Duisburg. Seit einem Jahr darf an der Unterführungsstraße in Duisburg-Meiderich ganz legal gesprayt werden. In der "Hall of Fame" haben sich über 800 Künstler verewigt, wenn auch einige nur für ein paar Stunden.

Beim Nikolaussprayen: Tobias Kalverkamp (r.) und Michael Rockstein (2.v.r) gestalten die Wandfläche. Fotos: Mike RöserAuch weihnachtliche Motive können bei den Sprayern ganz schön bunt sein.
Beim Nikolaussprayen: Tobias Kalverkamp (r.) und Michael Rockstein (2.v.r) gestalten die Wandfläche. Fotos: Mike RöserAuch weihnachtliche Motive können bei den Sprayern ganz schön bunt sein. © WAZ

Jeden Tag kommt ein neues Graffiti dazu. Jeden Tag wird ein altes übermalt. Und das seit einem Jahr. Die Freifläche an der Unterführungsstraße in Duisburg-Meiderich feierte nun ihren ersten Geburtstag und beim Graffiti-Wettbewerb wurden die besten Kunstwerke ausgezeichnet.

Nach zwei Tagen bereits wieder übersprayt

"Manche Bilder halten sich noch nicht einmal 48 Stunden", erklärte Monika Jonischkat, Streetworkerin des Jugendamts Duisburg. "Anfangs habe ich überlegt, die Graffitis zu fotografieren und zu dokumentieren, aber ich habe schnell gemerkt, dass das überhaupt nicht möglich ist" sagte sie.

Kein Wunder, bei dem Andrang. Bis zu 800 Sprayer haben sich im Verlauf des ersten Jahres in der "Hall auf Fame", wie die Unterführungsstraße von den Sprayern auch genannt wird, verewigt. Einige sind sogar eigens aus Hamburg oder München dafür angereist. "Für heute haben sich 50 Jugendliche angemeldet. Jedem Teilnehmer stellt das Jugendamt fünf Sprühdosen", erklärte Monika Jonischkat. "Was die Teilnehmer dann sprühen, ist ihnen frei gestellt. Allein die Farben geben wir vor und die sind weihnachtlich."

Möglichkeit sich auszuprobieren

Nikolaussprayen an der Unterführungsstraße am 06.12.08 in Duisburg. Im Bild: Sprayer verzieren die Wand. Foto: Mike Röser
Nikolaussprayen an der Unterführungsstraße am 06.12.08 in Duisburg. Im Bild: Sprayer verzieren die Wand. Foto: Mike Röser © WAZ

Marten Dalimot gehört zum Team der Streetworker und ist selbst seit zehn Jahren leidenschaftlicher Graffitisprüher. "Die Hall of Fame bietet den Jugendlichen, die Interesse am Graffiti haben, die Möglichkeit sich auszuprobieren und den etablierten Graffitikünstlern einen Raum, um Ideen umzusetzen. Und das alles ganz legal!" erklärte Marten Dalimot, während er ein Nikolausgesicht an die Wand sprühte.

Auch Oberbürgermeister Adolf Sauerland und Jugendamtsleiter Thomas Krützberg schauten vorbei und ließen sich von den Jugendlichen ihre Begeisterung für die Graffitikunst erklären. "Wir planen im kommenden Jahr noch weitere Freiflächen für die jugendlichen Sprayer freizugeben. Der Andrang und die Nachfrage sind nämlich sehr groß", sagte Monika Jonischkat.

Die Nachbarschaft ist geteilter Meinung

Bei Glühwein und Schokonikoläusen beobachtete man die Sprüher und unterhielt sich über die umstrittenen Graffitis. "Einige Menschen in der Nachbarschaft haben mir gesagt, dass sie die Graffitis toll finden. Andere hingegen ärgern die bunten Bilder und Schriften. Die Meinung ist sehr geteilt", urteilt Monika Jonischkat. Am späten Nachmittag wurden die Gewinner des Wettbewerbs bekannt gegeben.

Der erste Preis ging an die "Stylepolice", ein dreiköpfiges Sprayerteam aus Gelsenkirchen und Recklinghausen. Die drei Jugendlichen arbeiteten den ganzen Tag im Team an einer Nikoläusin. Und die Gewinner konnten sich über Farbdosen, Sprayermasken und andere nützliche Graffitiutensilien freuen.