Duisburg. Einige Apotheker in Duisburg dürfen ab Herbst gegen Grippe impfen. Offene Fragen bei Pharmazeuten. Ärzte sehen Patientensicherheit gefährdet.
Wer sich gegen Grippe impfen lassen möchte, kann ab Herbst in Duisburg auch eine Apotheke aufsuchen. Mit dem Modellvorhaben soll geklärt werden, ob Impfquoten auf diese Weise erhöht werden können. „Wir planen erste Impfungen ab Ende September“, teilt der Apothekerverband Nordrhein mit.
Geplant ist, dass in Duisburg und am Niederrhein in einem ersten Schritt 25 Apotheker Influenza-Impfungen anbieten werden. Zeitnah, so berichtet der Apothekerverband, werden alle Pharmazeuten im Stadtgebiet angeschrieben und über die Möglichkeit der medizinischen Schulung informiert. Diese ist Voraussetzung für die Teilnahme am Modellvorhaben. „Es gibt zwei Schulungen zu je 10 Stunden.“ Gemeinsam mit einem Arzt üben die Apotheker das Impfen.
Impfen in Apotheken: Offene Fragen bei Duisburger Pharmazeuten
Einer von ihnen könnte Dr. Christoph Herrmann sein. Der Inhaber der Hubertus-Apotheke in Großenbaum spielt mit dem Gedanken, an dem Projekt teilzunehmen. „Ich sehe aber auch noch eine ganze Reihe von Schwierigkeiten“, sagt der Sprecher des Apothekerverbandes Duisburg/Niederrhein. Es müsse etwa darüber diskutiert werden, wie eine Impfung in den Arbeitsalltag integriert werden könne. Eine mögliche Form, die der Apothekerverband Nordrhein nennt, sind mögliche Impfsprechstunden. Zielführend wären Angebote ohne Terminvergabe, so Herrmann.
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In jedem Fall verpflichtend sind separate Räume mit einer Liege. Ein Piks zwischen Verkaufstresen und anderen Kunden sei für den Duisburger Apotheker ein undenkbares Szenario. Er ist überzeugt, dass durch umfangreiche Öffnungszeiten, die sogar Samstage mit einschließen, ein „niederschwelliger Zugang“ zu Impfungen geschaffen werden.
„Wir wollen Ärzten keinen einzigen Patienten wegnehmen“
Dabei stellt der Apotheker klar: „Wir wollen Ärzten keinen einzigen Patienten wegnehmen.“ Vielmehr sollen die Menschen abgeholt werden, die den Gang zum Arzt per se vermeiden. Impfen solle aber auch in Zukunft eine primär ärztliche Leistung bleiben. Das Modellvorhaben versteht er als sinnvolles „ergänzendes statt ersetzendes“ Angebot. Der Apothekerverband erwartet für die erste Grippesaison, dass jeder teilnehmende Pharmazeut im Schnitt zehn Impfungen realisiert.
Nach Angaben des Apothekerverbands Nordrhein erhalten die Apotheken für jede Impfung eine pauschale Vergütung von 12,61 Euro netto. Damit seien der Impfvorgang, die Verbrauchsmaterialien und die Erhebung der Daten für die notwendige Evaluation des Projektes abgegolten. Ein finanzieller Anreiz bestehe deshalb nicht, so Herrmann. Vielmehr sieht er in dem Modellvorhaben die Chance, sich von der Internetapotheke abzugrenzen, mit der alle öffentlichen Apotheken in Konkurrenz stehen.
Komplikationen möglich – Ärzte sehen Patientensicherheit gefährdet
Dabei sorgt das Thema Impfen in der Apotheke durchaus für Kontroversen. Insbesondere Ärzte haben Bedenken, dass Impfen ohne Arzt die Patientensicherheit gefährdet. Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein lehnt das Modellprojekt ab. „Bei jeder Impfung – auch bei der Grippeimpfung – kann es zu Komplikationen kommen wie etwa allergischen Reaktionen.“ In solchen Fällen sei unverzügliches ärztliches Notfallhandeln erforderlich.
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Apotheker Herrmann glaubt, dass der Einsatz des Notdienstes einen „gangbaren Weg“ darstellt, um die Versorgungsqualität der Patienten zu sichern. In wenigen Minuten sei in Notfallsituationen eine ärztliche helfende Hand zur Stelle. Auch die geplanten Schulungen sollen helfen, etwaige Risikofaktoren für eine Impfung einschätzen zu können. Außerdem, so Herrmann: „Hochrisikopatienten sollen nicht von uns geimpft werden.“
>>> Drei Jahre Testphase in Duisburg
• Das Modellvorhaben läuft über einen Zeitraum von drei Jahren und wird nach allgemein anerkannten wissenschaftlichen Standards begleitet. Beteiligt sind der Apothekerverband Nordrhein und die AOK Rheinland/Hamburg. Mit der Studie soll geklärt werden, ob Impfquoten auf diese Weise erhöht werden können.
• Im europäischen Ausland werden Impfung bereits von Apothekern durchgeführt. So dürfen etwa in Irland, Frankreich oder der Schweiz Pharmazeuten gegen Grippe impfen. Erhebungen haben laut dem Apothekerverband Nordrhein gezeigt, dass durch das Angebot in diesen Ländern auch die Zahl der Impfungen bei Hausärzten gestiegen sind.