Duisburg. Silke Jachinke, Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion in Duisburg, sagt: „Nur von unten kann man Duisburg voranbringen.“

„Nur von unten kann man Duisburg voranbringen“, ist die feste Überzeugung von Silke Jachinke. Seit Oktober letzten Jahres ist die Juristin neue Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), Kreisverband Duisburg, trat die Nachfolge des Alt-Bürgermeisters Benno Lensdorf an, der weit über 20 Jahre als Vorsitzender die CDU-Organisation prägte. Die 47-Jährige hat sich zum Ziel gesetzt, junge Unternehmer für die MIT zu begeistern. Sie will Themen aufnehmen und in die Politik hineintragen, um so eine Verbesserung für den Mittelstand zu erreichen.

Auf Umwegen der Liebe wegen nach Duisburg gezogen

Silke Jachinke war gerade ein paar Wochen im Amt, begann damit, in die Themen reinzukommen und wollte Gespräche mit Leuten und Mitgliedern führen – da kam die Coronakrise. Es lag zunächst alles „auf Eis“. Als einziges Angebot in dieser Zeit konnte das „Corona-Update“ mit rund 200 Teilnehmern erfolgreich durchgeführt werden. Die 47-Jährige ist erst seit drei Jahren CDU-Mitglied im Duisburger Süden, bekleidet im dortigen Vorstand das Amt einer Beisitzerin. Ebenso lange gehört sie der MIT an. „Durch Freunde habe ich Benno Lensdorf kennen gelernt. Er hat immer Mitgliedsanträge in der Tasche“, lacht Silke Jachinke. Sie ist der politischen Haltung der CDU immer treu geblieben, seit sie in jungen Jahren in ihrer Geburtsstadt Göttingen Mitglied der Jungen Union war. Auf Umwegen fand die Juristin der Liebe wegen nach Duisburg.

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Nach dem Abitur absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Hotelfachfrau, entschied sich mit etwa 26 Jahren zum Studium der Rechtswissenschaften. Eigentlich wollte sie nach dem Abschluss bei der DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) in der Verbandsarbeit tätig sein, arbeitete aber von 2008 bis 2015 bei einem Wirtschaftsprüfer in Frankfurt und wechselte 2016 nach Düsseldorf. Seit 2017 ist Silke Jachinke mit einer eigenen Kanzlei in Duisburg selbstständig.

„Es muss eine Anpassung geben, sonst wandern die Unternehmen ab“

Duisburg deshalb, weil inzwischen ihr privater Schwerpunkt hier liegt. Sie lebt mit ihrem Lebenspartner und seinen Kindern in Mündelheim. Der Inhalt ihrer Arbeit: Beratung von Unternehmen mit den Schwerpunkten Wirtschaftsrecht, Risikomanagement, Datenschutz und Compliance.

Drei Ziele möchte Silke Jachinke als MIT-Vorsitzende verfolgen. Beim Thema Mittelstandperspektive möchte sie den „Finger in die Wunde“ legen; sie möchte die soziale Marktwirtschaft vorantreiben, da der Strukturwandel schneller gekommen ist, als erst in drei bis vier Jahren erwartet. Ganz wichtig ist ihr die Stärkung des Mittelstandes: „Duisburg hat einen der höchsten Hebesätze in NRW. Es muss eine Anpassung geben, sonst wandern Unternehmen ab oder kommen erst gar nicht her.“

Kritik an der Arbeit der Verwaltung

Auch das Thema Infrastruktur müsse angegangen werden. Es sei schwierig, nach Duisburg reinzukommen, „man braucht anderthalb Stunden, um von A nach B zu kommen. Duisburg muss interessant gemacht werden, um Menschen hierher zu bringen. Das bringt Kaufkraft und Steuern.“ Die Kritik richtet Silke Jachinke Richtung Stadt.

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Sie fragt nach der Stadtentwicklung, was machen Verwaltung und Oberbürgermeister, um Duisburg attraktiver zu gestalten? Provokant stellt sie fest: „Der Oberbürgermeister verwaltet unseren Untergang.“ Natürlich brauche man Geld, und Duisburg habe eine hohe Schuldenlast zu tragen. Es gebe aber viele Fördertöpfe, die nicht abgeschöpft würden. Es fehle an Transparenz, und die Verwaltung arbeite sehr langsam, Genehmigungsverfahren würden zu lange dauern. Ihre Empfehlung, Ausschüsse und Rat sollten bei den Projekten mal von Experten einen externen Blick auf die Projekte werfen lassen.

„Die hat viel Potenzial“

Gerne möchte die Vorsitzende alle Beteiligten an einen Tisch holen, um auch die Leerstände aus der Innenstadt wegzukriegen und den Nachwuchs im Handwerk zu fördern. Silke Jachinke: „Der Mittelstand fühlt sich von der Stadt ein bisschen verlassen. Wir haben nur noch ein paar Inseln hier. Das ist schade.“

Ein anderes politisches Amt strebt die MIT-Vorsitzende übrigens nicht an: „Was ich mache, mache ich 100-prozentig. Ich bin in erster Linie MIT-lerin – und ich brenne für mein Duisburg. Die Stadt hat viel Potenzial, mit dem Mittelstand als tragende Säule.“