Duisburg-Rheinhausen. Während das Eiscafé im Marktforum noch recht gut besucht ist, sehen andere Einzelhändler schwarz. Ein Besuch im Zentrum von Rheinhausen.
Es ist Eiswetter! Und das lassen sich überraschend viele an diesem Dienstagmittag selbst von einem brandgefährlichen Winzling namens SARS-CoV-2 nicht vermiesen. Während die ganze Welt dazu aufruft, nur noch für die allernötigsten Erledigungen aus dem Haus zu gehen, wird in Rheinhausen eifrig Amarena und Stracciatella gelöffelt.
„Ich habe die Tische weiter auseinandergezogen als sonst“, sagt der Chef der Eisdiele im Hochemmericher Marktforum. Seinen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen. 30 bis 40 Prozent Umsatzeinbußen beklagt der Eismann. Deshalb ist er froh über die, die noch kommen. Jeder, der einen der Sitzplätze nutzt, muss sich mit Namen und Adresse in das blaue Buch eintragen, das auf dem Tresen liegt. „Das will das Gesundheitsamt so“, sagt der Chef mit Sorgenfalten auf der Stirn. Denn ob er seinen Laden auch in Zukunft noch öffnen darf, das weiß er nicht.
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Michael Bäurle vom Lottoladen schräg gegenüber weiß das auch nicht. Aber er hofft es. „Ich verkaufe auch Zeitungen und Zeitschriften. Informationen müssen die Leute ja haben.“ Ob die Zigaretten in seinen Regalen als Suchtmittel auch zu den Produkten der Grundversorgung gehören, da ist er sich nicht sicher. Aber: Fakt ist, dass sie ihm aktuell ein sehr gutes Geschäft bescheren.
„Mir ist das schon fast unangenehm, dass ich momentan besser verdiene als sonst. Denn es gibt ja so viele, denen das Wasser bis zum Hals steht.“ Und wie geht es ihm sonst in seinem Job mit Kundenkontakt? „Ich habe keine Angst vor dem Virus. Ich habe nur Angst, um meine berufliche Existenz. Denn keiner weiß, wie weit das alles noch geht.“
Den Ernst der Lage scheint so manch anderer noch nicht verstanden zu haben. Während vor dem Tresen der Eisdiele die Tische mit Sicherheitsabstand positioniert sind, hockt eine Männergruppe auf den Bänken im Forum gemütlich beisammen und kalauert. „Morgen zieh’ ich auch meine Schutzhandschuhe an“, posaunt einer fröhlich in die Runde. Die muntere Truppe wäre ein gefundenes Fressen für jeden Virus. Die Köpfe dicht zusammengesteckt, dazu prustend Witze erzählen – was will man mehr, wenn man SARS-CoV-2 heißt?
Die Einzelhändler sind ratlos
In der Bücherinsel der Mayerschen sieht das mit der Sorge um die Ansteckungsgefahr ganz anders aus. „Wir arbeiten nur alleine im Laden, damit wir uns im schlimmsten Fall nicht gegenseitig anstecken“, erzählt die Mitarbeiterin, die noch nicht sagen kann, wie es am Mittwoch weiter geht. „Ich weiß nicht, ob wir als kleines Buchgeschäft noch weiter öffnen dürfen.“
Das weiß auch Maglena von Bönninghausen nicht, die vor sieben Jahren den Schritt gewagt hat, das Traditionsgeschäft „Schreibwaren Müller“ an der Krefelder Straße zu übernehmen. Jetzt sieht es für sie als Geschäftsinhaberin düster aus. „Ich weiß im Moment einfach gar nichts“, sagt sie und zuckt mit den Schultern. Informationen bekommt sie aus der Zeitung. „Ich hätte mir mal ein Rundschreiben an uns Einzelhändler gewünscht.“ Aber weder vom Berufsverband, noch von politischer Seite gibt es Verbindliches als Direktinformation. „Eigentlich müsste ich jetzt die Waren für den nächsten Schulstart bestellen.“ Das ist stets eine der wichtigsten Einnahmequellen für das kleine Geschäft. Nun regiert Ratlosigkeit – auch über die Frage, wie es mit den laufenden Kosten und den Mitarbeiterinnen weiter gehen soll. „Ich sehe schwarz, aber ich versuche mich zu beruhigen.“Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger Westen
Während sie drinnen um ihre Existenz bangt, ist das Café in der Fußgängerzone gut besucht. Bei Kaffee und Kuchen sitzen die Menschen in der Sonne. Der Juwelier ein paar Schritte weiter kündigt derweil im Schaufenster die komplette Schließung seines Geschäftes ab dem 18. März an. Er hat auf das Online-Geschäft umgestellt: „Um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen und unsere Mitarbeiter und Kunden zu schützen.“
Der türkische Supermarkt Dikel muss sich mit dem Thema Schließung als Lebensmittelgeschäft nicht beschäftigen. Anders als in den üblichen Discountern geht es hier beim Einkauf übrigens ruhig und rücksichtsvoll zu. Und: Es gibt tatsächlich noch das weiße Gold – Toilettenpapier!