Duisburg-Rheinhausen. . Freundliche Übernahmen wie diese sind selten: Maglena von Bönninghausen hat dem Rheinhauser Schreibwarenladen eine Zukunft gegeben.

Manchmal passt es einfach. Diese Begegnung kam wie bestellt. Während unseres Besuchs im Schreibwarengeschäft „Malstift“ betritt ein Kunde den Laden, der einen goldfarbenen Edding braucht. Der Mann ist sichtlich genervt und leitet sein Anliegen mit der Erklärung ein, dass er eine außergewöhnliche Sache sucht und bisher nirgends fündig geworden ist. Ein paar Sekunden später hat er den Stift in der Hand. Die Überraschung steht ihm ins Gesicht geschrieben. „Wahnsinn, was Sie alles haben. Ich wusste gar nicht, dass es solche Fachgeschäfte hier noch gibt.“

Im Grunde reicht diese eine Begebenheit, um auf den Punkt zu bringen, warum ein Laden wie der „Malstift“ an der Krefelder Straße für Rheinhausen so wichtig ist. Fachgeschäfte bringen Leben in den Stadtteil, sie versorgen die Menschen mit Qualitätsprodukten, die im besten Fall in der Region oder zumindest im eigenen Land gefertigt wurden. Theoretisch klingt das prima, praktisch ist es für Geschäftsleute mittlerweile immer öfter ein Drahtseilakt.

Maglena von Bönninghausen kann ein Lied davon singen. Die gelernte Buchhalterin hat vor fünf Jahren einen mutigen Schritt getan. Sie erfuhr über die IHK, dass ein Nachfolger für „Schreibwaren Müller“ gesucht wurde, der die Rheinhauser seit 1933 mit allem rund um Stift und Papier versorgt. Da schon ihre Mutter einen Schreibwarenladen in der bulgarischen Heimat hatte, wagte Maglena von Bönninghausen das Experiment und sicherte so die Zukunft des Traditionsgeschäftes.

Schulen bestellen ihr Material im Internet

„Ich wurde damals sehr, sehr nett von den anderen Geschäftsleuten empfangen“, erinnert sie sich an den Start im Jahr 2014. Viele der Stammkunden freuten sich und blieben ihr treu, neue kamen dazu. Manche sagen immer noch „Müller“, andere haben das Geschäft in „Müller Malstift“ umgetauft. „Ich bin sehr dankbar, dass ich so nette Kunden habe. Manchmal kommen sie einfach nur herein, um mir einen schönen Tag zu wünschen. Das liebe ich an meiner Arbeit.“

Aber es gibt auch so einiges, das schwierig ist. Während sich einst Großkunden wie die Firma Krupp mit Zubehör für Schreibmaschinen oder teuren Mont Blanc Füllern für die Führungskräfte direkt vor Ort bei Schreibwaren Müller eindeckten, bestellen heute sogar ortsansässige Schulen ihr Material offenbar lieber im Internet. „So etwas verstehe ich überhaupt nicht“, wundert sich Maglena von Bönninghausen, „gerade Lehrer müssten doch ein Vorbild sein und bei regionalen Händlern einkaufen. Wie sollen das sonst die jungen Menschen lernen?“

Mit dem Vorurteil, dass Fachgeschäfte „Apothekenpreise“ haben, hat der Malstift zu kämpfen. Dabei sind so manche der vielen Tausend Artikel vom Taschenkalender über Füller, glitzernde Freundebücher, Acrylfarben, Bewerbungsmappen, Geburtstagspräsente, Webrahmen bis hin zur Heißklebepistole sogar günstiger als anderswo. Es gibt auch hier Rabatte und Aktionen, aktuell bekommen zum Beispiel Käufer von Schultornistern Sonderpreise und ein Geschenk. Dennoch, so die Inhaberin, sei es zur Unsitte geworden, dass sich Menschen im Fachgeschäft beraten lassen und dann doch online bestellen, um ein paar Euro zu sparen.

Der Gegenwind ist stärker geworden

In den fünf Jahren als Geschäftsinhaberin hat Maglena von Bönninghausen festgestellt, dass der Gegenwind stärker geworden ist. Zur Konkurrenz durch Internet und Billigläden kommt noch hinzu, dass offenbar immer weniger Duisburger zum Einkauf nach Hochemmerich fahren. „Ich habe das Gefühl, seit Aldi und das Geschäft Schöne Dinge weg sind, ist es noch weniger geworden.“

Stifte gibt es im Fachgeschäft auch einzeln zu kaufen.
Stifte gibt es im Fachgeschäft auch einzeln zu kaufen. © Ulla Michels

Immerhin: Der Zusammenhalt funktioniert zwischen einigen der verbliebenen Ladeninhabern ganz gut. Zum Beispiel mit der Buchhandlung. Die Mayersche spricht mit dem Schreibwarengeschäft ab, wer welche Artikel für den Schulbedarf anbietet, damit man sich gegenseitig nicht das Geschäft kaputt macht.

„Wir müssen an einem Strang ziehen und gemeinsam für ein gutes Angebot in Rheinhausen sorgen, das ist doch unsere einzige Chance“, so die Malstift-Inhaberin. Wenn sie sich etwas wünschen dürfte, dann wäre es Folgendes: „Ich hoffe, dass der Einzelhandel seine Renaissance erlebt und dass sich wieder mehr Geschäftsleute in die Innenstadt trauen.“ Ein Ziel, für das sich ihrer Meinung nach endlich mal Duisburgs Politiker engagieren müssten. „Sie könnten zum Beispiel dafür sorgen, dass unsere Kunden auf der Krefelder Straße wenigstens kostenlos parken können.“

Info: Schreibwaren Malstift, Krefelder Straße 12, Rheinhausen 02065/8 38 97 30, mo bis fr 9.30-18.30 Uhr, sa 9.30-14 Uhr.