Duisburg. Ihr Budget finanzieren die Helfer von DRK, Johannitern und Maltesern durch Wachen auf Veranstaltungen. Nach der Coronakrise fehlt Geld.
Viele kleine und große Geschäfte fahren in der Corona-Pandemie erhebliche Einbußen ein. Doch auch diejenigen, die mitgeholfen haben, das Virus in Duisburg zu bekämpfen, sind stark betroffen: Die ehrenamtlichen Helfer vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), Malteser-Hilfsdienst und Johanniter-Unfallhilfe. Sie finanzieren einen großen Teil ihres Jahresbudgets durch Bereitschaftseinsätze. Denn Bund, Land und Kommunen beteiligen sich am Katastrophenschutz nur teilweise.
Jean-Claude Schenck, Kreisbereitschaftsleiter des DRK in Duisburg, rechnet mit Verlusten von 110 000 Euro. So viel bekam die Hilfsorganisation im vergangenen Jahr durch Bereitschafts- und Rettungseinsätze – ein Viertel der gesamten Ausgaben. Schenck bereiten vor allem die laufenden Kosten Sorgen: Uniformen, die Versicherung und Stellplätze der Fahrzeuge, Telefonrechnungen – all das muss seine Hilfsorganisation selbst leisten.
Sanitätswachen auf Kirmes oder bei Marathon sind finanzielles Hauptstandbein
Das DRK, die Malteser und die Johanniter finanzieren sich unter anderem durch Bereitschaftseinsätze. „Wenn wir auf einer größeren Veranstaltung, zum Beispiel einer Kirmes, Sanitätswache halten, bezahlt uns der Veranstalter dafür“, sagt Schenck. „Wegen der Corona-Pandemie können gerade natürlich keine größeren Events stattfinden. Das heißt, uns fehlt am Ende einiges an Geld. Natürlich ist es unsere Aufgabe, zu helfen. Aber wir verlangen immer etwas, wenn der Veranstalter selbst Geld verdient“, so Schenck. „Das ist unser Hauptstandbein“, betont auch Patrick Seifert, Zugführer der Duisburger Malteser, der mit einem Minus von 85 Prozent rechnet.
Bei Geräten, Ausbildungen und Führerscheinen übernehmen Bund und Land nur einen Pflichtanteil, zusätzliche Qualifikationen und Maschinen gehen zu Lasten der Ehrenamtlichen. „Um einen Rettungswagen zu fahren, braucht man einen Lkw-Führerschein. Den bezahlen wir natürlich. Es kann aber sein, dass im nächsten Jahr kein Geld dafür da ist. Oder dass ein kaputtes Fahrzeug unrepariert bleibt“, fasst Schenck zusammen.
Hilfsorganisation könnte in den kommenden Jahren Geld für Ausbildung neuer Kräfte fehlen
Insbesondere um die Expertise neuer Kräfte sorgt sich Frank Funken, Zugführer der Johanniter. Während hauptamtliche Rettungssanitäter lediglich die Standardausbildung erhielten, lernen ehrenamtliche Katastrophenhelfer außerdem, wie sie mit einem Notstromgerät umgehen, wie sie Trinkwasser aufbereiten und sich durch Trümmer bewegen. „Unter Umständen fehlt da in den kommenden Jahren qualifiziertes Personal, weil wir die Ausbildung nicht bezahlen können“, sagt er.
Die Finanzierung des Katastrophenschutzes ist gesetzlich genau geregelt: Ein Drittel übernimmt langfristig gesehen der Bund, ein Drittel das Land. Den Rest müssen die Hilfsorganisationen selbst aufbringen, sei es durch Spenden oder Einsätze – anders als die Feuerwehr, die der jeweiligen Kommune untersteht und direkt von ihr finanziert wird.
Zugführer der Johanniter sieht die Stadt in der Pflicht
Einen Überschuss dürfen die Organisationen als gemeinnützige Vereine nicht erwirtschaften, auch etwaige Tochtergesellschaften, wie ein Pflegedienst, sind gemeinnützig und damit zweckgebunden – sie dürfen ebenfalls nicht im Katastrophenschutz verwendet werden. Die Kommunen wiederum sind nicht verpflichtet, sich an den Kosten für den Katastrophenschutz zu beteiligen. Gibt es Schäden an einem Wagen oder Gerät, müssen entweder Bund, Land oder die Organisation dafür aufkommen – je nachdem, wer bereits die Anschaffung finanziert hat.
Frank Funken sieht bei der Unterstützung die Stadt in der Pflicht. Gemeinsam mit Schenck und Seifert hat er einen Brief an den Oberbürgermeister formuliert. „Wir stellen den Katastrophenschutz in Duisburg für Duisburg sicher, die Stadt hat also einen Nutzen dadurch“, meint er. Der Schutz der Bevölkerung sei auch in den kommenden Jahren gewährleistet, das finanzielle Loch aber werde bestehen bleiben. Mehr denn je sind die Hilfsorganisationen aber auf Spenden angewiesen. „Wir haben bislang immer Mittel und Wege gefunden“, schließt sich auch Seifert an. „Hilfe ist unser Auftrag.“