Duisburg. Wuhan ist seit 1982 Partnerstadt von Duisburg. Die ersten wirtschaftlichen Delegationsreisen nach China waren ziemlich abenteuerlich.

Die Städtepartnerschaft zwischen Duisburg und Wuhan besteht nicht erst, seitdem die so genannte neue Seidenstraße per Zug ins Ruhrgebiet führt und sich beide Seiten davon einen wirtschaftlichen Aufschwung erhoffen. Bereits 1982 und damit als erste Stadt in der Bundesrepublik, hat Duisburg Kontakt mit Wuhan aufgenommen, um die Partnerschaft ins Leben zu rufen.

Freundschaftsurkunde zwischen Duisburg und Wuhan am 8. Oktober 1982 unterzeichnet

Die Verständigung und Freundschaft zwischen beiden Völkern solle mit diesem Akt vertieft werden, heißt es in der Urkunde vom 8. Oktober 1982. „Beide Seiten werden auf der Grundlage der neuen freundschaftlichen Beziehungen entsprechend den Prinzipien der Gleichberechtigung und des gegenseitigen Nutzens den Austausch und die Zusammenarbeit auf den Gebieten der Wirtschaft, des Handels, der Wissenschaft, der Technik, der Kultur, der Erziehung, der Gesundheit und der Stadtverwaltung sowie auf anderen gemeinsam interessierenden Gebieten in vielfältigen Formen und breitem Spektrum entfalten.“

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Der formalen Partnerschaft waren in den Jahren zuvor wirtschaftliche Kontakte voraus gegangen – Wuhan ist ebenfalls eine Stadt, in der Eisen und Stahl produziert wird. Heute zählt die Millionenstadt zur Industriemetropole Mittelchinas. Zwischen 1978 bis 1982 errichtete ein Konsortium der Duisburger Firmen Mannesmann-Demag, Krupp-Industrie-Technik und Thyssen-Consulting gemeinsam ein Kaltwalzwerk in Wuhan. Damals lebten mehr als 300 Ingenieure, von denen die meisten aus Duisburg kamen, mit ihren Familien in Wuhan.

Das Bild stammt aus dem Jahr 1974, als Fachleute aus der Volksrepublik zu Gast bei der August-Thyssen-Hütte zu Besuch waren.
Das Bild stammt aus dem Jahr 1974, als Fachleute aus der Volksrepublik zu Gast bei der August-Thyssen-Hütte zu Besuch waren. © RR | Foto: Thyssenkrupp Corporate Archives, Duisburg

In der Werkszeitschrift der August-Thyssen-Hütte (ATH) heißt es im August 1974: „Deutsche Firmen bauen in der Volksrepublik China ein komplettes Kaltwalzwerk mit Nebenanlagen. Die ATH ist an diesem Projekt beteiligt. Sie liefert das ,Know-How’, das ,Wissen, wie man’s macht’, dazu. Zeichen dieser neuen Geschäftsverbindung auf dem Dienstleistungsgebiet war jetzt der Besuch von 20 chinesischen Fachleuten. Dr. Joachim Koenitzer, Werksleiter in Beeckerwerth und ATH-Pate für das China-Projekt, begrüßte die Besucher im Torhaus 1.“

In einer weiteren Ausgabe aus dem Jahr 1975 wird dann eine Reise nach China beschrieben. Der Anreise, immerhin 22 Stunden von Düsseldorf über Paris, Athen, Karachi nach Peking, folgen „erste verwirrende Eindrücke.“

Beim Abendessen entschieden sich die 70 Hütten-Mitarbeiter für das chinesische Menü. „Es gab viel Gelächter beim ungewohnten Umgang mit den Essstäbchen. Erfreuliche Feststellung: Es gibt in China ein äußerst schmackhaftes Bier.“

China-Beauftragter Johannes Pflug repräsentiert die Stadt Duisburg

Inzwischen gab es zahlreiche Delegationsreisen – und seitdem Chinas Staatspräsident Xi Jinping 2014 dem Duisburger Hafen einen Besuch abstattete, ist die Stadt an Rhein und Ruhr vielen Chinesen ein Begriff. „So etwas wird als Ehre wahrgenommen, dass der Präsident nicht nach Berlin, sondern nach Duisburg fährt“, weiß Susanne Löhr, Leiterin des Konfuzius-Instituts . „Deutschland hat in China ein sehr positives Image. Für viele Chinesen ist ,made in Germany’ ein echtes Qualitätskriterium.“

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Die Stadt Duisburg hat, um die Beziehungen zwischen Duisburg und China weiter zu intensivieren, seit 2016 einen China-Beauftragten . „Johannes Pflug repräsentiert die Stadt im Rahmen von offiziellen Kontakten zwischen der Volksrepublik China und der Stadt, unterstützt bei der Vorbereitung und Durchführung von Reisen und beim Empfang von Delegationen. Er begleitet die wirtschaftlichen Aktivitäten zwischen chinesischen Wirtschaftspartnern und der Stadt unter Einbindung der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung“, steht in der Aufgabenbeschreibung der Stadt. Auf Nachfrage betont Stadtsprecher Sebastian Hiedels allerdings: „Aktuell führt Johannes Pflug seine Arbeit vor allem per Videokonferenzen durch.“

„Reger Austausch“ zwischen Schulklassen, Wissenschaftlern und Unternehmern

Susanne Löhr vom Konfuzius-Institut kann bestätigen, dass sich die Beziehungen zwischen dem Westdeutschland und Fernost tatsächlich intensiviert haben: „Es gibt einen regen Austausch auf verschiedenen Ebenen, Schulklassen, Wissenschaftler, Unternehmer und die Stadtspitzen.“ Derzeit sei man durch das Coronavirus ausgebremst. „Ich denke, dass die Partnerschaft auf einem guten Weg ist und sehr viel Vertrauen auf beiden Seiten vorherrscht.“