Duisburg. Warum Martin Brosda fast daran verzweifelt wäre, Kunde bei Rheinpower, einer Online-Energiemarke der Stadtwerke Duisburg, werden zu wollen.

Es soll häufiger Menschen geben, die Probleme haben, ihren Stromvertrag zu kündigen. Bei Martin Brosda war es umgekehrt. Er wollte unbedingt Neukunde werden – und schaffte es monatelang nicht bei Rheinpower, einer Online-Energiemarke der Stadtwerke Duisburg. Warum, weiß er nach zahlreichen nervenaufreibenden Telefonaten bis heute nicht so wirklich.

Zum Hintergrund: Der 44-Jährige hatte Mitte Mai dieses Jahres ein Haus im brandenburgischen Wustermark bezogen und vorher mit seiner Freundin in einer Wohnung gelebt. Der Stromvertrag dort lief über sie. Den neuen wollte er aber abschließen. Er informierte sich im Internet und stieß auf Rheinpower.

Neukunde ärgert sich über Online-Ableger der Stadtwerke Duisburg

„Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und vor allem viele gute Bewertungen“, erzählt Brosda. „Also habe ich mich online angemeldet und kurz darauf die Bestätigung per Mail bekommen, dass alle nötigen Infos korrekt angekommen seien und Rheinpower sich nun darum kümmern will, mich als Neukunden mit Strom ab dem 11. Mai zu beliefern.“

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Doch dies gestaltet sich in der Folgezeit sehr problematisch, wie zunächst Stadtwerke-Sprecher Thomas Kehler auf Nachfrage der Redaktion bestätigt. Er schiebt Eon, dem Grundversorger in der Gemeinde Wustermark, den Schwarzen Peter dafür zu. „Wir haben mindestens viermal versucht, Herrn Brosda bei Eon abzumelden – leider ohne Erfolg.“

Eon lässt sich den Schwarzen Peter nicht zuschieben

Für Eon-Sprecher Stefan Moriße ist dies auf Nachfrage kein Wunder. „Mal abgesehen davon, dass wir eine Martina und nicht einen Martin Brosda abmelden sollten, ist ein solcher Kunde bei uns im System gar nicht hinterlegt. Wir hätten uns anstelle von Rheinpower längst an den Netzbetreiber gewandt...“

Den Netzbetreiber Edis hatte Martin Brosda in der Zwischenzeit selbst kontaktiert und erfahren, dass der Stromzähler in seinem neuen Haus vom Voreigentümer abgemeldet worden war. „Edis hatte darum gebeten, die sogenannte Marktpartnerhotline zur Lösung des Problems zwischen Rheinpower und Eon zu nutzen“, so der 44-Jährige. „Aber diese Möglichkeit wird von den Stadtwerken trotz mehrfachem Hinweis von mir nicht genutzt.“ Schriftliche Beschwerden seien zudem ignoriert worden.

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„Das Bild, was die Stadtwerke hier abgeben, ist mehr als beschämend“, sagt Brosda. Er ist merklich verärgert: „Kundenzufriedenheit wird sehr klein geschrieben. Servicemitarbeiter legen wegen Überforderung auf, versprechen Rückrufe, die nie erfolgen oder wissen selbst nicht mehr, was zu tun ist. Es werden nur noch blind irgendwelche Anträge rausgeschickt, anstatt sich mit dem Grundversorger Eon in Verbindung zu setzen und das Problem zu lösen.“

„Es hat den Anschein, als benötigen die Stadtwerke Duisburg keine neuen Kunden mehr“

Und weiter: „Es hat den Anschein, als benötigen die Stadtwerke Duisburg keine neuen Kunden mehr“, so Brosda. „Und Äußerungen, dass einem Lieferbeginn zum 1. Juni 2021 nichts im Wege steht oder man ja nach einem Jahr ohne Belieferung mit Strom einen anderen Lieferanten wählen könne, bringen das Fass dann zum Überlaufen.“

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Als der 44-Jährige schon fast die Hoffnung aufgegeben hat, Kunde bei Rheinpower zu werden, erhält er vor einigen Tagen dann eine Mail, dass es nun doch mit der Anmeldung geklappt habe – und zwar rückwirkend zum 23. Juli 2020. Für den Zeitraum vom 11. Mai, dem Tag also, an dem Brosda ja bereits mit Strom von Rheinpower beliefert werden wollte, fällt er in den teureren Grundversorgungstarif. Der Differenzbetrag soll ihm aber erstattet werden.

Stadtwerke-Sprecher spricht von teil- beziehungsweise voll automatisierten Prozessen

Dies bestätigt Stadtwerke-Sprecher Thomas Kehler auf Nachfrage. Er betont: „Wir haben viel mehr investieren müssen, als dies bei den hier vorhandenen teil- beziehungsweise voll automatisierten Prozessen üblich ist.“

Eon weiß übrigens nach Angaben des Sprechers Moriße noch nichts von dieser Lösung. Brosda: „Ich habe das jetzt schriftlich und gehe schwer davon aus, dass nun alles klappt...“

>>RHEINPOWER VERSORGT ÜBER 100.000 ENERGIEKUNDEN

• Rheinpower ist die Online-Energiemarke der Stadtwerke Duisburg und versorgt nach eigenen Angaben über 100.000 Kunden. „Ein guter Kundenservice“, heißt es auf der Internetseite des Unternehmens, „ist uns dabei genau so wichtig, wie die Sicherheit Ihrer Daten.“

Weitere Infos gibt es auf www.rheinpower.de.