Duisburg. Die Imperial Reederei in Duisburg ist verkauft, Rhenus übernimmt die Deutsche Binnenreederei. Blick auf Verhältnisse in der Binnenschifffahrt.
Zwei große Transaktionen sind in der Binnenschifffahrt vollzogen: Die Hafen- und Güterverkehr Köln (HGK) hat die Duisburger Imperial Reederei übernommen, die Rhenus-Gruppe mit ihrer ebenfalls in Ruhrort ansässigen Rhenus Partner-Ship die Deutsche Binnenreederei (Berlin).
Rhenus galt auch als Interessent für Imperial. Warum aus diesem Deal nichts wurde, erläutern die beiden Geschäftsführer Thomas Maassen und Dirk Gemmer.
Rhenus in Duisburg: Imperial-Übernahme ändert für uns nichts
Über den Einstieg bei Imperial habe Rhenus nachgedacht, sei aber nicht „tiefer eingestiegen“, sagt Thomas Maassen: „Der Tankschifffahrt wäre interessant gewesen, in der Trockenschifffahrt bewegen wir uns auch geografisch in einem ähnlichen Markt. Dann sollte eins plus eins mehr als zwei sein. Der Gesellschafterwechsel bei Imperial verändert für uns nichts.“ Statt für Imperial tief in die Tasche zu greifen – die HGK soll rund 200 Millionen gezahlt haben – habe man sich für die Übernahme der Deutschen Binnenreederei für rund 20 Millionen Euro entschieden: „Den Prozess hatten wir bereits gestartet.“
Rhenus erschließe damit den östlichen Kanalbereich Richtung Polen. „Wir hatten bisher nur eine kleine Niederlassung in Berlin. Das war geografisch eine logische Ergänzung unserer Aktivitäten“, erläutert Dirk Gemmer. Der Vermutung, eine überalterte Flotte erworben zu haben, tritt er entschieden entgegen: „Der Durchschnitt von 43 Jahren liegt vier Jahre unter der gesamtdeutschen Flotte. Bei Rhenus lagen wir bisher bei 40 Jahren.“ Entscheidend sei nicht Alter, sondern der Erhaltungszustand.
Minister-Bedenken nachvollziehbar
Die Bedenken von NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) beim HGK-Imperial-Deal finden die Rhenus-Geschäftsführer nachvollziehbar. Niedrigwasser im Rhein, weniger Kohle-Fracht und Treibstoff-Transporte durch die Energiewende, Zweifel bei der Zukunft des Stahls, all das seien Zukunftsrisiken der Reedereien, sagt Thomas Maassen: „Aber Imperial ist erfolgreich. Der Kölner Hafen muss das Geschäft eigentlich nicht führen.“
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Rhenus setze darauf, durch seine Expansion „künftig komplexere Dienstleistungen“ über seine Schiffe und die Präsenz in den Häfen in Deutschland und dem benachbarten Ausland anbieten zu können, erklärt Dirk Gemmer. Die Rhenus Partner-Ship ist die Führungsgesellschaft der Shipping-Group des Logistik-Riesen mit 15 Firmen und Teil der Rhenus Transport, in der auch das Bahn- und Lkw-Logistikgeschäft, sowie die Küsten-Schifffahrt gebündelt sind.
Container-Transporte ersetzen sinkenden Kohleumschlag
In Duisburg schlägt die Rhenus Partner-Ship acht Millionen Tonnen Fracht ihres Gesamtvolumens von elf Millionen Jahrestonnen um, der Binnenhafen ist auch Standort der 49 eigenen Schiffe. Mietschiffe und Partikuliere hinzugerechnet, sind nach Unternehmensangaben täglich rund 350 Schiffe für Rhenus unterwegs. Gemmer: „Der Schwerpunkt liegt auf Massengut und massenhaftem Stückgut wie Stahl, Kohle, Getreide und Baustoffe.“ Eine Tendenz: Sinkende Kohlemengen, mehr Container-Transporte. „Bei Containern wird es Wachstumsraten oberhalb von Verkehrssektor insgesamt geben“, prognostiziert Maassen, „wir haben schon jetzt mehr Kapazitäten für Container als für Kohle“. Duisburg ist außerdem Standort der bundesweit aktiven Bilgenentölungsgesellschaft und der Rheintank für die Ent- und Versorgung von Binnenschiffen.
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Das Geschäft werde sich verändern, glauben die Rhenus-Manager: „Der Duisburger Hafen bleibt Drehscheibe, doch der Wandel vom Massengut zum Stückgut geht weiter. Sichtbares Zeichen dafür ist die Schließung der Kohleinsel. Da ist Duisport auf dem richtigen Weg. Der Hafengesellschaft stellen wir grundsätzlich ein gutes Zeugnis aus, wenngleich es uns an manchmal lieber wäre, wenn sie sich nicht selbst als aktiver Logistiker betätigen würde.“
Aus Imperial-Reederei wird HGK-Shipping
Derweil ist auch die Übernahme von der Imperial-Flotte durch die Kölner Hafengesellschaft HGK, eine Tochter der Stadtwerke der Domstadt, abgeschlossen. Vor dem Sitz an der Dr. Hammacher-Straße weht bereits die Fahne mit dem Logo der „HGK Shipping Group“, drei rote Streifen symbolisieren die Verkehrsträger Wasser Schiene und Straße. Eine Prüfung des NRW-Kommunalministeriums hatte den Vollzug verzögert (wir berichteten), Ministerin Ina Scharrenbach ließ im Juli die Argumentation der HGK prüfen, die Imperial-Übernahme diene der kommunalen Daseinsvorsorge und der Sicherung von Arbeitsplätzen.
Zur HGK-Gruppe gehören auch die Duisburger Töchter Neska und HTAG sowie die 50-Prozent-Beteiligung der Kölner an RheinCargo der Kölner. Insgesamt sind etwa 900 Mitarbeitende zur HGK-Gruppe hinzu, die insgesamt rund 2500 Personen beschäftigt. Auch in der Führungsetage ändert sich nichts: Die bisherige Imperial-Chefs Steffen Bauer und Walter Steinig bleiben als Geschäftsführer an Bord.
„Dieser Schritt bedeutet Sicherheit für die Planungen vieler unserer Kunden und ihre Produktionsbetriebe im Raum Köln und entlang des Rheins. Integriert in die HGK Gruppe können wir unsere Angebote zukünftig nochbesser darauf abstimmen“, kommentiert Steffen Bauer den Übergang. Positionieren will sich die HGK als Spezialist für trimodale Gütertransporte von der Papierrolle über den Container bis zum Chemie-Tankschiff.
>>>> IMPERIAL BLEIBT WEITER IN DUISBURG PRÄSENT
- Der südafrikanische Imperial-Konzern hat sich durch die Veräußerung der Reederei lediglich von der Binnenschifffahrt getrennt. Mit seinen übrigen Logistik-Aktivitäten auf der Straße und der Schiene bleibt das Unternehmen weiterhin in Duisburg präsent.
- Das sind die beiden Logistikdienste Imperial Logistic & Services (Schifferstraße 26) und Imperial Logistics International (ehemals: Lehnkering) mit Sitz an der Kasteelstraße 2 in Ruhrort sowie das Transport-Unternehmen Imperial Chemical Transport (Kiffward 54) im Hafengebiet Meiderich.