Duisburg. Die Stadt will Smart City sein und bleibt Corona-Hotspot. Doppelt ärgerlich, wie sie am Online-Verkauf von Bad-Tickets scheitert. Ein Kommentar.
In der Corona-Krise hatte der Infektionsschutz für den Krisenstab und für Lockdown-Hardliner Sören Link bislang oberste Priorität. Veranstalter kritisieren jetzt gar, das Ordnungsamt lasse Events nicht zu, die woanders genehmigt werden. Nur konsequent war es wegen der vergleichsweise vielen Neuinfektionen im Juni, dass die Stadt ihre beiden Freibäder erst später öffnete. Dass und wie die Stadt und DuisburgSport nun beim Bäderbetrieb scheitern, ist daher in mehrfacher Hinsicht peinlich.
Vor allem für eine Stadtverwaltung, die gerne „Smart City“ werden will, die intelligente Laternen testet und sich auch mal mit Projekten privater Firmen schmückt, zuletzt etwa mit einem (schon wieder eingestampften) E-Scooter-Verleih oder „Smartparking“-Anbietern. Diese Verwaltung und ihr Bäderbetrieb schaffen nicht, was in der Corona-Saison für anderen Kommunen, Badbetreiber und sogar für die Trägervereine der beiden Bäder Wolfssee und Großenbaum alternativlos, schnell und einfach war: Tickets mit Hilfe externer Anbieter online zu verkaufen.
Duisburg: Vorhersehbares Freibad-Chaos in Stadt mit vielen Neuinfektionen
Vor so organisierten Bädern stehen Menschen nicht stundenlang an, ohne zu wissen, ob sie überhaupt ins Bad kommen. Die Stadt aber mutet Duisburgern dieses wegen der Zutrittsbeschränkungen vorhersehbare Chaos zu und riskiert obendrein Ansteckungen mit dem Coronavirus unter den Wartenden. Unter den Menschen also, denen sie im Frühsommer nicht zugetraut hatte, Infektionsschutzregeln zu beachten. Abstand voneinander hielten jüngst nur die wenigsten Wartenden – zumal es Markierungen am Boden nur auf den ersten Metern am Kassenhäuschen gab, nicht 150 Meter weiter hinten …
So harrten draußen Hunderte stundenlang dicht an dicht aus, während drinnen Hygiene- und Abstandsregeln kontrolliert wurden – während das Robert Koch-Institut Duisburg die zweithöchste Neuninfektionsrate Deutschlands attestierte.
Notlösung kommt unüberlegter Kapitulation gleich
Sicher: Wir alle müssen mithelfen, uns und andere zu schützen, sollten uns selbst in die Pflicht nehmen statt nur den Staat, die Stadt, die anderen. Aber das Freibad-Chaos wäre leicht zu verhindern gewesen – obwohl der Internetauftritt von Duisburg Sport wie die hiesige Bäderlandschaft von gestern ist. Dass Zeit genug zur Vorbereitung war und die Kosten kein Argument sind, belegen die Umsetzungen der anderen Betreiber.
Etwas anders verhält es sich mit den Warteschlangen, die sich jüngst an einzelnen Tagen vor dem Testzentrum am TaM bildeten: Dort ist auch die Kassenärztliche Vereinigung mit in der Pflicht, mehr Ärzte und Personal zu stellen. Das Freibad-Chaos aber hätte die Verwaltung mit DuisburgSport ganz allein verhindern können. Ihre Reaktion und die nun gültige Notlösung kommen einer unüberlegten Kapitulation gleich.