Duisburg. Fridays for Future ist in Duisburg auf die Straße zurückgekehrt: Über 500 Menschen demonstrierten mit Abstand beim Klimastreik in der Innenstadt.

Anderthalb Jahre ist es her, dass die „Fridays for Future“-Bewegung beim ersten globalen Klimastreik nach eigenen Angaben 1,8 Millionen Menschen auf die Straßen holte, die für Umweltschutz und Klimagerechtigkeit protestierten. Seit ihrer Gründung erlebte die Bewegung zwar immer wieder Kritik, aber auch einen enormen Zuwachs. Nach langer Coronapause fand am Freitag der erste globale Klimastreik unter dem Motto „Kein Grad weiter“ statt – und bewegte in Duisburg 500 Menschen aller Altersklassen auf die Straße.

Demonstrieren mit Hygieneregeln – so organisierte sich FFF in Duisburg

„This can’t wait until I’m older! – Das kann nicht warten, bis ich älter bin!“, prangt auf einem selbstgebastelten Pappschild über den Köpfen der Demonstranten. Mit Plakaten, Bollerwagen und Gitarren warten Menschen aller Generationen ab 14 Uhr – nach Unterrichtsende also – auf dem Portsmouthplatz vor dem Hauptbahnhof auf Anweisungen der FFF-Organisatoren.

„Fridays for Future“-Aktivistin Hannah Schauer am Freitag in Duisburg.
„Fridays for Future“-Aktivistin Hannah Schauer am Freitag in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Das Konzept ist denkbar einfach: Die Teilnehmer stellen sich auf Kreuze, die mit Kreide auf den Boden gezeichnet wurden. Je 20 Leute stehen in einem Block, pro Block gibt es zwei Ordner, die auf die Abstände achten und zwischen den Blöcken werden einige Meter Platz gelassen – damit Infektionsketten gegebenenfalls nachvollzogen werden können. Maskenpflicht und Abstandsregeln werden allerseits eingehalten.

„Wir sind der Meinung, dass man jede Krise als eine Krise ernst nehmen muss“, sagt Organisatorin Hannah Schauer bei ihrer Eröffnungsansprache. „Wir müssen aufeinander aufpassen, wie wir während Corona auf die Älteren aufgepasst haben.“ Nur, dass die Betroffenen der Klimakrise nun mal die Jüngeren seien. Oder gar zukünftige Generationen.

Weniger reden, mehr machen – Demonstranten fordern aktives politisches Handeln

Markierungen auf dem Boden halfen den Teilnehmern des Klimastreiks, Abstand zu halten.
Markierungen auf dem Boden halfen den Teilnehmern des Klimastreiks, Abstand zu halten. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Die FFF-Forderungen haben sich in den letzten Monaten nicht geändert. „Sie sind ja nicht umgesetzt worden“, kritisiert Hannah Schauer. Kohleausstieg bis 2030 und Klimaneutralität bis 2035. Vor den Kommunalwahlen hat Fridays for Future den Duisburger Parteien einen Fragebogen zukommen lassen, der keine rhetorische Umschiffung ermöglichte. „Ist Ihre Partei dafür, den Klimanotstand in Duisburg auszurufen?“, lautet Frage Nummer sieben. Die dazugehörigen Antwortmöglichkeiten: Ja, Nein, keine Angabe.

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„Die wichtigsten Parteien haben zufriedenstellend geantwortet“, findet Hannah Schauer. Doch nun fordert FFF auch in Duisburg aktives Handeln der Politik.

Die Corona-Krise hat vor allem die Erwartungshaltung der Aktivisten geändert. „Es ist erschreckend zu sehen, wie schnell sich Maßnahmen umsetzten lassen und wie viel Geld plötzlich da ist, wenn es gebraucht wird. Das zeigt, dass einfach der Wille fehlt.“ Nun solle auch die Klimakrise mit der gleichen Ernsthaftigkeit behandelt werden.

ADFC: Fahrradunfreundliches Duisburg brauche „radikale Verkehrswende“

Auch Wolfgang Dewald vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club kommt zu Wort. Er kritisiert die Autovernarrtheit der Ruhrgebietler. Die Autofahrer, die kurze Zeit später auf den Straßen ausgebremst werden, als der mehrere hundert Meter lange Demonstrationszug durch die Innenstadt zieht, lassen wie zur Bestätigung selbst beim Anblick der Umweltschutz-Plakate den Motor laufen, während sie minutenlang warten müssen.

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ADFC-Mann Dewald kritisiert auch das mangelhafte, lückenhafte Radwegnetz in Duisburg. Während der sparenden Stadt das Geld für Radwege fehle, pumpe der Bund Millionen in Ausbau und Sanierung von A40- und A59-Brücke. „Wir fordern eine radikale Verkehrswende“, ruft Dewald ins Mikrofon und erntet Applaus.

Auch die 22-jährige Linda freut sich über das FFF-Comeback in der Öffentlichkeit: „Ich finde, dass es viel mehr Strahlkraft hat, wenn wir auf die Straßen gehen. Die Proteste liefen zwar online weiter, aber das lesen nur die, die es ohnehin interessiert. Hier draußen erreichen wir viel mehr Menschen.“ Und einige Anwohner treten dann tatsächlich auf die Balkone oder vor die Haustüre und zeigen Interesse, während der durch Mindestabstände verlängerte Protestzug bei kaltem Wind und unter dunklen Wolken eine große Runde bis zu den Wiesen vorm Stadttheater zieht.