Duisburg. Wie gut läuft das Zusammenleben von Deutschen und Chinesen in Duisburg? Ein Blick zeigt: Bande gehen über die wirtschaftlichen Interessen hinaus.
„Huānyíng“ heißt „Willkommen“ und steht in großen Lettern auf der Fußmatte der Snackbar „Panda“ in Neudorf. Hong Mei Han hat mit ihrem Mann das kleine chinesische Restaurant in Uninähe eröffnet. Die Karte richtet sich vor allem an hier lebende Chinesen, ab und an trauen sich aber auch ein paar Deutsche an die authentischen Gerichte. Sogar Hühnerfüße kann man hier probieren. Bei „Panda“ kommt man dem chinesischen Geschmack sehr nah.
Duisburger Snackbar „Panda“ serviert Hühnerfüße und authentisches chinesisches Essen
„Was in normalen chinesischen Restaurants aufgetischt wird, ist sehr an den europäischen Gaumen angepasst. Wir kochen ganz anders“, erklärt die Chefin. Und eigentlich bestellen die meisten eher Kleinigkeiten, die dann gesammelt auf den Tisch kommen – jeder probiert beim anderen.
Bevor Hong Mei Han Gastronomin wurde, hat sie zehn Jahre als Wissenschaftlerin beim Max-Planck-Institut gearbeitet. Ein Freund hatte das leerstehende Ladenlokal entdeckt und die Dortmunder Familie auf die Idee gebracht, „Panda“ zu eröffnen. Beim Max-Planck-Institut lief der Vertrag aus, also serviert sie nun Essen. Ihr Mann kocht. Den Restaurantnamen haben sie gewählt, weil das Tier ein wichtiges Symbol in der Volksrepublik ist.
Wenn nicht gerade Corona ist, versorgen sich mittags zahlreiche Studenten an der Finkenstraße mit selbst gemachten Nudeln oder Teigtaschen. Viele von ihnen haben über „Wechat“, eine Art chinesisches Whatsapp, von dem Restaurant erfahren. „Ich habe viele Wechat-Gruppen für alle Gelegenheiten“, erklärt Xingyue Liao. Die 23-Jährige studiert Germanistik und arbeitet nebenbei beim Konfuzius-Institut. „Wir haben Wechat-Gruppen für die Uni, schreiben mit Freunden und informieren uns“, erzählt sie.
Studentin aus Sichuan lernte Freund in Sprachcafé kennen
Kontakt mit Deutschen wird darüber eher nicht organisiert. Doch bei einem Sprachcafé der Uni hat sie ihren Freund Felix kennen gelernt. Der 27-Jährige studiert Nano-Engineering. „Beim Café kann man sich melden, wenn man eine fremde Sprache lernen oder sich unterhalten möchte“, erklärt Felix Dreist.
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Themen werden nicht vorgegeben. „Mein Bild über China hatte ich eher aus Kung Fu Filmen“, gibt er lächelnd zu. Ansonsten kannte er vor allem die japanische Kultur und Mentalität. „China ist ja sehr groß, deshalb weiß ich gar nicht, ob es etwas Typisches für China gibt.“ Wenn er mit Xinguye Liao zusammen ist, spielen kulturelle Unterschiede jedenfalls kaum eine Rolle. Die Studentin aus der Provinz Sichuan dachte anfangs, dass die Deutschen „ernst und sehr pünktlich“ seien. Schnell hat sie gemerkt: stimmt nicht unbedingt.
Chinesisches Frühlingsfest ist bei vielen Duisburgern beliebt
Das Konfuzius-Institut, aber auch das Studierendenwerk der Uni Duisburg-Essen tun viel dafür, dass der kulturelle Austausch zwischen den Gaststudenten und Duisburger gefördert wird. „Im Jahr 2002 haben wir zum ersten Mal das chinesische Frühlingsfest in einem Duisburger Wohnheim gefeiert. Daraus hat sich eine jahrelange Tradition entwickelt. Mit den Festivitäten bringen wir ein Stück Heimat an den Campus und sorgen für interkulturelle Vernetzung“, beschreibt Melanie Wessel vom Studierendenwerk.
Ein Teil der Nachwuchswissenschaftler hat auch eine Zeit in Neuenkamp gewohnt. „Die hat man dann beim Einkaufen getroffen. Das war toll, die waren immer freundlich“, erzählt Bürgermeister Manfred Osenger. Auch Susanne Löhr, Chefin des Konfuzius-Institus, weiß, dass die Duisburger oft ein positives Bild von China haben. „Das Chinesische Frühlingsfest hat sich in den vergangenen Jahren sehr entwickelt. Mittlerweile bekommen wir im November und Dezember schon Anfragen nach Karten und jedes Mal ist die Veranstaltung ausgebucht.“ Doch auch Kalligrafie-Kurse werden nachgefragt. „Es sind Türöffner zu einer anderen Kultur und mein Eindruck ist, dass die Menschen sehr neugierig sind, manchmal vielleicht etwas zurückhaltend, aber doch sehr interessiert.“
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Für Professor Andreas Pott vom Institut für Migrationsforschung der Uni Osnabrück ist der Gedanke, dass rund um die Uni eine Art „Chinatown“ entsteht, keine Überraschung: „Migration findet immer im Rahmen von Netzwerken statt, man wandert dorthin aus, wo man schon jemanden kennt und Bekannte einem beim Übersetzen helfen können und man so leichter eine Wohnung oder Arbeit findet.
Ähnliches lasse sich anhand der türkischen Gastarbeiter in Marxloh oder der Südosteuropäer in Hochfeld beobachten. „Infolge von langfristigen Bleibeentscheidungen und ökonomischen wie bildungsbezogenen sozialen Aufstiegen verändern sich Gruppen über die Jahre und Generationen: Die türkische Einwanderer im Ruhrgebiet sind nicht nur schon längst heimisch geworden, sondern eben auch Eigentümer von Immobilien, Firmen und tragen heute nicht unwesentlich zum erfolgreichen Strukturwandel des Ruhrgebiets bei.“
Chinesen sollen sich in Duisburg wohl fühlen
Die Duisburger Wirtschaftsförderung will dafür sorgen, dass sich noch mehr Chinesen in Duisburg wohl fühlen und hier investieren. Neulich gab es ein Standort-Marketing-Event, bei dem den Besuchern etwas von der Duisburger Kultur näher gebracht wurde. „Wir sind zusammen durch die China-Stadt gewandert und haben uns den Landschaftspark angeschaut.“ Dazu gab es ein Lunch-Paket mit Bubble-Tea und anderen Spezialitäten.
Felix Dreist freut sich allerdings auch darauf, einmal die Heimat seiner Freundin Xinguye Liao kennen zu lernen. Das war eigentlich für dieses Jahr geplant, dann kam Corona dazwischen. Ein paar chinesische Vokabeln lernt er gerade von seiner Freundin.