Duisburg. Imbisse, Geschäfte und rund 80 chinesische Firmen: Experten engagieren sich, dass Firmen nach Duisburg kommen und Studenten bleiben.
Entlang der Mülheimer Straße in Duisburg-Neudorf wird sichtbar, wovon Oberbürgermeister Sören Link und Wirtschaftsexperten sonst in Sonntagsreden sprechen: Duisburg soll die China-Stadt Deutschlands werden. In den vergangenen Monaten haben sich rund um die Kreuzung am Sternbuschweg zahlreiche authentische chinesische Imbisse und Restaurants angesiedelt. Vor einer Tee-Bar stehen Gäste etwa für Mango-Milchtee Schlange. Ein paar Türen weiter gibt’s frische Suppen und Richtung Uni, hinter der beliebten Studentenkneipe Finkenkrug, werden auch Gänsehälse und Hühnerfüße serviert. Entsteht in Hochschulnähe also eine Art „Chinatown“? Eine Spurensuche.
Duisburger Dezernent freut sich über „junge, bunte, internationale Studentenszene“
1398 Studenten aus der Volksrepublik China waren im vergangenen Wintersemester an der Uni Duisburg-Essen eingeschrieben. Bei der Stadt Duisburg sind (Stand 30. September 2020) 1284 Bürger, deren erste oder zweite Staatsangehörigkeit chinesisch ist, gemeldet. Ein Drittel von ihnen wohnt in Neudorf, aber auch Duissern und die Altstadt sind beliebt.
Wirtschaftsdezernent Andree Haack erklärt: „Die Einwohnermeldedaten der Uni-nahen Stadtteile lassen keine übermäßige Konzentration einzelner Nationalitäten erkennen. Vielmehr etabliert sich langsam eine junge, bunte und internationale Studentenszene, wie wir es aus anderen Universitätsstädten kennen. Es tut der Stadt sicher nur gut, wenn dies auch im Stadtbild erkennbar ist.“
Experten sollen Duisburg zur China-Stadt Deutschlands machen
Weil Duisburg die China-Stadt in Deutschland sein will, gibt es nicht nur mit Johannes Pflug einen China-Beauftragten, sondern auch eine Expertin bei der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (GfW). Kai Yu, Geschäftsführerin des China Business Network Duisburg und Mitarbeiterin der GfW, soll dafür sorgen, dass sich am Ende der neuen Seidenstraße zahlreiche Firmen niederlassen. „Seit 2017 habe ich über 40 chinesische Unternehmen in der Stadt angesiedelt, besonders im Bereich E-Commerce, Import und Export und Logistik“, zählt sie auf.
Anhand der Wachstumszahlen lasse sich ablesen, dass vor allem der Besuch von Staatspräsident Xi Jingping im Jahr 2014 dafür gesorgt hat, dass Duisburg für chinesische Unternehmen interessanter werde.
Duisburg-Neudorf wegen Nähe zur Uni gefragt
Kai Yu wählt in Zusammenhang mit Duisburg-Neudorf übrigens nur ungern den Begriff „Chinatown“, sondern spricht lieber von der „chinesischen Ecke“. Teilweise haben die Geschäfte und Restaurants auf ihre Vermittlung hin den Standort gewählt. Aus Sicht der Geschäftsleute seien die Mülheimer Straße und der Sternbuschweg ein interessanter Standort: „In der Nähe befindet befindet sich nicht nur die Uni, sondern auch das Konfuzius-Institut und im Tectrum gibt es ein Start-up-Center, in dem sich gezielt Gründer sowie chinesische Unternehmen ansiedeln.“ Da ein Teil der Studenten auch in Mülheim wohne, sei die Mülheimer Straße für das China-Geschäft besonders wichtig.
Nach ihrem Studium würden sich zudem immer mehr Nachwuchs-Wissenschaftler selbstständig machen wollen. Rüdiger Helbrecht, bei der Industrie- und Handelskammer Niederrhein für den Bereich „Außenwirtschaft“ zuständig, erklärt, dass viele eine Tätigkeit im Dienstleistungssektor wählen. Sie bieten zum Beispiel Übersetzungen an oder organisieren Reisen von China nach Deutschland und umgekehrt. Schwierig werde es allerdings, wenn die Studenten sich etwa für Ingenieurwissenschaften eingeschrieben hatten, sich dann aber überlegen, einen Imbiss zu eröffnen. Dann kann es zu Problemen bei der Verlängerung des Visums kommen.
Tatsächlich hilft Kai Yu nicht nur bei der Klärung von Niederlassungserlaubnissen oder zur Firmengründung, sondern wird auch zum ausländerrechtlichen Themen befragt. Wegen der langen Wartezeit ist die Duisburger Behörde in der Vergangenheit allerdings in Verruf geraten.
Stadtsprecher Sebastian Hiedels bestätigt: „Die derzeitige Wartezeit auf einen Termin bei der Ausländerbehörde liegt aktuell bei circa zwölf Wochen.“ Susanne Löhr, Leiterin des Konfuzius-Institut weiß: „Im Austausch mit chinesischen Studierenden hier in Duisburg habe schon mehrmals gehört, dass sie zwar gerne in Deutschland sind, aber die Dynamik und den chinesischen Pragmatismus vermissen und nach dem Studium nach China zurückkehren möchten.“
>> Wein und Autoteile werden per Zug nach China exportiert
Aktuell verkehren bis zu 60 Züge wöchentlich zwischen dem Duisburger Hafen und verschiedenen Zielen in China. Ein Zug fasst etwa 40 Container. „Es werden nicht nur Produkte aus China importiert. Exportiert werden beispielsweise Automobil-Einzelteile, teilweise aber auch ganze Autos,oder Lebensmittel wie Weine“, erklärt Linda Wosnitza, Sprecherin von Duisport.
„Bei uns im Hafen kümmert sich ein ganzes Vertriebsteam um das operative Geschäft, dazu zählen auch die Chinaverbindungen.“ Zusätzlich betreibe das Tochterunternehmen „Duisport Packing Logistics GmbH“ eine Niederlassung in China für die deutschen Kunden vor Ort.