foto: Alexandra Roth

„Ich mag gerne Kartoffeln, aber keinen Spinat“, erzählt Andy (9). Melissa findet „Reis“ gut. An jedem Tisch sitzt ein Betreuer, der heute den Auflauf auf die Teller portioniert. Erst wird aufgefuttert, dann gibt’s Nachschlag. „Wir essen ordentlich. Was sind denn das für Manieren“, werden gerade ein paar Kinder ermahnt.

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Pro Mahlzeit bezahlen sie 50 Cent. „Das bringt uns in der Summe natürlich nicht weiter, aber die Kinder sollen das Essen wertschätzen. Außerdem bekommen die Familien alle Kindergeld und sollen das auch für den Nachwuchs ausgeben“, betont Nicole Elshoff. Nichtsdestotrotz müssen sie und ihre Kollegen oft genug nachhaken, damit das Geld kommt. „Das regeln wir dann mit den Eltern, sonst schämen sich die Kinder.“