Duisburg. Warteschlangen vor dem Corona-Testzentrum: Die Stadt hat Security engagiert und prüft, wie sie den Ansturm der Reiserückkehrer bewältigen kann.

Vor dem Corona-Testzentrum im Theater am Marientor (TaM) haben sich am Dienstag wegen vieler Reiserückkehrer lange Warteschlangen gebildet. Die Stadt setzt darum nun einen privaten Sicherheitsdienst am TaM ein. Eine Security-Kraft habe am Dienstagnachmittag sogar von Hausärzten geschickte Wartende auf den kommenden Tag vertröstet, weil die Ärzte während der Öffnungszeit bis 16 Uhr nicht mehr von allen Wartenden Abstriche nehmen konnten. Das berichtet Leserin Ute Herwig. Der Krisenstab prüft nun in Erwartung eines Ansturms von Urlaubern, die nicht mit dem Flugzeug aus Risikogebieten heimkehren, ob die Stadt kurzfristig eine weitere Teststraße und ein Terminvergabesystem im TaM einrichtet.

Tests für Reiserückkehrer aus Risikogebieten „große Herausforderung“ für Stadt

Das Bundesgesundheitsministerium hatte am Dienstag angekündigt, verpflichtende Corona-Tests für alle Rückkehrer aus Risikogebieten anzuordnen. „Diese Regelung stellt die Kommunen aktuell vor große Herausforderungen, wird es doch weitgehend ihnen überlassen, kurzfristig zusätzliche Testkapazitäten zu schaffen“, sagt Stadtsprecherin Susanne Stölting. Zwar seien für die Testung von Reiserückkehrern „eigentlich die Hausärzte zuständig“, jedoch führten in Duisburg „noch immer viele Hausärzte keine Coronatests durch“.

In Duisburg betreiben Gesundheitsamt und Feuerwehr das Testzentrum gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO). Die Feuerwehr kümmert sich um die Organisation, die KVNO stellt die Ärzte. Die in Duisburg seit März betriebene Einrichtung – zuletzt war diese am 19. Juni von der Glückauf-Halle in Homberg ins TaM umgezogen – soll Hausärzte und Notfallpraxen entlasten und verhindern, dass Infizierte das Virus in die Praxen tragen.

Duisburg: Nur einzelne Hausarztpraxen nehmen Abstriche

Für die Duisburger gilt folgender Ablauf: Wer fürchtet, sich mit Sars-CoV-2 angesteckt zu haben, meldet sich telefonisch bei seinem Hausarzt, denn nur niedergelassene Ärzte können Corona-Tests anordnen und Patienten ins TaM schicken – oder selbst einen Abstrich nehmen.

Wie viele Hausärzte das machen? Von „einzelnen Praxen im Stadtgebiet“ berichtet KVNO-Sprecher Christopher Schneider. Die Ärzte könnten sich dafür entscheiden, wenn sie die räumlichen Voraussetzungen für eine Abschottung von Patienten haben, die möglicherweise infiziert sind. Aber „der Großteil ambulanter Abstriche in Duisburg“, so Schneider, „wird im Testzentrum durchgeführt“.

Bis Montag meldeten sich 1829 Reiserückkehrer in Duisburg

Bis Montag hatten sich beim Gesundheitsamt bereits 1829 Reiserückkehrer aus Gebieten gemeldet, die das Robert Koch-Institut (RKI) zurzeit als Risikogebiete ausweist (siehe Infobox unten). Stadtsprecherin Stölting: „Davon haben etwa 70 Prozent einen negativen Test vorgelegt, um die Quarantänepflicht zu umgehen.“

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Wie es beim Ablauf der Testungen mitunter hakt, zeigt der Fall von Ute Herwig. Die 65-Jährige bekam am Sonntag Halsschmerzen und rief aus Sorge um die von ihr gepflegte Mutter (87) am Montagmorgen in ihrer Wedauer Hausarztpraxis an. Am Montagnachmittag schaute ihr dort eine Ärztin sogar in den Rachen – nahm aber keinen Abstrich, sondern schickte Herwig ins Testzentrum. Das schließt aber um 16 Uhr.

