Duisburg. Der Neubau des Karl-Lehr-Brückenzugs ist Duisburgs größtes Bauprojekt. 2025 soll alles fertig sein. Autofahrer müssen eine Sperrung ertragen.
Es ist Duisburgs zurzeit größtes kommunales Bauprojekt: 169 Millionen Euro kostet der Neubau des Oberbürgermeister-Karl-Lehr-Brückenzugs. Das Mega-Projekt geht jetzt in den zweiten Bauabschnitt, bei dem bis 2025 aus drei Brücken zwei werden sollen.
Die Verbindung zwischen Kaßlerfeld und Ruhrort hat für die städtische Infrastruktur eine herausragende Bedeutung. Über 30.000 Fahrzeuge nutzen sie pro Tag, darunter viele Lkw, die den Hafen ansteuern. Der Brückenzug ist einer von vier Überwegen über die Ruhr im Stadtgebiet. „Es ist einer der wichtigsten Verkehrswege Duisburgs und eine Hauptschlagader für den Hafen“, unterstreicht Oberbürgermeister Sören Link den Stellenwert.
Karl-Lehr-Brücke in Duisburg: Neubau drängte aus Altersgründen
Doch an den Brücken nagt der Zahn der Zeit. Experten schätzen, dass ihre Lebenszeit 2023 abläuft. Ein Teil des Brückenzuges, die Hohenzollernbrücke über der Ruhr, wurde 1910 gebaut. Der Rat der Stadt hat darauf reagiert und vor Jahren einen Ersatzneubau der insgesamt fünf Brücken beschlossen.
Über die neue Vinckekanalbrücke und die Vinckewegbrücke, die in der ersten Bauphase ausgetauscht wurden, rollt der Verkehr bereits seit 2015. Nun folgt die Erneuerung der Hohenzollernbrücke, der Hafenbrücke und der Kaiserhafenbrücke, die in einen Damm umgewandelt wird.
Brückenneubau in Ruhrort: Arbeiten in 28 Meter Tiefe
Die Vorarbeiten, unter anderem am Pontwert, befinden sich in den letzten Zügen. 28 Meter tief in der Erde haben Arbeiter mit einem riesigen Bohrer Schächte und Tunnel für Leitungen gegraben. „Jetzt geht es an die Brücken“, sagt Artur Brakowski. Er ist der Projektleiter bei den Wirtschaftsbetrieben, die im Auftrag der Stadt die Verantwortung für die Baumaßnahmen tragen.
Der Ablauf ist nun eng getaktet: Am Kaßlerfelder Ruhrufer werden die Brücken zunächst zusammengebaut. Die fertigen Brücken werden dann mit Schiffen auf die Ruhr und in den Hafenkanal gebracht, montiert und seitlich der alten Brücken an die Verkehrsflüsse angeschlossen. Ab Ende 2023 sollen Autos, Bahnen, Radfahrer und Fußgänger die neuen Bauwerke in dieser sogenannten „Seitenlage“ nutzen.
Karl-Lehr-Brücke: Vollsperrung muss im Jahr 2025 sein
Ab diesem Zeitpunkt beginnen dann die Abbrucharbeiten des alten Karl-Lehr-Brückenzuges. Laut Projektleiter Brakowski sollen 2025 abschließend die neuen Brücken in die Lücken geschoben und an die Verkehrswege angedockt werden.
Auch interessant
In diesem Zeitfenster liegt nach Angaben der Verantwortlichen der einzige Zeitpunkt einer Vollsperrung. „Diese Maßnahmen wird einige Wochen dauern“, blickt Uwe Linsen, Vorstand der Wirtschaftsbetriebe voraus.
Straßenbahnlinie 901 soll schneller vorankommen
Welche Vorteile bringt der neue Brückenzug für die Duisburger? Ein Gewinner sollen nach Angaben von Artur Brakowski Fußgänger und Radfahrer sein. Denn: Die Brücken sind zwölf Meter breiter als die Vorgänger. So soll mehr Platz für Radweg (1,75 Meter breit) und Fußweg (zwei Meter) sein. Eine bessere Sichtbarkeit des Radweges soll die bisherige Gefahrenstelle an der Einfahrt Pontwert entschärfen.
Auf den neuen Brücken ist außerdem ein gesonderter Straßenbahn-Bereich vorgesehen. Bislang ist der Oberbürgermeister-Karl-Lehr-Brückenzug noch ein Nadelöhr für die Linie 901, da nur ein Gleis befahrbar ist, das auch noch im Bereich des Straßenverkehrs liegt.
So komme es oft zu Verspätungen, erklärt DVG-Vorstand Klaus-Peter Wandelenus. „Die neue Brücke bringt eine Beschleunigung“, verspricht er.
Kosten: von 108 auf 169 Millionen Euro
Die Kosten für das Großprojekt sind in den vergangenen Jahren in die Höhe geschnellt. 2008 rechnete die Stadtverwaltung noch mit Gesamtkosten unter 100 Millionen Euro. „In Duisburg und Deutschland gab es seitdem eine Baupreiserhöhung“, führt OB Link an. Er ist überzeugt: „Wir bauen die Brücke zu einem marktgerechten Preis.“