Duisburg. Die Zusammensetzung des Duisburger Rats bildet nicht die Bürgerschaft ab. Wird es nach der Kommunalwahl besser? So divers treten die Parteien an:

„Männlich, weiß und mittelalt“ – dieses Klischee wird oft bemüht, um die Politiker in Land und Bund zu beschreiben. Wie divers ist die Duisburger Parteienlandschaft?

Der scheidende Rat entspricht diesem Bild: Von den 84 Ratsmitgliedern sind lediglich 33 weiblich. Die Stadtbevölkerung ist damit nur unzureichend abgebildet. Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen ist in Duisburg statistisch gesehen nahezu ausgewogen: 252.388 Frauen und 250.481 Männer leben in Duisburg, der weibliche Bevölkerungsanteil lag im ersten Quartal 2020 bei 50,2 Prozent. Im Rat sind jedoch nur 39,3 Prozent der Mitglieder weiblich.

Der Altersschnitt des Rates liegt bei 57 Jahren. Das älteste Mitglied ist Helga Ingenillem, Jahrgang 1936, die für die Republikaner kandidiert hatte. Jüngstes Mitglied ist Merve Deniz Özdemir, die Studentin ist Mitglied der SPD und Jahrgang 1994.

Das 3M-Mantra: männlich, mittelalt und aus der Mittelklasse

Männer sind in der kommunalen Politik in der deutlichen Mehrheit. Auch in Duisburg?
Männer sind in der kommunalen Politik in der deutlichen Mehrheit. Auch in Duisburg? © Getty Images/iStockphoto | VioNettaStock


In seiner Publikation „Bürgermeister in Deutschland von 2018 hatte sich Autor Hubert Heinelt mit den soziostrukturellen Merkmalen von Bürgermeistern und Ratspolitikern beschäftigt. Seine Analyse ergab das „3M-Mantra“: male, middle-aged und middle-class – also männlich, mittelalt und aus der Mittelklasse.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam der Düsseldorfer Soziologe Uwe Marquardt, der feststellte, dass der dortige Rat die Verhältnisse in der Stadt am Rhein in keiner Weise spiegelt, weil zu viele mittelalte weiße Männer das Sagen haben. Dafür müsste der Rat viel weiblicher, viel jünger und ohnehin bunter sein.

Die Kandidaten der Parteien im Diversitäts-Check

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der künftige Rat stärker durchmischt ist? Die Diversität der Kandidaten, mit denen die Parteien ins Rennen gehen, ist höchst unterschiedlich. So bietet die CDU lediglich acht Frauen bei den Direktkandidaten auf – von insgesamt 36 Kandidaten.


Die SPD schickt 24 männliche und 11 weibliche Kandidaten, also 30,6 Prozent ins Rennen, jüngster Direktkandidat ist Anas Nafile, der mit 19 Jahren für Duissern antritt. Den Grünen gelingt mehr als die Parität, auf der Liste stehen 22 Frauen - und 18 Männer.

Auch in Sachen Alter sind die Parteien unterschiedlich aufgestellt.


Bei den Grünen liegt das Durchschnittsalter bei 41 Jahren. Hier ist die jüngste Kandidatin 18: Kim Barbara Tadema, jüngster Kandidat ist Benedikt Rommeler, Jahrgang 2001, der gerade sein Abi gemacht hat. Ältester Kollege der beiden ist Dieter Beckmann – er hat schon seinen 70. Geburtstag gefeiert.


Bei der CDU sind die Direktkandidaten im Schnitt 54 Jahre alt. Jüngster Kandidat ist mit 22 Jahren Björn Pollmer, der in Wehofen/Fahrn-Ost zur Wahl steht. Ältester Kandidat ist Klaus Mönnicks, der mit 74 Jahren in Friemersheim antritt. Bei der SPD liegt der Altersschnitt bei 52 Jahren.


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Die

FDP
geht mit sechs Frauen ins Rennen. Der Altersschnitt liegt bei 45. Mit Uwe Heinrich, der in Neumühl antritt, haben sie einen der ältesten Direktkandidaten, der Diplom-Ingenieur ist 77. Ausgeglichen wird das durch acht Kandidaten in den Zwanzigern.

Bei der Partei Die Linke ist jeder vierte Kandidat weiblich - neun von 27. Der Altersschnitt liegt nach eigenen Angaben bei etwa 51 Jahren.

Kommunalwahl in Duisburg: Direktkandidaten mit Migrationshintergrund

Bei der CDU haben vier Kandidaten einen Migrationshintergrund: Gürsel Dogan, Sevket Avci, Hüseyin Coktas und Cäcilia Casian, macht insgesamt elf Prozent.

Bei der SPD sind es doppelt so viele: acht der 36 Direktkandidaten haben einen Migrationshintergrund, macht einen Anteil von 22,2 Prozent. Bis auf einen haben alle die deutsche Staatsbürgerschaft, sagen die Sozialdemokraten.


Die Grünen gehen mit 20 Kandidaten mit Migrationshintergrund an den Start, 17 von ihnen sind auch für den Integrationsrat wahlberechtigt.

Anteil der Frauen im einstelligen Bereich

  • Unter den Direktkandidaten vom Wählerbündnis Junges Duisburg sind neun der Direktkandidaten weiblich. Im Durchschnitt sind die Kandidaten 33 Jahre alt, drei haben einen Migrationshintergrund.
  • Die AfD Duisburg tritt mit acht Frauen bei der Kommunalwahl 2020 an, zwei AfD-Direktkandidaten haben Migrationshintergrund, sagt Alan Imamura vom Kreisverband.
  • Die DAL hat 7 Frauen und 29 Männer auf der Liste der Direktkandidaten. Fast alle haben Migrationshintergrund, sagt Ayhan Yildirim, darunter türkisch, Italienisch, kroatisch, bulgarisch und rumänisch.