Duisburg. Die Spielzeitpause im Sommer nutzt das Theater Duisburg für Reparaturen. Der Wassereinbruch vom April 2019 hatte dem Bühnenboden doch zugesetzt.

Folie bedeckt die Sitze im Duisburger Theater, die Vorhänge sind abgenommen. In der spielfreien Zeit führen die Handwerker Regie auf der Bühne. Dabei steckt der große Wassereinbruch von April 2019 dem Haus immer noch ein wenig in den Knochen. Ganz beseitigt werden die Schäden erst in der nächsten Spielzeitpause.

Der neue Vorhang aus rotem Samt, der 12.000 Euro gekostet und den nass gewordenen Vorgänger ersetzt hat, liegt noch wie eine locker gerollte Wurst auf einem flachen Wagen, der fast so breit ist wie das Bühnenportal. Ihn knitterfrei zu lagern, sei eine knifflige Sache, sagt Karoline Hoell, Leiterin der Kulturbetriebe.

Theater Duisburg: Der Bühnenboden hat sich den Wassereinbruch gewellt

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Die Erneuerung der Sprühflutanlage auf der Seitenbühne ist abgeschlossen. Ausgerechnet am Tag bevor die Sprinkleranlage am Morgen des 5. April 80.000 Liter Wasser auf die Bühne goss, hatte es eine Vorbesprechung zur Erneuerung der Rohre gegeben, erinnert sich Karoline Hoell an eine ziemlich verunglückte Saison. 2,1 Millionen Euro haben die Reparaturen gekostet, die inzwischen mit der Versicherung abgerechnet seien. Noch offen sind mögliche Schadensersatzansprüche für die Betriebsunterbrechung. Dazu muss erst die genaue Ursache des Wassereinbruchs geklärt sein, so die Theaterchefin.

Katastrophen erprobt: Theaterleiterin Karoline Hoell hier bei einem Rundgang durchs Haus nach dem Wassereinbruch 2019.
Katastrophen erprobt: Theaterleiterin Karoline Hoell hier bei einem Rundgang durchs Haus nach dem Wassereinbruch 2019. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Zu den kleineren Reparaturen nach der wiederum, diesmal durch Corona getrübten Saison gehörte das Abschleifen des Bühnenbodens. Der schien die Wasserfluten gut überstanden zu haben, hat sich aber im Laufe der Saison gewellt. „Im nächsten Jahr wird er komplett erneuert“, sagt Karoline Hoell. Vor allem das Ballett benötigen einen absolut glatten Untergrund. Kosten: über 300.000 Euro.

Das Inspizientenpult musste nach acht Jahren ausgetauscht werden

Ausgetauscht wurde das Inspizientenpult. Das neue ersetzt das Modell aus dem Jahr 2012, für das es schon nach acht Jahren keine Ersatzteile mehr gibt. Preis der Digitalisierung auch des Theaterbetriebs. Wobei das Problem der Deutschen Oper am Rhein ist, dass die Technik für beide Häuser in Duisburg und Düsseldorf passen muss. Zum Beispiel werden Licht und Ton einer Inszenierung so programmiert, dass sie für beide Häuser passen.

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Außerdem wurden in dieser spielfreien Zeit nur „normale Wartungsarbeiten“ erledigt, wie der technische Leiter Randolf Kieper sagt: Antriebe und Steuerung des Orchestergrabens geprüft, die Podien justiert, die sich im laufenden Betrieb stets etwas verziehen, sowie die Unter- und Obermaschinerie, Bremsen und Sicherheitseinrichtungen überprüft.

Ganz vorsichtig geht es in die neue Saison

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Die neue Saison „gehen wir vorsichtig an“, sagt Karoline Hoell. Im September und Oktober sollen höchstens 300 Zuschauer im großen Haus Platz nehmen dürfen, „dann sehen wir weiter“. Mit den Schauspielvorstellungen vor der Sommerpause habe man gute Erfahrungen gemacht. Sowohl auf der Bühne bei „Antigone“, bei der sich nur Schauspieler nahe kommen durften, die auch zusammen leben – „bundesweit beispielhaft“ – als auch im Publikum. „Mich haben die 100-Personen-Vorstellungen nicht gestört.“ Sie habe den Abstand und die freie Sicht genossen, sagt Karoline Hoell. „An die Wirtschaftlichkeit darf man da natürlich nicht denken...“

Beleuchtungsmeister Willi Ihring sitzt am nagelneuen Inspizientenpult; hier laufen die Fäden für das Geschehen auf der Bühne zusammen.
Beleuchtungsmeister Willi Ihring sitzt am nagelneuen Inspizientenpult; hier laufen die Fäden für das Geschehen auf der Bühne zusammen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Bewusst habe man darauf verzichtet, für die neue Saison ein Sonderkonzept mit mehr Zuschauern zu entwickeln. „Sensationell“ findet Karoline Hoell, dass die Oper einen ganz neuen Spielplan für den ersten Teil der Saison bis Jahresende entwickelt hat. Auch beim Schauspiel werde man im kleinen Foyer III „fast nichts“ spielen, sondern in größere Räume ausweichen. Für die zweite Spielzeithälfte werde man dann, je nach Infektionsgeschehen, neue Saalpläne erstellen.

>>ABOS ERSTMAL AUSGESETZT

  • „Das waren zwei heftige Spielzeiten, und was die Kollegen an der Theaterkasse geleistet haben: Hut ab“, sagt die Theaterchefin mit Blick auf Absagen und Umbuchungen und Erstattungen.
  • Gerade ist der Kartenverkauf für die neue Saison angelaufen. Abonnements sind vorsichtshalber ausgesetzt.