Duisburg. Sieben Monate nach „Lohengrin“ kehrt der Opernchor der Rheinoper auf die Theaterbühne in Duisburg zurück. Titel „Schicksalslied“ ist Programm.

Seinen letzten großen, stimmgewaltigen Auftritt hatte der Opernchor am 11. März mit 100 Sängern auf der Bühne des Duisburger Theaters: „Lohengrin“. Seinen nächsten Auftritt hat er am 9. Oktober im Duisburger Theater mit 24 Sängern pro Stück unter dem Titel „Schicksalslied“. Ein Abend im Zeichen von Corona nicht nur unter den äußeren Gegebenheiten.

Der harte Lockdown, das Bewusstsein, als Sänger als besondere Virenschleuder zu gelten, die Frage, wie es weitergeht, wenn die Pandemie vielleicht über Jahre anhält, die ersten Proben mit sechs Meter Abstand: Das hinterlasse Spuren, sagt Chorleiter Gerhard Michalski. Zwar sind die Chorsänger der Deutschen Oper am Rhein in Kurzarbeit und damit finanziell abgesichert. Aber die Sorgen um die wirtschaftlichen Folgen auch fürs Haus sind groß.

In Duisburg zeigen: Wir sind noch da!

Spektakuläre Konzerte wie die Aufführung von Joseph Haydns „Schöpfung“ durch das Balthasar-Neumann-Ensemble unter Thomas Hegelbrock Anfang September im Konzerthaus Dortmund seien im Opernalltag weder finanziell zu stemmen noch den Sängern zuzumuten, so Michalski. So waren in Dortmund alle Musiker während der Probenzeit in Quarantäne in einem Hotel untergebracht und wurden mehrfach auf Covid-19 getestet. „Das können wir nicht darstellen“, so Michalski.

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Das Konzert des Rheinopern-Chors soll zeigen: „Wir sind noch da!“, hofft Michalski jetzt auf schöne Abende in Duisburg und Düsseldorf. „Wir sind überglücklich, wieder gemeinsam singen zu dürfen.“ Immerhin könne man jetzt mit 16 Sängern gleichzeitig proben. Zwar hat der Chor immer auch schon Werke abseits des Opern-Repertoires gesungen – etwa das Brahms-Requiem zum Schläpfer-Ballett – aber diesmal stehen ausschließlich Werke auf dem Programm, die mit kleinerer Besetzung und Klavier- oder Kammermusikbegleitung „gut machbar“ sind, so Michalski.

Menschen – vom Schicksal hin- und hergeworfen

Das bedeutet keineswegs Verzicht auf Anspruch, wie das ambitionierte Programm zeigt. Titelgebend ist das „Schicksalslied“ von Johannes Brahms, das er nach einem Gedicht von Friedrich Hölderlin komponierte. Ursprünglich als chorsymphonisches Werk angelegt, eröffnet das „Schicksalslied“ den Abend in einer kleinen Chorbesetzung mit dem von Brahms selbst verfassten Klavierauszug. „Der sehr schöne Hölderlin-Text über die Menschen, die vom Schicksal hin- und hergeworfen werden, passt in meinen Augen sehr gut auf unsere jetzige Situation – ohne dass Hölderlin freilich jemals was von Corona hätte ahnen können,“ sagt Michalski.

Gerhard Michalski, Leiter des Opernchors, hat ein ambitioniertes Programm abseits des Opern-Repertoires zusammen gestellt.
Gerhard Michalski, Leiter des Opernchors, hat ein ambitioniertes Programm abseits des Opern-Repertoires zusammen gestellt. © DOR

Auch für Igor Strawinskys „Psalmensinfonie“ gebe es eine „schöne Version für zwei Klaviere“, die der Komponist selbst verfasst hat, so Michalski. Edward Elgars Chor-Juwel „Lux Aeterna“ wird a cappella gesungen.

Leonard Bernsteins „Chichester Psalms“ mit Orgel, Harfe, Schlagzeug

Den Höhepunkt und Abschluss des Chorkonzerts bilden Leonard Bernsteins legendäre „Chichester Psalms“ in einer vom Komponisten selbst erstellten kammermusikalischen Arrangement, bei dem das Instrumentarium auf eine Orgel, eine Harfe und ein Schlagzeug reduziert ist. Auch der auf alttestamentarischen Psalmen beruhende hebräische Gesang ist eine Herausforderung für die Sänger. Gerhard Michalski ist der verbindende rote Faden für den Abend wichtig: „Alle vier Werke sprechen von der Hoffnung. Die kann man, wenn man möchte, durchaus auf die aktuelle Lage beziehen.“

>>VIER ABENDE IN DUISBURG UND DÜSSELDORF

  • Die Termine für die Chorkonzerte im Theater Duisburg: Freitag, 9. Oktober, 19.30 Uhr, und Donnerstag, 19. November, um 19.30 Uhr.
  • Im Opernhaus Düsseldorf am Mittwoch, 11. November, 19.30 Uhr, und Dienstag, 22. Dezember, 19.30 Uhr. Karten (für alle Aufführungen 12 bis 29 Euro) an der Theaterkasse Duisburg unter 0203 283 62 100, im Opernshop Düsseldorf unter 0211 89 25 211, www.operamrhein.de