Dortmund. Aufregende Normalität in Dortmunds Konzerthaus: Das Balthasar-Neumann-Ensemble mit Haydns „Schöpfung“: ein großartiger Versuch, Corona zu trotzen.
Das Aufregendste an diesem Abend war der Hauch von Normalität im Dortmunder Konzerthaus. Es gab sogar eine Pause mit Getränke-Ausschank – und nach dem Schlussapplaus auch noch ein Piccolöchen für alle Gäste mit auf den Heimweg.
Fast 700 Zuschauer ließen es im Konzerthaus nicht ganz so leer wirken wie in anderen Sälen unter Coronaschutz-Auflagen; und die rund 90 Musiker, Sänger und Solisten des Balthasar-Neumann-Ensembles unter der Leitung von Thomas Hengelbrock erfüllten zum Saisonstart Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ derart mit Leben, dass sich die spürbare Begeisterung der Musiker über die lang ersehnte Spiel-Gelegenheit fast nahtlos aufs Publikum übertrug.
Intendant von Hoensbroech: ein „Weckruf“
Intendant Raphael von Hoensbroech sprach zu Beginn von einem „Weckruf“ für die Musikszene. „Dieses Konzert ist nicht nur ein Konzert, es ist ein Signal und ein lauter Ruf!“ Lebhafte Zustimmung des laut applaudierenden Publikums.
Mit der Unterbrechung des Konzertbetriebs wegen Corona im März hätten viele freie Künstler von heute auf morgen ihre Einkommen verloren, sagte Intendant von Hoensbroech. Zugleich sei ihre Ausdrucksmöglichkeit und damit ihre künstlerische Identität weggebrochen.
Drei Corona-Tests in vier Tagen
Allzu oft aber dürfte sich ein Konzertabend mit einem derartigen Aufwand nicht wiederholen lassen: Die Instrumentalisten und Sänger wurden innerhalb von vier Tage dreimal auf Corona getestet, sie lebten während der Probearbeit von ihren Familien getrennt und auch sonst isoliert in einem Hotel am Konzerthaus. Und gerade der erhöhte Aufwand für ein solches Konzert würde es eigentlich erforderlich machen, dass es vor ausverkauftem Saal stattfindet. Aber weil es in Haydns „Schöpfung“ gleich zu Beginn heißt „Es werde Licht“, gab Intendant von Hoensbroech die Devise aus, mit dem Konzert solle ein musikalisches Licht angezündet werden.