Ruhrgebiet. . Der Rhein-Ruhr-Express (RRX) fährt seit zwei Monaten durchs Ruhrgebiet. Viele sind zufrieden mit dem neuen Zug, doch es gibt auch Widerspruch.
Die Erste Klasse ist in diesem Zug schwer zu erkennen? Das ist ja wohl Klagen auf dem aller-, aller-, allerhöchsten Niveau. Man sieht es schon: Lothar Ebbers aus Oberhausen hat nicht wirklich etwas auszusetzen am „Rhein-Ruhr-Express (RRX)“, der jetzt seit zwei Monaten durch das Ruhrgebiet fährt.
„Kinderkrankheiten“ sind dem NRW-Sprecher des Fahrgastverbandes „pro Bahn“ zugetragen worden, manchmal öffnet eine Türe nicht, manchmal gibt es Probleme beim Koppeln. Und manchmal steht der Zug eine Minute länger im Bahnhof. Weil er so schnell unterwegs ist, seinem Fahrplan vorauseilt. Wie gesagt: auf dem aller-, allerhöchsten Niveau.
„Die Sitze sind zu eng“
Aber was sagen die Nutzer des RRX? Menschen im Zug. Einmal Hamm und zurück.
Einer wie Johannes Pfaff bietet sich an als Augenzeuge, „ich sitz’ ja drin, seit Wochen“, sagt der junge Mann aus Kamen, der in Bochum Geografie studiert – da kommt man schnell ins Pendeln. Offenbar hat Pfaff sich gründlich umgeguckt. „Superding an sich“ sagt er und zählt auf: „Überall Steckdosen, gute Beleuchtung. Unter den Sitzen ist mehr Platz zum Ablegen, bei anderen Regionalzügen sind da so Trenner.“
Die Toiletten seien „kleiner, aber sauberer und mehr davon“. Einzig die Sitze seien „etwas unbequem“, sagt Pfaff. Er misst 1,86 Meter. Patrick (1,85 Meter) wird das später auch so sehen: „Die Sitze sind zu eng, und unter der Schräge im Oberdeck kann man kaum gerade sitzen.“
Pünktlichkeit ist den Fahrgästen sehr wichtig
Doch insgesamt überwiegt das Positive. „Der ist super, der Zug“, sagt etwa die Berufsschullehrerin Maria Hicking an Bahnsteig 6 in Essen: „Das Arbeiten im WLAN funktioniert optimal, das schätzen auch die Schüler.“ Außerdem sei der Zug „viel pünktlicher, weiß der Teufel, wie die das machen. Man weiß, der kommt pünktlich, dann ist man von sich aus schon entspannter.“
Mehrere Menschen kommen schnell auf die Pünktlichkeit zu sprechen: Dem einen ist sie wichtig, weil er den Umstieg in Dortmund erreichen muss; der anderen, weil sie zur Arbeit nach Kamen fährt: „Kommt meistens pünktlich“, sagt die 30-Jährige.
„Man gelangt damit von A nach B“
Doch bevor sie beim Betreiber „Abellio“ in Hagen jetzt zu schunkeln beginnen: Es gibt auch die radikal andere Ansicht, Rolf Hilkenbach vertritt sie zum Beispiel. „Nicht anders als die anderen Züge auch“, sagt der Sozialpädagoge, befragt irgendwo zwischen Hamm und Dortmund.
„Er wurde als schnellere Verbindung angepriesen, aber die Verspätungen sind immer die gleichen." Und auch seine Erfahrung mit dem WLAN auf Schienen ist eine andere: „Funktioniert nicht.“ Noch ein anderer Mann erkennt nichts Außergewöhnliches: „Das ist ein Zug, man gelangt damit von A nach B.“
Jeden Tag auf die Öffentlichen angewiesen
Zwischen Essen und Bochum sitzen vier Studenten, die heute aber mit anderen Absichten unterwegs sind. „Wir sind die nervigen Leute, die Sie immer auf der Straße anquatschen“, sagt Rachel Siehoff: Als Spendenwerberin wird sie gleich auf dem Aplerbecker Markt in Dortmund auftreten.
„Wir sind jeden Tag auf die Öffentlichen angewiesen“, sagt sie und findet den RRX „sehr angenehm, sehr leise, sehr schnell“. Ihr Kollege Till Umlauf findet es „cool, dass er eine Ablage hat“.
Doch auf dieser Linie RE 11 (Düsseldorf-Hamm) sind ja nicht nur Pendler unterwegs, sondern auch Kaumfahrer: „Hübsch, sieht freundlich aus“, sagt Jennifer Kornblum aus Bochum; und Anne von Bandemeer urteilt auf dem Heimweg: „Sehr neu, sehr sauber.“ Wir wollen ihnen aber auch ein anderes hübsches Zitat einer 30-Jährigen nicht vorenthalten: „Ich habe noch nie darüber nachgedacht, was ich über einen Zug denke.“
2019 fährt der RRX noch auf zwei weiteren Linien
Das Positive überwiegt. Gut, denn der RRX wird nun mehr und mehr in Nordrhein-Westfalen fahren. Von Juni an als Regionalexpress 5 (Wesel-Koblenz), von Dezember an als RE 6 (Köln-Minden durch das Ruhrgebiet). Im Juni 2020 wird der RE 1 ein RRX (Aachen-Hamm) und im Dezember 2020 der RE 4 (Dortmund – Mönchengladbach).
Und was die Meinungsverschiedenheiten zur Pünktlichkeit angeht: Für Ende Februar kündigt die Abellio-Sprecherin Julia Limia y Campos „verlässliche Zahlen“ an. Es ist, wie es ist: Unser Testzug war sehr pünktlich. Der nächste gar nicht.