„Ich war also am Dienstag um 10.05 Uhr dort, sah die Schlange vor dem Eingang“, berichtet Herwig. „Die Menschen werden dort so geführt, dass sie sich begegnen, ich hörte Husten und beschloss, es mittags noch einmal zu versuchen. Ich dachte, wahrscheinlich habe ich nur eine Erkältung, aber hier besteht eine große Gefahr, Corona zu bekommen.“ Als sie um kurz nach 13 Uhr zurückkehrte, „ging die Schlange über den ganzen Vorplatz“. Eine Frau in der Mitte sagte, sie warte bereits länger als eine Stunde, so Herwig. „Also brauchte es mehr als zwei Stunden, um in das Gebäude zu gelangen – und drinnen gab es auch noch viele Wartende. Ich bin wieder nach Hause gefahren.“

Security soll vor TaM auf Abstand achten und Fragen beantworten

Darum setzt der Krisenstab vorm TaM nun ein Sicherheitsunternehmen ein, sagt Stadtsprecherin Stölting. Die Security solle den Zugang zu den beiden Teststraßen (siehe unten) regeln „und darauf achten, dass die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden“. Am Mittwoch und Donnerstag kamen wieder deutlich weniger Patienten. Ute Herwig wartete nicht mal eine halbe Stunde. Sie ist nicht infiziert.

„Die angekündigten Pflichttests werden in den nächsten Tagen und Wochen aber zu einem erhöhten Testaufkommen führen“, sagt Stölting, weshalb der Krisenstab die Einrichtung einer weiteren Teststraße im TaM vorbereite. Zudem werde „aufgrund des zunehmenden Andrangs nun eine Terminvergabe sowie eine Ausweitung der Öffnungszeiten geprüft“.

Im Duisburger Corona-Testzentrum werden nur Personen getestet, die vom Hausarzt oder vom Gesundheitsamt geschickt wurden.
Im Duisburger Corona-Testzentrum werden nur Personen getestet, die vom Hausarzt oder vom Gesundheitsamt geschickt wurden. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Ein Problem dabei: Deutsches Roten Kreuz (DRK), Malteser-Hilfsdienst und Johanniter-Unfallhilfe hatten ihre Ehrenamtlichen Mitte Juni nach 75 Tagen Corona-Dauereinsatz abgezogen. Ohne sie wäre der Betrieb der mobilen und stationären Testzentren auf dem Höhepunkt des Infektionsgeschehens nicht möglich gewesen. Beim medizinischen Personal, das zurzeit im TaM mithilft, handelt es sich laut Susanne Stölting um Aushilfskräfte. Es ist unklar, ob die Hilfsdienste, denen die Stadt jüngst mit 200.000 Euro unter die Arme griff, nun der Stadt helfen können.

Der Krisenstab berät am Freitag über eine dritte Teststraße und die Einführung eines Terminvergabesystems.

>> SONDERRUFNUMMER, ARZTRUFZENTRALE UND MOBILES TESTTEAM

• Auf der langen Liste der Risikogebiete stehen aktuell etwa die Türkei, Ägypten, Syrien, Saudi-Arabien, Brasilien und die USA, aber auch Luxemburg. Wer aus Risikogebieten nach Duisburg zurückkehrt, muss sich unverzüglich beim Gesundheitsamt melden – am besten über das Online-Formular auf duisburg.de.

• Heimkehrer aus den meisten europäischen Ländern müssen sich nicht testen lassen – und einen Test auf eigenen Wunsch beim Hausarzt auf eigene Kosten durchführen lassen, sofern sie keine Covid-19-Symptome haben.

• Die Stadt Duisburg beantwortet unter der Corona-Sonderrufnummer 940049 allgemeine Fragen zum Coronavirus montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr.

• Außerdem ist die Arztrufzentrale NRW unter 116 117 sieben Tage rund um die Uhr zu erreichen. Dort soll auch anrufen, wer am Wochenende Covid-19-Symptome hat. Die Experten dort entscheiden, ob und wie ein Test am Wochenende angeordnet wird. Den Abstrich können, je nach Anordnung, der Notdienst habende Arzt der Kassen oder das mobile Team der Feuerwehr Duisburg nehmen.

• Das Testzentrum ist montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Seit der Eröffnung am 22. Juni gibt es dort zwei Teststraßen: eine der Kassenärztlichen Vereinigung (KVNO) für Patienten, die von ihrem Hausarzt geschickt wurden; eine städtische für Personen, deren Tests über das Gesundheitsamt initiiert wurden (Nachtestungen, Massentests). Bislang wurden im TaM 3641 Tests durchgeführt: 1140 von der Feuerwehr, 2501 durch die KVNO. Die Feuerwehr kann dort pro Tag bis zu 300 Abstriche nehmen, die KVNO 150.