Duisburger Westen. Bislang musste im Duisburger Westen noch kein Geschäft wegen der Pandemie aufgeben. die Einzelhändler kämpfen sich durch schwierige Zeiten.
Für die Einzelhändler sind die Zeiten gerade alles andere als rosig. Doch bisher ist im Duisburger Westen die große coronabedingte Pleitewelle offenbar ausgeblieben. Das ergab eine Nachfrage bei den Vorsitzenden der Werbegemeinschaften in Rheinhausen, Homberg und Rumeln-Kaldenhausen. Ihr Fazit: Die Einzelhändler halten sich tapfer und kämpfen ums Überleben.
Das bestätigt auch Miglena von Bönninghausen, Inhaberin des Schreibwarengeschäftes Malstift in Rheinhausen. Zu Beginn der Corona-Krise hatte sie die große Sorge, dass ihr das Geschäft zum Schulstart verloren geht – die wichtigste Zeit des Jahres. „Zum Glück kommen die Kunden wieder. Momentan normalisiert sich alles ein bisschen“, sagt sie. Dennoch ist auch Miglena von Bönninghausen in Sorge, dass es einen zweiten Lockdown geben könnte. „Man kann gar nicht in die Zukunft planen, ich schaue von Tag zu Tag.“
Dass so mancher durch die Krise weniger Geld hat, spürt sie auch. Es gibt Kunden, die zu den Billigläden abgewandert sind oder den Tornister dann doch für ein paar Euro weniger beim großen Internetversandhändler bestellen. „Das ärgert mich, dass Riesen wie Amazon keine Steuern zahlen, während wir uns hier abstrampeln.“
Ein paar Meter weiter hat die Chefin des Werberings Elisabeth Schmitz ihr Damenmodegeschäft Marelle. „Wie soll es uns schon gehen? Wir kämpfen uns täglich durch“, sagt auch sie. Bisher habe sie zum Glück nichts von Ladenschließungen oder Insolvenzen gehört. „Ich hoffe, dass das auch so bleibt.“ Sie habe den Eindruck, dass die Kunden überlegter und heimatnah einkaufen. „Shoppen mit Maske macht den meisten keinen Spaß und da haben sie auch keine Lust nach Duisburg zu fahren.“
Kein Blumenfest, kein Stadtfest
In ihrem Modegeschäft merke sie, dass die Menschen nicht in den Urlaub fahren oder auf viele Feiern gehen. Denn wer keinen Anlass für neue oder festliche Kleidung hat, findet meist doch noch etwas bei sich im Schrank, statt etwas Neues zu kaufen. Bitter ist für die Rheinhauser Einzelhändler auch, dass Blumenfest und Stadtfest ausfallen mussten. Letzteres war für das zweite Augustwochenende geplant. „Dafür hatten wir zum Beispiel ganz ausgefallene Händler besorgt, einen Weinstand und einen Zirkus mit vielen kleinen Karussells.“
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Auch die Homberger mussten auf Hollandmarkt im Frühjahr und Brunnenfest im Sommer verzichten. „Wir hatten für das Brunnenfest bis zuletzt gehofft, aber unter diesen Auflagen ein tragfähiges Konzept auszuarbeiten war nicht möglich“, sagt Werberingsvorsitzender Mario Mikesic.
Verkaufsoffene Sonntage könnte es im Oktober und Dezember geben
Dennoch: Auch in Homberg habe kein Händler aufgegeben. Nur der Inhaber des Fahrradgeschäfts an der Augustastraße, der sowieso in den Ruhestand gehen wollte, hat sein Geschäft geschlossen. Allerdings seien die Umsatzeinbrüche bei vielen erheblich gewesen. Sie hätten die Soforthilfe der Regierung abrufen müssen. „Das erste Paket wurde in unseren Reihen heiß diskutiert“, so Mikesic. Wie in Rheinhausen planen die Homberger einen verkaufsoffenen Sonntag. Der könnte im Oktober sein, in Rheinhausen im Dezember.
Ferdi Seidelt ist vor allem über die Kunden in Rumeln-Kaldenhausen glücklich. „Wir müssen dem Publikum zu 99 Prozent dankbar sein, weil die alles mitmachen und dadurch hier wirklich viel organisiert und wohl auch besser umgesetzt werden konnte, als in manchen raueren Stadtteilen“, sagt der Vorsitzende des Runden Tisches.
Bäckereien fehlen die Schulcafés und der Kuchenverkauf bei Veranstaltungen
Seidelt schildert die Probleme der Mitglieder differenziert. Bei den Markthändlern habe sich die Situation „relativ normalisiert“, da sie unter freiem Himmel verkaufen. Alle, die von Veranstaltungen leben, seien aber „extrem geprügelt“. Betroffen seien zum Beispiel auch Bäckereien, denen die Belieferung von Schulcafés oder der Kuchenverkauf bei Veranstaltungen verloren gegangen sei. Oder Metzgereien, die neben dem Ladengeschäft oft auch vom Catering leben.
Geschäftsaufgaben sind Seidelt aber auch in Rumeln-Kaldenhausen keine bekannt. „Der Gaststätten- und Imbissbereich hat dies sicher auch seiner Zähigkeit und dem Ideenreichtum zu verdanken.“ Die Werberingchefs hoffen, dass es auch weiter keine Insolvenzen gibt. Sorge bereitet ihnen eine mögliche zweite Welle und ein weiterer Lockdown. Das könnte für manche Betriebe das Ende bedeuten.