Duisburg. Die DB Netz AG hat Stellung zu der Kritik von Betroffenen des RRX-Streckenausbaus bezogen. Probleme sind Lärm und Erschütterung.

Der geplante Lärmschutz für den neuen Rhein-Ruhr-Express (RRX) dürfte manche Duisburger Anwohner der Strecke nicht zufrieden stellen. Zum Erörterungstermin am vergangenen Dienstag in der Mercatorhalle nahm die DB Netz AG Duisburg als Träger des Vorhabens zu den Beschwerden Stellung und gab den aktuellen Stand der Planung für den Abschnitt Hauptbahnhof–Kaiserberg bekannt. Auch wenn am Ende nichts entschieden wurde, steht schon eines fest: Die Anwohner des Lärm geplagten Werthackers in Duissern werden leer ausgehen.

Vielleicht hat auch aus diesem Grund keiner der neun Bürger daran teilgenommen, die eine private Einwendung eingereicht hatten. Oder lag es an der frühen Uhrzeit von 10 Uhr, die es Berufstätigen fast unmöglich gemacht haben dürfte, zu erscheinen? Lediglich ein betroffener Bürger war am Dienstag anwesend. Nach einer knappen Stunde hatte die Bezirksregierung Düsseldorf als Verhandlungsleiter die nicht-öffentliche Sitzung schon beendet.

700 Züge am Tag: Siedlergemeinschaft Werthacker fordert weiter Lärmschutz

„Ich bin erst gar nicht hingegangen“, sagt Wolfgang Stahl, der im Namen der Siedlergemeinschaft am Kreuz Kaiserberg bereits seit Jahrzehnten um Schutzmaßnahmen gegen den Bahnlärm kämpft. Sieben Gleise führen hier entlang. Insbesondere der Güterverkehr und die hohe Frequenz von 700 Zügen am Tag machen den Siedlern zu schaffen. Mit der Einführung des neuen Rhein-Ruhr-Express hatten die Anwohner des Werthackers also auf begleitende Maßnahmen gehofft.

Doch schon im Vorfeld hatte die Deutsche Bahn Netz AG der Gemeinschaft schriftlich die Absage erteilt, obwohl auch sie keinen Zweifel an der bestehenden Lärmbelastung hat. Denn ausgerechnet hier werden für den RRX keine neuen Gleise verlegt, sondern die alten genutzt. Daher gelte „Bestandsschutz“ und der zugedachte millionenschwere Fördertopf des Bundes könne nicht für Maßnahmen genutzt werden – so zitiert Stahl aus der Begründung der DB Netz AG.

„Alle stimmen uns zu: Politik, Bahn, Experten. Aber die Bahn hat das Geld nicht, um den Lärmschutz zu finanzieren“, sagt Stahl. Er und die Siedlergemeinschaft wollen dennoch am Einspruch festhalten.

Auf ein besseres Ergebnis hingegen hofft Peter Neuhäuser, der an der Hansastraße nahe Goerdelerpark wohnt: „Es ist schon jetzt laut, weil die Züge aus dem Bahnhof volle Pulle rausfahren. Besonders beim ICE. Dann wackelt das ganze Haus.“

Bahn plant 1,7 Kilometer Schallschutz und 48 „passive Maßnahmen“ in Duisburg

Neuhäuser will wissen, ob man unmittelbar nach dem Bahnhof nicht „eine Art Tempo-30-Zone“ einrichten kann, um die Beschleunigung ein paar hundert Meter weiter zu verlegen. Geht das nicht, würde er auch neue Lärmschutzfenster in Anspruch nehmen, die von den Bundesgeldern gefördert würden.

Seine Chancen zumindest für neue Fenster stehen wohl nicht schlecht, denn im Ein- und Ausfahrtsbereich des Duisburger Hauptbahnhofs werden acht neue Weichenverbindungen entstehen. Zwei neue Ausfahrtssignale werden an der Strecke errichtet oder versetzt.

Links und rechts der Strecke baut die Bahn zwischen zwei und vier Meter hohe Schallschutzwände – insgesamt sind 1,7 Kilometer geplant. Zusätzlich will die DB Netz AG Duisburg 48 passive Maßnahmen wie Schallschutzfenster und Lüftungseinrichtungen umsetzen. Doch eine endgültige Entscheidung über die konkreten Maßnahmen an der RRX-Strecke in Duisburg muss durch das Eisenbahnbundesamt (EBA) noch getroffen werden.

Deutsche Bahn: Anwohner sollen beteiligt werden

Die Deutsche Bahn gibt zu den Maßnahmen an, dass „in dem Bereich nördlich unserer Ausbaumaßnahmen die Kollegen der Lärmsanierung tätig werden. Hier ist im direkten Anschluss ebenfalls eine Schallschutzwand geplant.“

Die Bahn räumt zudem ein, dass „aufgrund der Tatsache, dass sich die Strecke im Bereich Werthacker teilt, zwei Schallschutzwände errichtet werden (müssten)“. Doch diese werden nicht gebaut, weil sie vom Bund aufgrund eines schlechten Kosten-Nutzen-Faktors nicht bezuschusst würden. Die Bahn selbst wird also diese Wände auf eigene Kosten nicht errichten. „Es werden aber passive Maßnahmen, also die schalltechnische Verbesserung von Gebäuden umgesetzt“, sichert eine Sprecherin der Bahn zu.

Ferner sollen im Abschnitt 3.3 zwischen Hauptbahnhof und Kaiserberg die Anwohner an der Gestaltung der Schallschutzwände sowie an der Neugestaltung des Park im Baubereich beteiligt werden.

Hinweis der Redaktion: Diesen Artikel haben wir am 23. Juli um 21.15 Uhr um die Stellungnahmen der Deutschen Bahn im letzten Absatz ergänzt. Die Bahn hatte zudem mitgeteilt, dass im Ein- und Ausfahrtsbereich des Hauptbahnhofs nicht vier neue Weichenverbindungen entstehen, sondern acht.

Rhein-Ruhr-Express: So geht es weiter beim RRX-Ausbau

Ziel des laufenden Planfeststellungsverfahrens ist es, den Duisburger Hauptbahnhof und sein Umfeld so auszubauen, dass die RRX- und Fernverkehrszüge ohne Verzögerung abgefertigt werden können.

Besonders die Güterzüge sollen ab Abzweig Kaiserberg den Hauptbahnhof umfahren können. Dazu werden die Weichenverbindungen neu- und umgebaut.

Nachdem Bürger, Fachbehörden und Träger öffentlicher Belange ihre Kritik äußern konnten, hatte auch die Deutsche Bahn zum Erörterungstermin die Möglichkeit zur Stellungnahme. Im nächsten Schritt werden alle Stellungnahmen von der Planfeststellungsbehörde Eisenbahn-Bundesamt (EBA) abgewogen und in einem so genannten Planfeststellungsbeschluss entschieden.

Im Endausbau um das Jahr 2030 soll es vier stündliche RRX-Verbindungen zwischen Dortmund und Köln durch das Ruhrgebiet geben. Seit Dezember 2018 rollen die ersten RRX-Züge durchs Revier. Durch Duisburg fahren bereits RRX-Züge des Betreibers Abellio auf den Linien RE 1 (NRW-Express, Aachen–Hamm) und RE 11 (Rhein-Hellweg-Express, Düsseldorf–Kassel). Infos zum Projekt: www.rheinruhrexpress.de