Duisburg. Der Verkauf der Duisburger Imperial-Reederei an den Kölner Hafen schien schon sicher. Doch dann bremste Kommunalministerin Scharrenbach den Deal.

Der Verkauf der Imperial Shipping Group an die Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) schien eine beschlossene Sache zu sein. Doch dann bremste Ina Scharrenbach (CDU), NRW-Ministerin für Bau und Kommunales, den Deal wenige Tage vor Vollzug zum 1. Juli aus. Die Transaktion der Duisburger Groß-Reederei gerät zur Hängepartie, deren Ausgang Imperial-Kunden wie die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann mit Sorge erwarten.

Seit dem 1. April – da hatte der börsennotierte Imperial-Konzern mit Sitz in Südafrika die Verkaufsabsicht an die HGK veröffentlicht – ist das geplante Geschäft bekannt. Die Imperial-Flotte umfasst laut dem Fachmagazin „Binnenschifffahrt“ 400 Schiffen (eigene und Partikuliere) und mehr als 900 Mitarbeiter. Im vergangenen Geschäftsjahr machte die Reederei mit ihren Aktivitäten in Deutschland über 200 Millionen Euro Umsatz - fast dreimal soviel wie die HGK, die es zuletzt auf 75 Millionen Euro brachte. Für rund 176 Millionen Euro (200 Mio. € inklusive Verbindlichkeiten) soll sie nun Europas größte Binnenschiff-Flotte erwerben.

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Ob die HGK, Gesellschafter ist neben der Stadt Köln und deren Stadtwerke auch Rhein-Erft-Kreis, damit nicht ein zu großes Risiko eingeht, fragt sich wohl Ina Scharrenbach. Der Erwerb der sehr profitablen Imperial Shipping Group (operativer Gewinn 2018/19: 19,5 Mio. €) habe nichts mit kommunaler Daseinsvorsorge zu tun und sei damit nicht durch Paragraph 107 der Gemeindeordnung gedeckt, meinen Kritiker.

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Das Ministerium muss in seiner Funktion als oberste Kommunalaufsicht zwar das Geschäft prüfen, für Ärger sorgt allerdings der Zeitpunkt: Denn nachdem der Deal im Rat der Stadt Köln eine große Mehrheit fand und auch die Brüsseler EU-Wettbewerbshüter grünes Licht gegeben hatten, warf die Ministerin Ende Juni den Anker. Dabei, so heißt es, habe es von der Bezirksregierung Köln zuvor „positive Signale“ gegeben. Ärgerlich für den Imperial-Konzern, der das Geschäft gern noch vor dem Beginn seines neuen Geschäftsjahres Anfang Juli in den sicheren Hafen gebracht hätte.

Duisburg: Imperial will schnell verkaufen

„Wir sind darüber nicht glücklich“, sagt Imperial-Chefjustiziar Wolfgang Kortus. „Wir sehen in der HGK den besten Hafen für unsere Mitarbeiter, sie ist ein verlässlicher Partner.“ Man kennt sich: Ihre Tochter Neska, ist im Duisburger Hafen aktiv, erwarben die Kölner vor fünf Jahren von Imperial, HSK-Vorstand Uwe Wedig stand vormals in Diensten der Reederei.

Die Imperial-Flotte gewährleiste die Versorgungssicherheit der Chemie-Unternehmen entlang des Rheins, bei denen auch viele Kölner beschäftigt sind, argumentieren beide Unternehmen. Die Übernahme liege also im Interesse der Stadt Köln und auch der Landesregierung.

Ministerium will intensiv prüfen

Wie geht es nun weiter? Noch stehe Imperial zu dem Geschäft, der Vorstand in Südafrika dränge aber auf eine schnelle Entscheidung, sagt Wolfgang Kortus. „Wenn der Deal scheitert, werden wir an einen anderen Interessenten verkaufen.“ Man werde alle Fragen beantworten, um Zweifel der Ministerin auszuräumen, heißt es bei der HGK. Zum Stand der Prüfung äußert sich die Ministerin nicht. Vier Aktenordner seien bis zum 25. Juni eingetroffen, Umfang und Komplexität erforderten allerdings eine intensive kommunalwirtschaftsrechtliche Prüfung, so ein Sprecher.

Weitere Großfusion möglich

Neben dem Verkauf der Imperial-Flotte an die Kölner Hafen und Güterverkehr (HGK) könnte es bald eine weitere Großfusion in der Binnenschifffahrt geben. Seit dem Herbst verhandelt die Rhenus Partner Ship mit Sitz in Ruhrort über die Übernahme von 80 Prozent der Anteile und der Flotte der Deutschen Binnenreederei (DBR, Sitz: Berlin) von der polnischen OT Logistics. Ein Genehmigungsantrag liegt beim Bundeskartellamt.

Rhenus, eine Tochter des Remondis-Konzerns, war auch interessiert an der Übernahme der Imperial-Flotte. Deshalb fällt auch nun wieder diese Name für den Fall, dass die Transaktion mit der HGK am Einspruch des NRW-Kommunalministeriums scheitert. Rhenus wäre ein Kandidat, der als Partner der HGK einsteigen oder selbst einen Teil der Imperial-Flotte übernehmen, heißt es bei Insidern, die mit dem Prozess vertraut sind. Rhenus äußert sich zu keinem der beiden Verfahren.

Die Vermutung, auch Erich Staake verfolge seine Interessen durch Einflussnahme beim Reederei-Deal, lässt der Duisburgs Hafenchef dementieren. „Wir verfolgen das neutral“, versichert Duisport-Sprecher Thomas Hüser.