Duisburg. Die Stadt Duisburg will ab August 80 neue Erzieher einstellen. Corona und eine Panne verzögerten das Verfahren. Bewerberin ärgert sich.
Tanja Schneider (Name von der Redaktion geändert) will sich beruflich verändern. Die gelernte Erzieherin freute sich deshalb, als die Stadt Duisburg zu Beginn des Jahres annoncierte, 80 zusätzliche, unbefristete, Stellen in Kindertagesstätten zu schaffen. Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Nachwuchs unter drei Jahren sowie steigende Kinderzahlen in Duisburg machten eine Aufstockung des Personals nötig.
Tanja Schneider schrieb eine Bewerbung – und hörte nichts. Corona und eine technische Panne verzögerten die Bewerbungsphase, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Tanja Schneider ärgert sich vor allem, weil sie über Zwischenstände nicht informiert wurde – und immer wieder selbst nachhaken musste. „Ich fühle mich von der Stadt hingehalten.“
Erzieher-Stellen: Stadt Duisburg setzt auf Online-Verfahren
„Seit vergangenem Jahr werden alle Stellen über ein Online-Verfahren ausgeschrieben“, erklärt Stadtsprecher Sebastian Hiedels. Innerhalb der Ausschreibungsfrist seien 241 Bewerbungen eingegangen. Zunächst konnten sich die Interessenten ab 6. März melden. Wegen Corona wurde das Verfahren allerdings unterbrochen und im Mai fortgeführt.
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„Bewerbungs-Odyssee“ nennt indes Tanja Schneider das Prozedere. „Ich habe mich früh beworben und bis Mai nichts gehört. Als ich dann anrief, hieß es: ,Gut, dass Sie sich melden. Es gab Probleme mit dem ersten Online-Bewerbungsverfahren. Das müssten Sie nochmal machen. Morgen ist Bewerbungsschluss.’“
Auf die Schnelle stellte sie Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse noch einmal zusammen – und bekam kurz darauf die Einladung für ein Gespräch.
Stadtsprecher Hiedels schildert die Situation so: „Bereits vor dem offiziellen Bewerbungsstart für die Erzieher-Stellen wurden von den Kandidaten in den Kitas und bei der Stadt klassische Bewerbungsmappen eingereicht. Diese Initiativbewerber wurden auf das anstehende Online-Bewerbungsverfahren verwiesen und um eine digitale Bewerbung gebeten. Ebenso wurden auch nach Beginn der Ausschreibung, trotz entsprechender Hinweise, weiterhin klassische Bewerbungsmappen eingereicht. Leider traten zudem beim Onlineverfahren Serverprobleme auf, sodass einige Bewerber keine Eingangsbestätigung per E-Mail erhalten haben. Normalerweise erfolgt diese automatisch.“
Nach Vorstellungsgesprächen wird ein Ranking erstellt
Das Vorstellungsgespräch fand schließlich, so Tanja Schneider, in einer kleinen Gruppe mit anderen Kandidaten statt. „Ich hatte ein ganz gutes Gefühl.“ Umso überraschter war sie allerdings, dass sie wieder nichts hörte und auf Nachfrage einen Zeitvertrag angeboten bekam.
Offiziell ist das Angebot aber immer noch nicht. „Innerhalb der Gespräche wird ein Ranking gebildet. Gewertet werden zum Beispiel das Auftreten der einzelnen Bewerber“, erläutert Hiedels. Zeugnisse und Qualifikationen seien indes zuvor geprüft worden und deshalb nicht mehr Bestandteil des Rankings. Werde die Mindestpunktzahl knapp verpasst, bietet die Stadt dem einen oder anderen befristete Verträge an. „Es handelt sich hierbei um einen Einzelfall.“ Er bedauert, dass die Betroffene nicht entsprechend informiert wurde.
Auswahlprozess ist noch nicht abgeschlossen
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Tanja Schneider ist deutlich verärgert, sie hat nämlich noch andere Bewerbungen geschrieben, würde aber gerne das Ergebnis bei der Stadt Duisburg abwarten. „Ich komme hier her und würde gerne in der Nähe arbeiten.“ Außerdem würde sie die Stadt einem privaten Träger als Arbeitgeber vorziehen. „Dort sind die Bedingungen einfach besser“, weiß sie aus Erfahrung.
Stadtsprecher Hiedels listet weitere Argumente auf: „Wir bieten nicht nur einen sicheren Arbeitsplatz, sondern in 81 verschiedenen Kindertageseinrichtungen interessante Schwerpunkte und unterschiedliche Konzepte im gesamten Stadtgebiet.“ Mit Stand vom 1. Juli sind 6655 Mitarbeiter bei der Stadt beschäftigt – 1277 davon arbeiten Voll- oder Teilzeit im Kita-Bereich.
Aktuell ist der Auswahlprozess übrigens noch nicht abgeschlossen. Voraussichtlich ab dem 27. Juli will die Stadt die Zu- und Absagen an die Bewerber verschicken.
Stadt investiert 5,2 Millionen Euro in zusätzliche Stellen
- • Für die Ausweitung des Stellenangebots muss die Stadt jährlich 5,2 Millionen Euro investieren. Für dieses Jahr wurden ab August anteilsmäßig 2,1 Millionen Euro eingeplant.
- • Außerdem wurden auf Antrag von SPD und CDU 24 zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen. Zehn davon sollen künftige Erzieher werden.